"Interreligöse Feiern sind das neue 'katholisch'"

14. September 2020 in Kommentar


"Ein Bischof Bätzing, der so großzügig katholisch und evangelisch verpanschen kann, kann auch locker andere Religionen für sich vereinnahmen" - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Es war durchaus überraschend, dass der Sprecher der Bischofskonferenz in einem Essay, der außer in einer Wochenzeitung auch vom Sekretariat der Konferenz eigens veröffentlicht wurde, einen interreligiösen Feiertag postulierte. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Verhalten zustimmend war das Maximum an positiver Resonanz. Die meisten Reaktionen waren höflich ablehnend. Danke, aber danke nein. Aus katholischen Kreisen kam so gut wie keine Reaktion. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Mitbrüder schwiegen alle betreten. Als Grund deutet der Bischof die Coronakrise an, die irgendwie alles verändert hat. In der Kirche hat sich durch die Krise eine Menge verändert. Und irgendwie braucht das jetzt einen Feiertag?

 

Nun ist es in der Kirche nicht völlig unüblich, nach einer überstandenen Bedrohung, die man auf Grund einer Intervention Gottes, womöglich auf Fürsprache eines Heiligen, glücklich überstanden hat, ein neues Fest einzuführen. Man denke nur an das Rosenkranzfest. Man denke an viele regionale Gelöbnisse, die nach überstandener Pest oder überlebter Belagerung der Stadt noch bis heute jährliche Sakramentsprozessionen zur Folge haben. Eines ist all diesen Festen und diesen Krisen gemeinsam. Die Kirche hat diese Krisen mit den Gläubigen gemeinsam erlebt und vor allem durchlebt. Priester waren bei den Leidenden, den Sterbenden. Die Kirche war mit ihrer Seelsorge omnipräsent. In Kriegen zogen Priester mit aus, den Soldaten im Feld beizustehen.

 

Das war in dieser Krise deutlich anders. Die Kirche schloss sich ein, war abwesend und wurde nur noch per Video übertragen. Alte starben in Heimen, ohne mit den Tröstungen der Mutter Kirche versehen worden zu sein. Kranke warteten vergeblich auf den Priester, der ihnen die Kommunion spendete. Der Trost der Sakramente war gleich in ein anderes Universum gerückt. Von keinem Bischof hörte man ein Wort des Protestes gegen eingesperrte Senioren, die zum Teil gar nicht verstanden, warum ihre Kinder und Enkel sie nicht mehr besuchen. Demente starben, weil sie sich vergessen glaubten. Bis heute hat noch kein Bischof seine Stimme erhoben, weil Großeltern in Pflegeheimen bis heute ihre Enkel nicht umarmen dürfen. Die Kirche macht sich noch immer zum Kumpan der staatlich verordneten sozialen Kälte um der Hygiene willen.

 

Der Bischof von Limburg neigt zudem durchaus dazu, über einen angenommenen katholischen Tellerrand zu schauen. Einer gegenseitigen Einladung zu Kommunion und Abendmahl stehen nach Ansicht Bätzings keine theologischen Hindernisse entgegen. Dass sich katholisches und evangelisches Amtsverständnis redlicherweise kaum in Einklang bringen lassen, ist egal. Egal ist auch das unterschiedliche Verständnis von Realpräsenz und Erinnerungsmahl. Ein Bischof, der so großzügig katholisch und evangelisch verpanschen kann, kann auch locker andere Religionen für sich vereinnahmen. Corona ist der Panademie der großen Solidarität, des großen gesellschaftlichen Zusammenrückens des ganzen Volkes hinter der Regierung, führt der Bischof aus. Wie hoch muss ein bischöflicher Elfenbeinturm eigentlich sein, um die gesamtgesellschaftlichen Verwerfungen durch die Coronapolitik der Bundesregierung und der Landesregierungen nicht wahrzunehmen. Noch in diesem Herbst werden wir neue Rekorde der Arbeitslosigkeit erleben. Von den psychischen Kollateralschäden der sozialen Distanzierung und der erzwungenen Maskierung erst gar nicht zu reden.

 

Die Kirche bekommt die Quittung für ihre Coronapolitik. Sie verfällt in eine galoppierende Irrelevanz. Die Kirchensteuereinnahmen fallen ins Bodenlose und die Austritte erreichen auch in diesem Jahr neue Rekorde. Der Kirchenbesuch wird sich niemals wieder erholen und im niedrigen einstellen Prozentbereich einpendeln. Man ergeht sich darin – wir erraten es schon – eine Sonderkollekte durchzuführen. Die Frechheit, denen die unter der Krise ohnehin wirtschaftlich gelitten haben, auch noch in die Tasche greifen zu wollen, ist unsäglich. Man könnte stattdessen die milliardenschweren Vermögen der Bistümer mal um 1 Promille erleichtern und das Geld als Coronahilfe einsetzen.

 

In der Tat besteht gar kein Grund, ein neues kirchliches Fest einzuführen, es sei denn man führte einen allgemeinen Bußtag ein, um für das Versagen der Hirten Sühne zu leisten. Stattdessen versucht man es interreligös. Doch andere Religionen haben offensichtlich den Sensus noch nicht verloren, dass ein religiöses Fest auch immer etwas mit dem je eigenen Glauben zu tun hat, mit Gottesdienst und Gotteslob. Und da fängt das Problem an, wenn man seinen eigenen Glauben scheinbar vergessen hat. Katholiken, Protestanten, Muslime, Hindus, Juden, Buddhisten und viele andere glauben einfach nicht dasselbe. Nur wer gar nicht mehr gemäß dem Credo und der Heiligen Schrift glaubt, wer absolute Wahrheiten nicht mehr für möglich hält, kann auf eine derartige Idee kommen. Ein interreligiöser Feiertag ist nicht katholisch, das ist freidenkerisch. Dem Staat, der EU oder der WHO sei es unbenommen, einen Coronagedenktag einzuführen. Dieser wäre für Katholiken ebenso verpflichtend, wie der erste Mai oder der dritte Oktober, nämlich gar nicht.


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