Wegen Coronavirus: Lateinamerika der Madonna von Guadalupe geweiht

14. April 2020 in Weltkirche


Zentrale Feier in Mexiko-Stadt mit Kardial Retes und per Video zugeschaltetem Präsidenten des Lateinamerika-Bischofsrates CELAM, Erzbischof Cabrejos - Papst ruft in Grußbotschaft Gläubige auf, Vermittler der Barmherzigkeit Gottes zu sein


Mexiko-Stadt (kath.net/KAP) In bisher nie dagewesener Form haben Bischöfe von ganz Lateinamerika und der Karibik am Ostersonntag ihre Länder der Madonna von Guadalupe geweiht. Angesichts der Coronavirus-Bedrohung wurden in Diözesen aller Länder des Kontinents Bitten an die Jungfrau Maria gerichtet, sie möge Fürsprecherin für die Gesundheit der Welt und für ein baldiges Ende der Pandemie sein. Die zentrale Feier dieser Weihe in der Guadalupe-Basilika in Mexiko-Stadt wurde via Livestream und über zahlreiche Fernsehstationen in die beteiligten 46 Länder übertragen, berichtete das Portal der mexikanischen Hauptstadtdiözese desdelafe.com.mx am Sonntag (Ortszeit). Wie an vielen Orten weltweit fand der Gottesdienst aufgrund der Schutzbestimmungen ohne Gläubigen im Kirchenraum statt.
Papst Franziskus war bei der im Anschluss an den Ostergottesdienst vollzogene Weihe mit einer von Nuntius Franco Coppola verlesenen Grußbotschaft präsent. Er sei den Völkern Lateinamerikas in den derzeitigen "dunklen Momenten" nahe und rufe sie zur Einheit auf, da die Pandemie nur "als Geschwister" überwunden werden könne. Aufgabe der Katholiken in der Corona-Krise sei es, Vermittler der Zärtlichkeit und Barmherzigkeit Gottes zu sein, insbesondere gegenüber den von Krankheit, diversen Notlagen oder Einsamkeit betroffenen Menschen, so der Pontifex.

Zu der Marienweihe aufgerufen hatte der Rat der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (CELAM) zusammen mit den Bischöfen von Mexiko. Mexikos Primas-Erzbischof Carlos Aguiar Retes leitete die Zeremonie im Anschluss an den Ostergottesdienst. Ehe zum Glockengeläut der Domkirchen des ganzen Kontinents die Weihe vollzogen wurde, wandte sich CELAM-Präsident Miguel Cabrejos Vidarte, wegen der aktuellen Reisebeschränkungen per Video aus dem peruanischen Trujullo zugeschaltet, an die Mitfeiernden.

Fürsprecherin bei Seuchen

Schon immer sei die heilige Maria in Seuchen oder Kriegen um ihren mütterlichen Schutz angefleht worden, stellte Erzbischof Cabrejos fest. Im Weihegebet verwies er auf die mexikanischen Marienerscheinungen von Guadalupe im Jahr 1523 von Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548) an jenem Ort, an dem sich heute das weltweit größte Marienheiligtum befindet: Die Jungfrau Maria habe laut den Berichten im Laufe der viertägigen Erscheinungen auch den schwer erkrankten Onkel des Sehers geheilt, ebenso wie auf ihre Fürsprache das vormals von verheerenden Seuchen heimgesuchte Mexiko - damals Vizekönigreich Neuspanien - im 18. Jahrhundert von der Matlazahuatl-Pest verschont geblieben sei, sagte der CELAM-Präsident.

Für die Volksfrömmigkeit besonders bedeutend sind die an Juan Diego gerichteten Worte Mariens, die laut der Überlieferung lauten: "Nichts soll dich erschrecken, nichts dich betrüben. Fürchte nicht diese Krankheit noch irgendeine andere Krankheit oder einen Kummer. Bin ich denn nicht hier, deine Mutter?" Wie Cabrejos betonte, sei dieser Ausspruch ein "unauslöschbarer Stempel" für ganz Lateinamerika. Mit dem Glaubensakt der Marienweihe wolle man insbesondere die am meisten von der Krise gefährdeten Gruppen unter den Schutz der Muttergottes stellen, namentlich "die Alten, die Kinder, die Kranken, die Indigenen und die Migranten", wie der Erzbischof erklärte.
Bislang 60.000 Infektionen in Lateinamerika

Als äußeres Zeichen brachte der mexikanische Primas Aguiar Retes bei der Weihe kleine Fahnen aller Länder von Lateinamerika und der Karibik dar, zudem waren auch die Flaggen der USA, Kanadas und der Philippinen vertreten. Die "Guadalupana" ist Patronin von Mexiko, Lateinamerika und ganz Amerika, der Philippinen, der indigenen Völker sowie auch der Ungeborenen, und wird bis heute ungebrochen und sogar über die konfessionellen Grenzen hinaus hochverehrt.

In Lateinamerika und der Karibik ist die Coronavirus-Pandemie mit rund 60.000 Infektionen und rund 2.500 Todesfälle bislang noch vergleichsweise glimpflich verlaufen, wenngleich die sozialen und wirtschaftlichen Folgen drastisch sind. Am meisten betroffen sind (Stand: 13. April) Brasilien mit 22.318 bestätigten Infektionen und 1.230 an Covid-19 Verstorbenen sowie Chile (7.213 Fälle/80 Tote), gefolgt von Peru (7.519/193), Ecuador (6.632/333) und Mexiko (4.661/296). Ungleich größer ist die Bedrohung derzeit in den USA, wo freilich ebenfalls mehrere Millionen Einwanderer aus Lateinamerika leben: Zu Ostern zählten die Vereinigten Staaten bereits 560.433 Covid-19-Fälle und 22.115 Tote.

Weihen auch in Österreich

Die Weihe an die Gottesmutter Maria ist eine Frömmigkeitsform der katholischen Kirche. Dabei werden Einzelpersonen oder Gruppen, Kirchen, Klöster, Diözesen oder auch Nationen der Fürbitte Mariens und ihrem besonderen Schutz anvertraut. Die Marienweihe wird häufig, aber nicht nur in Ausnahmesituationen praktiziert. Mehrfach hat Papst Johannes Paul II. (1978-2005) die ganze Menschheit der Gottesmutter geweiht, was vor ihm zuvor bereits Papst Pius XII. im Jahr 1942 tat. Auch in Österreich ist man damit weiterhin vertraut: Nach der Weihe Tirols durch Bischof Hermann Glettler am vergangenen 25. März stand für Ostermontag in Mariazell eine Marienweihe Österreichs durch den Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl auf dem Programm.


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