Knappe Mehrheit in Amerika gegen Abtreibungen

30. Juni 2020 in Chronik


US-Umfrage: Künstliche Verhütungsmittel halten 90 Prozent für moralisch vertretbar, Scheidungen mehr als 70 Prozent, Homosexualität knapp zwei Drittel. Von Martin Bürger


Washington D.C. (kath.net/mb) Eine knappe relative Mehrheit der US-amerikanischen Bevölkerung hält Abtreibungen für unmoralisch, wie das Meinungsforschungsinstitut Gallup am Dienstag berichtete. Bei der Anfang Mai durchgeführten Umfrage sprachen sich 47 Prozent der Befragten gegen Abteibungen aus, wobei 43 Prozent das Töten ungeborener Kinder für moralisch vertretbar halten. Ein großer Unterschied bei der Bewertung von Abtreibungen zeigte sich zwischen „Liberalen“ und „Konservativen“ in Amerika. Während nur 18 Prozent der Konservativen Abtreibungen als moralisch vertretbar bezeichnen, sind es auf Seiten der Liberalen 70 Prozent.

 

Gallup hatte mehr als 1,000 Amerikaner zu insgesamt 21 verschiedenen Themen mit moralischer Bedeutung befragt. Die größte Akzeptanz fand die Verwendung künstlicher Verhütungsmittel: 90 Prozent halten dies für moralisch vertretbar. Gemäß Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 2399) ist es nicht zulässig, sich künstlicher Verhütungsmittel zu bedienen. Papst Johannes Paul II. erläuterte in seinem Apostolischen Schreiben Familiaris Consortio von 1981: „Während die geschlechtliche Vereinigung ihrer ganzen Natur nach ein vorbehaltloses gegenseitiges Sichschenken der Gatten zum Ausdruck bringt, wird sie durch die Empfängnisverhütung zu einer objektiv widersprüchlichen Gebärde, zu einem Sich-nicht-ganz-Schenken. So kommt zur aktiven Zurückweisung der Offenheit für das Leben auch eine Verfälschung der inneren Wahrheit ehelicher Liebe, die ja zur Hingabe in personaler Ganzheit berufen ist.“

 

Auch Scheidungen, der geschlechtliche Verkehr zwischen unverheirateten Partnern und das Rauchen von Marihuana werden von jeweils mindestens 70 Prozent der Bevölkerung akzeptiert. Homosexuelle Beziehungen halten nur 32 Prozent für verwerflich. Ebenfalls 32 Prozent sprachen sich gegen die Zeugung von Kindern außerhalb der Ehe aus. 31 Prozent waren aus moralischen Gründen gegen die Forschung mit Stammzellen von ungeborenen Kindern. Eine solche Forschung mit Stammzellen ist nur möglich, wenn die Kinder durch Abtreibungen zuvor getötet werden.

 

Die Todesstrafe, die in einigen Staaten der USA weiterhin praktiziert wird, halten nur noch 40 Prozent der US-Amerikaner für moralisch vertretbar. Laut Gallup hatten noch 2006 mehr als 70 Prozent der Bevölkerung diese Meinung vertreten. Papst Franziskus änderte in diesem Zusammenhang im Jahr 2018 den Katechismus der Katholischen Kirche. Während zuvor „in schwerwiegendsten Fällen die Todesstrafe“ nicht ausgeschlossen worden war, ergänzte der Papst, die Kirche lehre „im Licht des Evangeliums, dass ‚die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt‘, und setzt sich mit Entschiedenheit für deren Abschaffung in der ganzen Welt ein.“

 

Franziskus argumentierte: „Heute gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass die Würde der Person auch dann nicht verloren geht, wenn jemand schwerste Verbrechen begangen hat. Hinzu kommt, dass sich ein neues Verständnis vom Sinn der Strafsanktionen durch den Staat verbreitet hat. Schließlich wurden wirksamere Haftsysteme entwickelt, welche die pflichtgemäße Verteidigung der Bürger garantieren, zugleich aber dem Täter nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung nehmen.“

 

Zahlreiche renommierte katholische Gelehrte kritisierten die päpstliche Position in einem Appell. „Obwohl kein Katholik verpflichtet ist, die Anwendung der Todesstrafe in der Praxis zu unterstützen (und nicht alle Unterzeichner unterstützen ihre Anwendung), würde es der Heiligen Schrift widersprechen, zu lehren, dass die Todesstrafe immer und von Natur aus schlecht ist“, schrieben die Gelehrten.

 

Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung akzeptiert die ärztliche Beihilfe zum Selbstmord, aber nur 18 Prozent halten einen direkten Selbstmord für vertretbar. Polygamie, also eine sogenannte Vielehe, wird von einem Fünftel der Bevölkerung nicht kritisch betrachtet. Pornografie stößt bei 61 Prozent der Amerikaner auf Ablehnung. Die beiden Themen, die von mehr als 80 Prozent als moralisch verwerflich bezeichnet werden, sind das Klonen von Menschen sowie der Ehebruch.


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