Herr, erbarme dich unser. Wir brauchen dich!

10. April 2020 in Kommentar


Jetzt in dieser Krise sind mir die gemeinsamen Gebete von allen Christen ein großer Hoffnungsschimmer. BeneDicta am Freitag - Ein Abschiedswort von Inka Hammond


Linz (kath.net)
Etwas wehmütig sitze ich vor meinem Computer und fange an meinen letzten Benedicta Beitrag zu schreiben. Es war keine einfache Entscheidung – erst habe ich versucht, ob es vielleicht irgendwie anders klappen könnte (ein Beitrag alle 2 Monate, anstatt jeden Monat), aber nein: es hat eine neue Phase in meinem Leben begonnen und ich lerne meine Zeit neu, anders einzuteilen.

Ich hätte gerne für kath.net weitergeschrieben, denn ganz ehrlich: ihr Katholiken seid mir sehr ans Herz gewachsen. Ihr habt mich Freikirchlerin mit dem anderen, manchmal fremden christlichen Vokabular herzlich aufgenommen und seid mir auf Augenhöhe begegnet. Es war mir eine Freude einzutauchen in einen Teil des Leibes Christi, der mir so nicht im Alltag begegnet und ich bin dankbar für jede neu gewonnene Einsicht, jeden neuen Brückenpfeiler. Ich bin dankbar für neue Freundschaften, die über kirchliche Grenzen gewachsen sind, über Respekt, das stehen-lassen-können, auch wenn nicht alles verstanden wurde.

Ich glaube, dass ich hier auf dieser Plattform in den vergangenen Jahren das schmecken durfte, worum Jesus im Garten Gethsemane gebeten hatte: ‚Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie wir eins sind.‘ (Johannes 17,11)
Einheit. Kein Einheitsbrei – aber Einheit im Sinne von Brüderlichkeit, ein in-die-Augen-blicken, ehrlich den anderen achten, nachdenken über die Andersartigkeit des anderen, aber nicht verurteilen. Einheit, gerade in Zeiten wie diesen, wo alle Kirchen geschlossen haben und jeder Christ, ob Katholik, Freikirchler, Evangelikaler, Charismatiker zu Hause betet. Umgeben von den eigenen vier Wänden, getrieben von den Gebetsanliegen, die sich wie ein pulsierendes Herz über unsere Erde spannen.

Herr, erbarme dich unser. Wir brauchen dich! Gemeinsam! Wir flehen dich an, dreieiniger Gott, hab Erbarmen.

Inmitten von all dem Schlechten und Furchtbaren und Angstmachenden in diesen Tagen, glaube ich doch, dass Gott unter uns Christen etwas Neues wirkt. ‚Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen.‘ (Jesaja 43,19) Manchmal muss Gott uns mit Nachdruck auf das hinweisen, was er Neues tut. Wahrscheinlich deswegen, weil niemand von uns in der Wüste, in der Dürre, im Niemandsland einen Aufbruch oder Durchbruch erwartet.

Doch genau da wirkt Gott. Und ich glaube, dass er momentan in seiner Kirche wirkt – in dir und in mir. Er tut etwas Neues und ein Aspekt dieses Neuen ist das frische Verständnis, das wir einander brauchen. Dass wir in der Not zusammen beten lernen. Dass in der Krise neues Vertrauen zueinander wächst und ein festes Fundament sich formt, auf dem wir gemeinsam zukünftige Stürme aushalten werden.

Ich betrachte mich als sehr gesegnet, dass ich viele katholische Freunde habe. Brüder und Schwestern im Glauben. Ich danke kath.net an dieser Stelle für das Vertrauen mir diese Plattform zu geben. Ich danke allen Leserinnen und Lesern für jeden Kommentar, jedes Nachhaken, jedes Nachfragen. Ich danke Jesus für diese Zeit, in der ich so viel lernen durfte und mein Herz in Wortform teilen durfte.

Jetzt in dieser Krise sind mir die gemeinsamen Gebete von allen Christen ein großer Hoffnungsschimmer. Die Initiative ‚Deutschland betet gemeinsam‘ spannt sich über die Konfessionsgräben hinweg. Das, was ich hier auf kath.net in der Benedicta Reihe im Kleinen erleben durfte, wird auch irgendwann – vielleicht und hoffentlich sogar sehr bald – immer mehr im Großen wahrnehmbar sein. Brüder und Schwestern vereint in ihrer Liebe zu Jesus machen sich gemeinsam auf, um der Welt von ihrem Erlöser zu erzählen.

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