Gott preisen wie Maria

15. August 2020 in Aktuelles


Franziskus: die Aufnahme Mariens in den Himmel – der wahre große Sprung nach vorne für die Menschheit. Gott als die erste Größe des Lebens ansehen.Mutter der Hoffnung. Mahnung zum Dialog zwischen Ägypten, Äthiopien und dem Sudan. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war. Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt“: Angelus am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel. „Als er das sagte, da erhob eine Frau aus der Menge ihre Stimme und rief ihm zu: Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat! Er aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen“ (Lk 11,27-28).

 

Als der Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt habe, so der Papst in seiner Ansprache vor dem Mittagsgebet, sei ein berühmt gewordener Satz gesagt: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit“. Tatsächlich hätte die Menschheit damals einen historischen Meilenstein erreicht. Doch heute, bei Marias Aufnahme in den Himmel, feierten wir eine unendlich größere Leistung. Die Gottesmutter habe ihre Füße in das Paradies gesetzt. Sie sei dorthin nicht nur im Geist gegangen, sondern auch mit ihrem Leib. Dieser Schritt der kleinen Jungfrau von Nazareth „war der große Sprung nach vorn für die Menschheit“.

 

Es sei sinnlos, zum Mond zu fliegen, wenn wir auf der Erde nicht wie Brüder und Schwestern lebten. Doch die Tatsache, dass einer von uns mit seinem Leib im Himmel lebe, gebe uns Hoffnung. Wir verstünden, „dass wir kostbar sind, dazu bestimmt, aufzuerstehen“. Gott werde nicht zulassen, dass sich unser Leib in Luft auflöse. Bei Gott werde nichts verloren gehen. In Maria sei das Ziel erreicht, und wir hätten den Grund vor Augen, warum wir unterwegs seien: nicht um die Dinge hier unten zu erobern, die verschwinden, sondern die Heimat dort oben, die für immer sei. Die Gottesmutter sei der Stern, der uns leitet. Sie leuchte, wie das Konzil lehre, „als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran" (vgl. Lumen gentium, 68).

 

„Was rät uns unsere Mutter?“, fragte sich der Papst. Heute sage sie im Evangelium als erstes: „Meine Seele preist die Größe des Herrn“ (Lk 1,46). Da wir an diese Worte gewöhnt seien, achteten wir vielleicht nicht mehr auf ihre Bedeutung. „Preisen“ – magnificare – bedeute wörtlich „groß machen“, vergrößern. Maria „vergrößert“ den Herrn": nicht die Probleme, an denen es ihr in jenem Augenblick nicht gefehlt habe, sondern den Herrn. Wie oft „haben wir uns dagegen von Schwierigkeiten überwältigen und von Ängsten absorbieren lassen!“. Die Gottesmutter tue das nicht, weil sie Gott als die erste Größe des Lebens ansehe. Von hier entspringt das „Magnifikat“, von hier werde die Freude geboren: nicht aus der Abwesenheit von Problemen, die früher oder später kämen, sondern aus der Gegenwart Gottes. Denn „Gott ist groß. Und er schaut auf die Kleinen“.

 

In der Tat erkenne Maria sich selbst als klein und preise „das Große“ (V. 49), das der Herr an ihr getan habe: zuerst das unerwartete Geschenk des Leben. Maria sei Jungfrau und werde schwanger. Und Elisabet, die alt gewesen sei, erwarte ebenfalls ein Kind. Der Herr wirke Wunder bei den Kleinen, bei denen, die sich selbst nicht für groß hielten, die aber Gott einen großen Platz im Leben einräumten. Er breite seine Barmherzigkeit über diejenigen aus, die auf ihn vertrauten, und er erhöhe die Niedrigen. Dafür preise Maria Gott.

 

Und wir könnten uns fragen: „denken wir daran, Gott zu preisen? Danken wir ihm für die großen Dinge, die er für uns tut? Für jeden Tag, den er uns schenkt, weil er uns immer liebt und uns immer vergibt, für seine Zärtlichkeit? Und: weil er uns seine Mutter gegeben hat, für die Brüder und Schwestern, die er auf den Weg bringt, weil er uns den Himmel geöffnet hat?“. Wenn wir das Gute vergäßen, schrumpfe das Herz. Doch wenn wir uns wie Maria an das Große erinnerten, das der Herr tue, wenn wir ihn wenigstens einmal am Tag preisten, dann machten wir einen großen Schritt nach vorn: „das Herz wird sich weiten, die Freude wird wachsen“.

 

Nach dem Angelus erinnerte Franziskus an den Titel der Gottesmutter „Mutter der Hoffnung“. Dieser Titel sei kürzlich in die Lauretanischen Litaneien aufgenommen worden: „wir erbitten ihre Fürsprache für alle Situationen in der Welt, die am meisten nach Hoffnung dürsten: Hoffnung auf Frieden, auf Gerechtigkeit, auf ein menschenwürdiges Leben. Heute möchte ich besonders für die Menschen in der nördlichen Region Nigerias beten, die Opfer von Gewalt und Terroranschlägen sind“.

 

Ägypten, Äthiopien und der Sudan sollten dann den Weg des Dilaogs bei der Auseinandersetzung um den Nil beschreiten: "Ich verfolge mit besonderer Aufmerksamkeit die Situation der schwierigen Verhandlungen über die Nil-Frage zwischen Ägypten, Äthiopien und dem Sudan. Ich lade alle Parteien ein, den Weg des Dialogs fortzusetzen, damit der 'Ewige Fluss' weiterhin ein Lebensader bleibt, die verbindet und nicht trennt, die stets Freundschaft, Wohlstand und Brüderlichkeit nährt und niemals Feindschaft, Missverständnisse oder Konflikte entstehen lässt. Der Dialog, liebe Brüder und Schwestern Ägyptens, Äthiopiens und des Sudan, soll eure einzige Wahl sein, zum Wohle eurer lieben Völker und der ganzen Welt.

 


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