„Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden“

16. Oktober 2020 in Aktuelles


Journalist Tomasz Kycia bewertet im polnisch-katholischen Magazin „Więź“ den Synodalen Weg: „So etwas hat es in der Kirche noch nie gegeben.“


Bonn-Warschau (kth.net/pl) „Wir müssen Kardinal Marx zustimmen: Der deutsche Synodale Weg ist ein sui-generis-Prozess. So etwas hat es in der Kirche noch nie gegeben. Dies ist ein Format für Besprechungen, das die meisten Teilnehmer gerne als Synode bezeichnen, das jedoch bewusst nicht den kanonischen Anforderungen einer lokalen Synode entspricht.“ So bewertet der Journalist Tomasz Kycia in der polnischen katholischen Monatszeitschrift „Więź“ die Entwicklungen rund um den Synodalen Weg. Kycia istTheologe und Journalist, lebt in Deutschland und arbeitet für den WDR, den RBB und den polnischsprachigen Auftritt von „Vatican News“.

 

Papst Franziskus habe „die deutschen Bischöfe bereits 2015 während seines Ad-limina-Besuchs“ gewarnt und davon gesprochen, dass es um eine Art Neo-Pelagianismus gehe, bei der man das Vertrauen in die Verwaltung perfekter Strukturen setze, erinnerte Kycia und statuierte: „Der Synodale Weg ist keine Erneuerungsbewegung in der Kirche in Deutschland. Diese Treffen … sind vom liturgischen Rhythmus losgelöst und auf kirchliche und politische Gespräche reduziert, bei denen die Soziologie die grundlegende Hermeneutik darstellt.“

 

Der Journalist, der selbst bei einem der Synodalen Treffen als Berichterstatter anwesend gewesen war, beschreibt weiter: „Ich hatte den Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden und die zweitausend Jahre Tradition, den theologischen Reichtum und die Entwicklung der Lehre, die zweitausend Jahre der Gründung der Apostel, Väter und Lehrer der Kirche und vieler anderer Heiliger völlig ignorierten. Die Form des Synodalen Weges ist das Ergebnis des deutschen Verbandskatholizismus, dessen Strukturen und Aktivitäten auf den Prinzipien der Demokratie beruhen. Neben der Deutschen Bischofskonferenz ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken der Hauptorganisator der Treffen, das bis zu 94 Mitglieder entsendet und mit den Bischöfen ein Synodenpräsidium schafft. Im Gegensatz zu einer so großen Gruppe von ZdK-Delegierten sind deutsche Gemeinschaften und Erneuerungsbewegungen nur mit drei (!) Personen vertreten.“

 

Dann fragt Kycia, welche Rolle den die Bischöfe beim Synodalen Weg spielten. „Die überwiegende Mehrheit des deutschen Episkopats unterstützt weitreichende Reformen. Dies ist sowohl auf ihre öffentlichen Reden als auch auf Backstage-Gespräche zu vernehmen. Es gibt auch eine kleine Gruppe von Bischöfen, die anfangs glaubten, dass dieses Format nützlich sein würde, um das schwierige und schmutzige Problem der Pädophilie unter den Geistlichen zu lösen. Heute, wo bereits bekannt ist, dass es nur ein Vorwand war, eine lange vorbereitete Agenda revolutionärer Reformen auf den Weg zu bringen, beginnen einige von ihnen zunehmend, den Synodenweg mit einer kritischen Meinung zu bewerten. Der bekannteste Kritiker ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der zunehmend vor Schisma und dem Aufstieg der deutschen Nationalkirche warnt. Kürzlich (am Samstag, 26. September) in Rom erinnerte er während des traditionellen Treffens des Studentenkreises von Joseph Ratzinger daran, dass der Synodenweg aufgrund des Glaubwürdigkeitsverlustes der Kirche in Deutschland aufgrund von Fällen von Pädophilie unter den Geistlichen eingerichtet wurde.“ Woelki hatte aber, da diesem Problem beim Synodalen Weg nur wenig thematisiert wird, inzwischen den Verdacht geäußert, dass dieses Problem nur als Werkzeug für andere Wünsche genutzt werde.

 

Zur Behauptung des DBK-Vorsitzenden Georg Bätzing, „Es gibt keine Tendenzen in irgendeiner Weise, uns als Nationalkirche abzuspalten“, bemerkte Kycia: „Wenn jedoch solche Zusicherungen gemacht werden müssen, liegt ein Problem vor.“

 

Link zum „Więź“-Originalartikel: Tomasz Kycia - Droga synodalna – ku odnowie czy ku schizmie?

Foto: Symbolbild


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