Montenegro: Spannung mit Kirche vor Parlamentswahl

27. August 2020 in Aktuelles


Serbisch-Orthodoxe mobilisieren mit "Kreuzprozessionen" erneut gegen umstrittenes Religionsgesetz


Podgorica (kath.net/KAP) Im Hinblick auf die am Sonntag bevorstehenden Parlamentswahlen in Montenegro hat sich der Konflikt zwischen der Staatsführung von Präsident Milo Djukanovic und Ministerpräsident Dusko Markovic auf der einen Seite und der serbisch-orthodoxen Kirche auf der anderen erneut zugespitzt. Ursache ist das im Dezember 2019 im Parlament verabschiedete Religionsgesetz, auf dessen Grundlage der im Land dominierenden serbisch-orthodoxen Kirche sakrale Gebäude entzogen werden könnten.


Staatspräsident Djukanovic ist aktiver Förderer der von Belgrad und der Weltorthodoxie nicht anerkannten montenegrinisch-orthodoxen Kirche als Gegengewicht zur Serbischen Orthodoxie. Letztere sieht die wiedergegründete autonome Kirche als Sektengruppe und veranstaltete seit der Verabschiedung des umstrittenen Gesetzes zunächst zwei Mal pro Woche "Kreuzprozessionen", die dann unter Berufung auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie unterbunden, vergangenen Sonntag jedoch wieder aufgenommen wurden.


Die größte Prozession führte ab den frühen Morgenstunden von Niksic in die Hauptstadt Podgorica, wo sie mehrere Stunden von der Polizei blockiert, dann aber ziehen gelassen wurde. Zur Mittagszeit erreichten die Teilnehmer die Auferstehung-Christi-Kathedrale in Podgorica, wo sich Oppositionsführer Zdravko Krivokapic an die Gläubigen wandte. Berichten zufolge eröffneten die montenegrinischen Sicherheitsbehörden gegen fünf Priester und drei weitere Personen Verfahren wegen Verstößen gegen die Corona-Bestimmungen.

In ähnlicher Intention war schon zuvor am Marienfeiertag (15. August) von Budva aus eine Schiffsprozession mit 70 Booten "für die Freiheit der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro" veranstaltet worden. Auch der serbisch-kanadische Liedermacher Filip Jankovic trug kaum zu einer Glättung der Wogen bei. Die spirituelle Freiheit des serbischen Volkes sei nicht verhandelbar, meldete sich der als "Filip Filipi" bekannte Rapper zu Wort. Die serbische Kirche sei "unveränderbar" und müsse in einer "heiligen Pflicht" verteidigt werden.


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