Marienerscheinungen und die Corona-Krise

31. März 2020 in Kommentar


Erschien am wolkenverhangenen Himmel über der Nordkolonnade des Petersplatzes ein Wolkengebilde von menschlicher Gestalt mit einem Licht in seiner Mitte, war das eine Marienerscheinung? Gastkommentar von Michael Hesemann


Vatikan (kath.net) Als Papst Franziskus am Abend des 27. März 2020 auf dem leeren Petersplatz Gott um Erbarmen mit der von Angst vor der Corona-Pandemie erfüllten Menschheit anrief, war er vielleicht nicht ganz allein. Am wolkenverhangenen Himmel über der Nordkolonnade des Petersplatzes erschien ein Wolkengebilde von menschlicher Gestalt mit einem Licht in seiner Mitte. Tausende Gläubige, die es bei der Live-Übertragung von Vatican Media bemerkten, sind davon überzeugt, dass es eine Erscheinung der Gottesmutter war, die den Gläubigen signalisierte, dass sie in dieser Stunde der Not nicht alleine sind.

Während es müßig ist, zu spekulieren, ob es sich bei der Himmelserscheinung tatsächlich um die Gottesmutter oder nur um eine „zufällige“ Wolkenformation handelt, suchen auch renommierte Mariologen nach Hinweisen auf die Pandemie in den Botschaften anerkannter und noch nicht anerkannter Marienerscheinungen der letzten anderthalb Jahrhunderte. Während es weder in den Botschaften von La Salette und Lourdes noch in Fatima Hinweise auf eine weltweite Seuche gab, wird man durchaus fündig bei neueren „Erscheinungen“, über die von der Kirche noch kein Urteil – weder positiv noch negativ, sondern „non constat de supernaturalitate“, also (bislang) ohne Beweis für einen übernatürlichen Ursprung – gefällt wurde.

GARABANDAL UND DAS VERBOT ÖFFENTLICHER GOTTESDIENSTE

Das berühmteste Beispiel sind die angeblichen Marienerscheinungen von Garabandal im Norden Spaniens. Dort soll die Gottesmutter zwischen 1961 und 1965 dutzende Male den vier Mädchen Maria Loly Mazon (12), Conchita Gonzalez (12), Jacinta Gonzalez (12) und Maria Cruz Gonzalez (11) erschienen sein. Mal kam sie alleine, mal hielt sie den Jesusknaben in den Armen, andere Male wurde sie vom Erzengel Michael begleitet. Besondere Beachtung fand Garabandal, weil hier erstmals auch von Medizinern und Psychologen das Phänomen der Ekstase studiert werden konnte. Während der Erscheinungen bewegten sich die vier Mädchen, deren Augen starr zum Himmel gerichtet waren, nicht nur völlig synchron, sie waren auch absolut schmerzunempfindlich, selbst als man sie mit Nadeln stach. Bei einigen Erscheinungen schienen sie zu levitieren oder wurden so leicht, dass man sie mühelos in die Höhe heben konnte. Einmal filmte ein Kameramann einen mystischen Kommunionempfang, bei dem sich ein weißes Licht auf der Zunge der Seherkinder allmählich in eine Hostie verwandelte. 2007 wurde Garabandal durch den damaligen Apostolischen Administrator, Bischof Carlos Osoro (heute Kardinalerzbischof von Madrid), als Gebetsstätte anerkannt.

Die Botschaften von Garabandal riefen die Menschen zu Umkehr und Buße auf, sprachen aber auch von zukünftigen Ereignissen, die sich zu Lebzeiten des vierten Papstes zutragen würden, der auf Johannes XXIII. folgen würde – also Benedikts XVI., auch wenn längst Franziskus amtierender Papst ist. Zuerst würde es zu einer weltweiten Warnung kommen, um die Menschen zur Bekehrung aufzurufen, dann, innerhalb eines Jahres, zu einem großen Wunder in Garabandal. Das Sehermädchen Conchita erklärte dazu: „Die Warnung ist eine Sache, die direkt von Gott kommt. Alle Menschen auf der Erde werden sie sehen können, egal wo immer sie sich auch befinden sollten. Es wird eine Offenbarung unserer Sünden sein. Gläubige wie Ungläubige aller Erdteile werden sie sehen und spüren... Die Warnung wird schrecklich sein. Viel schrecklicher als ein Erdbeben. Es wird wie Feuer sein. Es wird nicht unseren Körper verbrennen, aber wir werden es an Leib und Seele spüren. Alle Nationen und alle Menschen werden es gleich spüren. Niemand kann ihm entgehen. Und die Ungläubigen selbst werden die Angst vor GOTT spüren. Wir können uns nicht vorstellen, wie sehr wir GOTT beleidigen.“ Die Warnung würde sich kurz nach einer wichtigen Synode und zeitgleich mit einem kosmischen Ereignis zutragen, das mit einem Kometen bzw. der Kollision zweier Kometen in Verbindung steht. Der Zeitpunkt, so Conchita, sei gekommen, „wenn sie sehen, dass die hl. Messe nicht mehr frei gefeiert werden kann; dann wird die Welt es am notwendigsten haben, dass Gott eingreift." Als Conchita 1982, 17 Jahre nach der letzten Erscheinung, zu dieser Aussage interviewt wurde, glaubten viele, nur eine Besetzung Westeuropas durch die Sowjets, eine Herrschaft der Kommunisten könne der Grund für ein Verbot der Messen sein. Doch die Seherin weigerte sich, einen Grund zu nennen. Sie beließ es dabei, zu bestätigen, „es werde sehr schwierig werden, die Religion zu praktizieren; es werde für Priester sehr schwierig werden, die Messe zu lesen und für die Leute, die Türen der Kirchen zu öffnen… öffentliche Messen werden offensichtlich verboten werden.“ Auf die Frage, wie die Warnung mit dem erwähnten Kometen in Verbindung stünde, antwortete sie schon am 22. Oktober 1965: „Ich weiß nicht was ein Komet ist. Wenn es etwas ist, das vom Willen der Menschen abhängt, dann sage ich – nein. Wenn es etwas von Gott ist, dann ist es möglich“.

Tatsache ist, dass erst durch die Corona-Krise, zum ersten Mal in der 1700jährigen Geschichte des christlichen Abendlandes, praktisch in ganz Westeuropa die öffentliche Feier des Messopfers verboten wurde. Und dass der Komet „Atlas“ (auch: C/2019 Y4) am 23. Mai 2020 der Erde so nahe kommt, dass ihn jeder am Nachthimmel erkennen wird, weil er dann heller als die Venus scheint. Entdeckt wurde der Himmelskörper, dem eine 720.000 Kilometer lange Gaswolke folgt, am 28. Dezember 2019 durch das Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) auf Hawaii. Eine Kollisionsgefahr besteht nicht; er verfehlt die Erde um rund 117 Millionen Kilometer, während er sich bis auf 39 Millionen Kilometer der Sonne nähert.

SCHIO UND DAS EUTHANASIEGESETZ

Schio ist ein kleiner Ort in der italienischen Provinz Vicenza am Fuße der Voralpen. Am 25. März 1985 kniete Renato Baron, der damals 53jährige ehrenamtliche Sakristan des Kirchleins San Martino, betend vor der Statue der Rosenkranzmadonna, als diese ihn anzulächeln und sich zu bewegen schien. Dann vernahm er ihre Stimme: „Von heute an komme hierher, denn ich muss dir viele Dinge sagen … die du aufschreiben wirst. Komm morgen wieder... “ Baron war ein Realist, verheiratet, gelernter Betriebswirt, der zunächst in der Textilbranche, dann bei der Autobahngesellschaft beschäftigt war, zudem Stadtrat, Fraktionsvorsitzender und Parteisekretär der Christdemokraten. Doch von diesem Tag an wurde er zum Mystiker. Zeugen berichteten von einem intensiven Rosenduft, der vom Kruzifix des Sehers ausging oder den Raum erfüllte, wenn er mit der Gottesmutter sprach. Eine zeitlang weinte eine Statuette des Jesuskindes blutige Tränen.

Maria nannte sich in Schio "Königin der Liebe" und gab Renato bei seinen mystischen Begegnungen mehr als 1.500 Botschaften für die Welt. 1987 gründeten Renato Baron und seine Mitarbeiter die "Marianische Bewegung Königin der Liebe" (Movimento Mariano Regina dell' Amore), die sich zum Ziel gesetzt hat, die Wünsche Marias zu verwirklichen, die neben Bekehrung, Gebet und gelebter Marienweihe auch konkrete Werke der Liebe enthalten (Altersheim in Schio, Missionsstationen in Kenya, Brasilien und Nepal). Diese Bewegung wurde vom zuständigen Bischof von Vicenza anerkannt. Als Baron 2004 verstarb, nahmen 40 Priester und 3000 Gläubige an dem feierlichen Requiem teil.

Am 28.12.2000 hatte Renato eine Botschaft der Gottesmutter verkündet: "Wenn das Gesetz der Euthanasie eingeführt wird, ist die Welt an einem entscheidenden Punkt angelangt. Dann werdet ihr mit eigenen Augen sehen und erleben, was die Menschheit erleiden muss, weil sie Gott verraten hat." Am 24. September 2019 wurde das Gesetz zur Zulassung der Euthanasie in Italien verabschiedet. Am gleichen Tag stürzte das große Holzkreuz an der Gebetsstätte von Schio um. Ein Versuch, gegen das Gesetz zu klagen, scheiterte mit einem Bundesgerichtsurteil vom Dezember 2019. Im gleichen Monat gab es die ersten Corona-Fälle in China, ab Februar 2020 auch in Italien.

TREVIGNANO ROMANO

Seit es im März 2016 von einer Pilgerreise nach Medjugorje zurückkam, erlebte das aus Sizilien stammende Ehepaar Gisella und Gianni aus Trevignano Romano (33 km nördlich von Rom) Zeichen und Wunder. Zuerst begann eine kleine Madonnenstatue, die sie in Medjugorje gekauft hatten, blutige Tränen zu vergießen. Dann wiederholte sich das "Tränenwunder" bei einem Bild des Barmherzigen Jesus (nach Sr. Faustyna), das sie in Rom gekauft hatten. Bald darauf, ab Juni 2016, hatten beide Erscheinungen der Gottesmutter und empfingen von ihr Botschaften. Ein Sonnenwunder und diverse Zeichen am Himmel, die u.a. auch fotografiert und gefilmt wurden, scheinen ihren übernatürlichen Ursprung zu bestätigen. Einer Sammlung der Botschaften wurde vom Erzbischof von Krakau die Imprimatur erteilt. Von Anfang an warnte die Erscheinung vor einer Pandemie, die auch Rom befallen würde.

Hier nur ein paar Beispiele:
18.6.2016: „Pestilenz, Elend und Seuchen werden Rom befallen, was Tod und Verzweiflung geben wird."
10.10.2016: "Öffne dein Herz für seine unendliche Liebe, ernähre dich vom Leib meines Sohnes (der hl. Eucharistie). Bete, dass eine Krankheit, für die es keine Heilung gibt, ausgerottet werden kann."
17.1.2017: "Bald werdet ihr gezwungen sein, wieder in euren Häusern zu beten. Haltet euch am täglichen Gebet des Heiligen Rosenkranzes fest, der der einzige Schild ist, der euch vor dem Bösen schützen wird. Ich werde immer bei euch sein, jedes Mal, wenn ihr meinen Namen ruft."
13.5.2017: "Meine Geliebten, die Weihe an mein Unbeflecktes Herz ist ein immenser Schutz gegen die Krankheiten, die bald kommen werden, und gegen die Angriffe von Dämonen."
5.1.2019: "Meine lieben Kinder, betet, betet, die Plagen kommen und die Epidemien breiten sich aus… Betet ständig, meine Kinder, die Zeiten, die ich vorhergesagt habe, haben begonnen, aber habt keine Angst, weil ich immer an Eurer Seite sein werde. Meine Lieben, das wird die Zeit der Ernte sein, also sät gut und wer dies noch nicht getan hat, den bitte ich, sich zu bekehren."
20.7.2019: "Geliebte Brüder, liebt Gott in seiner ganzen Fülle, bekehrt euch, die Zeit der Gerechtigkeit ist gekommen. Ihr werdet Feuerbälle vom Himmel kommen sehen, die Erde wird nicht aufhören zu zittern, alte und begrabene Krankheiten werden zurückkehren und neue Krankheiten werden sich ausbreiten."
18.2.2020: "Geliebte Kinder, schaut euch alles an, was um euch herum geschieht: die Kirche bricht zusammen, zusammen mit vielen meiner geweihten Personen, Erdbeben sind überall, Viren haben ihren Weg gefunden, die Wirtschaft bricht zusammen, aber euer Glaube lebt weiter. Du bist schwach, aber merkst du das alles nicht wirklich? Du bist mitten in einem Wirbel und in der Schlacht und wenn du nur all dies realisierst, dann würdest du deinen Glauben stärken, du würdest deine Knie im Gebet beugen. Bekehrt euch Kinder, ich werde jedes Mal bei euch sein, wenn ihr mich anruft."

Die deutlichste Ankündigung aber erfolgte, und das ist dokumentiert, am 28.9.2019, als die Erscheinung verkünden ließ:
"Bete für China, denn von dort werden neue Krankheiten kommen. Alles ist bereit, die Luft mit unbekannten Bakterien zu verschmutzen. (…) Bete für die Kirche, denn die Angreifer kommen und ihr Angriff wird katastrophal sein. Lasst euch nicht von Wölfen führen, die als Schafe verkleidet sind. Alles wird bald eine große Wendung nehmen. Schaue in den Himmel, Du wirst die Zeichen des Endes der Zeiten sehen."

Den Aufruf zu Umkehr, Buße und Gebet haben alle Marienbotschaften gemein. Auch in Medjugorje, der bekanntesten der kirchlich noch nicht anerkannten Erscheinungsstätten, verkündete die Gottesmutter am 25. März 2020: „Liebe Kinder! Ich bin all die Jahre bei euch, um euch auf den Weg des Heils zu führen. Kehrt zu meinem Sohn zurück, kehrt zum Gebet und zum Fasten zurück! Meine lieben Kinder, lasst zu, dass Gott zu eurem Herzen spricht, denn Satan herrscht und will eure Leben und die Erde, auf der ihr geht, zerstören. Seid mutig und entscheidet euch für die Heiligkeit! Ihr werdet die Bekehrung in euren Herzen und Familien sehen, das Gebet wird gehört, Gott wird euer Flehen erhören und euch den Frieden geben…“

Es wird dringend Zeit, dass wir diese mütterlichen Mahnungen Mariens ernst nehmen und die Zeichen der Zeit erkennen. Zu lange hat die Menschheit gelebt, als ob es Gott nicht gäbe. Selbst wenn das Coronavirus keine Strafe Gottes ist, so bedroht es doch jeden von uns existentiell. Es stellt alles infrage, was bislang für viele von uns eine Selbstverständlichkeit war. Es konfrontiert uns mit unserer Sterblichkeit, damit, dass unser Leben zu jeder Zeit enden könnte. Es lässt uns die Sehnsucht nach den Sakramenten spüren, die plötzlich unerreichbar scheinen. Und es mahnt uns, dass Gott Herr über Leben und Tod ist. Wer in Ihn vertraut, braucht sich nicht zu fürchten. Doch jeder von uns tut gut daran, Zuflucht im Gebet und in der Sühne zu suchen, gerade in dieser so außergewöhnlichen Fastenzeit 2020.


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