Ohne Kompromisse – das Martyrium des Johannes

29. August 2020 in Aktuelles


Der Dienst des Martyriums und der Hass Satans. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der heilige Johannes der Täufer, der Wegbereiter Jesu. Im Römischen Kalender ist er der einzige Heilige, von dem sowohl die Geburt, am 24. Juni, als auch der Tod durch das Martyrium gefeiert wird (29. August). Die Feier des Martyriums Johannes des Täufers erinnere uns daran, so Benedikt XVI., dass man gegenüber der Liebe zu Christus, zu seinem Wort, zur Wahrheit keine Kompromisse eingehen könne: „die Wahrheit ist Wahrheit, es gibt keine Kompromisse“.

 

Auch Papst Franziskus beschäftigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Geschehen und dem Evangelium vom Martyrium „des größten Menschen, der von einer Frau geboren wurde“. Dieses sei „ein großes Zeugnis: das Leben hat nur dann Wert, wenn es anderen in der Liebe, im Alltag, in der Familie gegeben wird“.

 

So erklärte der Papst 8. Februar 2019 in der Morgenmesse in Santa Marta, dass es sich bei diesem Evangelium (Mk 6,14-29) um eine Geschichte mit vier Gestalten handle. Auf sie solle offenen Herzens gesehen werden, dass der Herr zu uns spreche: der König Herodes, korrupt und unentschlossen, Herodias, die Frau des Bruders des Königs, der nur hassen konnte, Salome, die eitle Tänzerin und der Prophet , der allein in einer Zelle enthauptet wird. Eine Geschichte, die Franziskus vom Ende her beschriebt, mit den Jüngern des Johannes, die kamen und seinen Leichnam holten und ihn in ein Grab legten.

 

„Der Größte endete auf diese Weise“, so der Papst: „aber Johannes wusste das, er wusste, dass er sich vernichten musste“. Er habe dies von Anfang an gesagt und dabei von Jesus gesprochen: „Er muss wachsen, ich aber geringer werden“. Und er „ist bis zum Tod geringer geworden“. Er sei der Vorläufer, der Ankündiger Jesu gewesen, der gesagt habe: „Ich bin es nicht, er ist es“, der Messias. „Er zeigte ihn den ersten Jüngern“, rief der Papst in Erinnerung, „und dann erlosch sein Licht nach und nach, bis zur Dunkelheit jener Zelle im Gefängnis, allein, wo er enthauptet wurde“.

 

„Doch warum ist das geschehen?“, fragte sich Franziskus: „Das Leben der Märtyrer ist nicht leicht zu erzählen, das Martyrium ist ein Dienst, es ist ein Geheimnis, es ist ein besonderes und sehr großes Geschenk des Lebens. Und schließlich enden die Dinge gewaltsam, weil menschliche Haltungen dazu führen, dass einem Christen, einem ehrlichen Menschen das Leben genommen und er zum Märtyrer gemacht wird..

 

Dann analysierte der Papst die Haltung der drei Protagonisten des Martyriums. Vor allem der König, „der glaubte, Johannes sei ein Prophet, „er hörte ihm willig zu“, er habe ihn an einem gewissen Punkt geschützt, aber ihn im Gefängnis behalten. Er sei unentschlossen gewesen, weil Johannes „ihn wegen seiner Sünde des Ehebruchs zurechtwies“. Im Propheten „spürte Herodes die Stimme Gottes, die zu ihm sagte: ‚Ändere dein Leben!’, doch er vermochte es nicht. Der König war korrupt, und wo Korruption herrscht, ist es sehr schwierig, herauszukommen“. Ein Korrupter, der „versuchte, ein diplomatisches Gleichgewicht herzustellen“ zwischen seinem nicht nur ehebrecherischen, sondern auch von so vielen Ungerechtigkeiten gezeichnetem Leben und seinem Gewissen, „das wusste, dass jener Mensch ein Heiliger war“. Und er haben diesen Knoten nicht lösen können.

 

Dann beschrieb der Papst Herodias, die Frau des Bruders des Königs, der von Herodes getötet worden sei, um sie zu haben. Das Evangelium sage von ihr nur, dass sie Johannes gehasst habe, weil er klar gesprochen habe. „Und wir wissen, dass der Hass zu allem fähig ist“, kommentierte Franziskus, „er ist eine große Kraft. Der Hass ist der Atem Satans. Denken wir daran, dass er nicht lieben kann, er kann nicht lieben. Seine ‚Liebe’ ist Hass. Und diese Frau hatte den satanischen Geist des Hasses, der zerstör“.

 

Schließlich die dritte Gestalt, die Tochter von Herodias, Salome, die gut tanzen könne, „was die Gäste, den König so sehr erfreute“. In dieser Begeisterung habe Herodes dem Mädchen versprochen: „Ich werde dir alles geben“. „Er benutzt dieselben Worte“, woran der Papst erinnerte, „die auch Satan benutzt hatte, um Jesus zu versuchen: ‚wenn du mich anbetest, werde ich dir alles geben, das ganze Reich’. Aber Herodes konnte es nicht wissen’:

 

„Hinter diesen Charakteren steht Satan, der Säer des Hasses bei der Frau, der Säer der Eitelkeit beim Mädchen, der Säer der Korruption beim König. Und der ‚größte Mann, der von einer Frau geboren wurde’, endete allein in einer dunklen Zelle des Gefängnisses, aus einer Laune einer eitlen Tänzerin heraus, durch den Hass einer teuflischen Frau und die Korruption eines unentschlossenen Königs. Er ist ein Märtyrer, der es zuließ, dass sein Leben weniger wird, um für den Messias Platz zu machen“.

 

Johannes sterbe dort in der Zelle, in der Anonymität, „wie viele unserer Märtyrer“, kommentierte Papst Franziskus bitter. Das Evangelium sage nur, dass „die Jünger hingegangen sind, um den Leichnam mitzunehmen und zu begraben“. Wir alle dächten, fügte der Papst hinzu, dass dies „ein großes Zeugnis eines großen Mannes, eines großen Heiligen ist“:

 

„Das Leben hat nur Wert, wenn es geschenkt wird, wenn es in der Liebe , in der Wahrheit geschenkt wird, wenn es anderen gegeben wird, im täglichen Leben, in der Familie. Es immer schenken. Wenn jemand das Leben für sich nimmt, um es zu hüten, wie der König in seiner Korruption oder die Frau mit dem Hass oder das Mädchen, das Mädchen mit seiner Eitelkeit – ein wenig eine Heranwachsende und Gedankenlose –, dann stirbt das Leben, das Leben endet, es verwelkt, es nützt nicht“.

 

Johannes, so Franziskus abschließend, „schenkte sein Leben: ich dagegen muss geringer werden, damit er gehört und gesehen werden kann, damit er, der Herr, sich offenbart“:

 

„Ich empfehle euch nur, nicht zu sehr darüber nachzudenken, sondern euch an das Bild zu erinnern, an die vier Charaktere: an den korrupten König, an die Frau, die nur zu hassen wusste, an das eitle Mädchen, das sich nichts bewusst ist, und an den Propheten, allein, in einer Zelle enthauptet. Darauf blicken, und jeder öffne das Herz, dass der Herr zu ihm darüber spreche“.

 

Denn: klein werden, klein werden, kein werden: so sei das Leben des Johannes gewesen. Ein Großer, der nicht seinen eigenen Ruhm gesucht habe, sondern den Ruhm Gottes, und der „auf derart prosaische Weise, in der Anonymität endet“. Doch mit dieser seiner Haltung habe er Jesus den Weg bereitet“, Jesus, der auf ähnliche Weise in der Angst, allein und ohne die Jünger gestorben sei.


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