Die zerstörerische Wut des Teufels

27. März 2020 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Dank an alle, die sich um die Notleidenden kümmern. – Hinter jeder Wut steht der Teufel, um Gottes Werk zu zerstören. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – Freitag der vierten Woche der Fastenzeit, neunzehnte Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“„gegen“ die Coronavirus-Pandemie.

Franziskus brachte zu Beginn der Messe seine Dankbarkeit für diejenigen zum Ausdruck, die in dieser schwierigen Zeit an andere denken:

„In diesen Tagen ist die Nachricht eingetroffen, wie viele Menschen beginnen, sich allgemein Sorgen zu machen um andere und an die Familien zu denken, die nicht genug zum Leben haben, an die alten Menschen, die allein sind, an die Kranken im Krankenhaus, und die beten und versuchen, Hilfe zu überbringen... Das ist ein gutes Zeichen. Danken wir dem Herrn, dass er diese Gefühle in den Herzen seiner Gläubigen erweckt“.

In seiner Predigt kommentierte der Papst die heutigen Lesungen aus dem Buch der Weisheit (Weish 2,1.12-22) und dem Johannesevangelium (Joh 7,1-2.10. 25-30) und betonte, dass der Zorn derer, die Jesus töten wollten, vom Teufel erregt worden sei, denn hinter jedem zerstörerischen Zorn stecke der Teufel. Man könne nicht mit denen streiten, die vor Wut toben, man könne nur schweigen, wie es Jesus getan habe, der sich für das Schweigen und die Passion entschieden habe. Es sei dies der Stil, der auch bei der kleinen täglichen wütenden Verbissenheit, dem Geschwätz, befolgt werden müsse:

„Die erste Lesung ist fast eine (vorweggenommene) Chronik dessen, was mit Jesus geschehen wird. Es ist eine Chronik ‚nach vorn’, es ist eine Prophezeiung. Es scheint eine historische Beschreibung dessen zu sein, was danach geschah. Was sagen die Frevler? ‚Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. Er ist unserer Gesinnung ein Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig, denn sein Leben ist nicht wie das der anderen. Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner’.

Denken wir an das, was sie zu Jesus am Kreuz gesagt haben: ‚Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab. Soll er doch kommen und dich retten’. Und dann der Aktionsplan: stellen wir ihn auf die Probe, ‚durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen, um seinen Gleichmut kennenzulernen und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen. Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt’. Es ist genau eine Prophezeiung dessen, was geschehen ist. Und die Juden versuchten, ihn zu töten, sagt das Evangelium. Dann versuchten sie auch, ihn zu verhaften – das Evangelium sagt uns – ‚doch keiner legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen’.

Diese Prophezeiung ist zu detailliert. Der Aktionsplan dieser bösen Menschen besteht nur aus Details über Details, nichts auslassen, prüfen wir ihn mit Gewalt und Quälerei, und prüfen wir seinen Geist der Ausdauer... lauern wir ihm auf, stellen wir ihm Fallen, (um zu sehen) ob er fällt... Das ist kein einfacher Hass, das ist kein böser Aktionsplan – sicherlich – einer Partei gegen eine andere: das ist etwas anderes. Das nennt man wütende Verbissenheit: wenn der Teufel, der immer dahinter steht bei jeder Wut, versucht zu zerstören und die Mittel nicht schont. Denken wir an den Anfang des Buches Ijob, der diesbezüglich prophetisch ist: Gott ist mit der Lebensweise Ijobs zufrieden, und der Teufel sagt zu ihm: ‚Ja, denn er hat alles, er hat keine Prüfungen! Stell ihn auf die Probe!’. Und zuerst nimmt der Teufel ihm seine Güter, dann nimmt er ihm seine Gesundheit, und Ijob hat sich niemals, niemals von Gott getrennt. Aber der Teufel, was er tut: die wütende Hartnäckigkeit. Immer.

Hinter jeder Wut steht der Teufel, um Gottes Werk zu zerstören. Hinter einem Streit oder einer Feindschaft kann der Teufel stecken, aber aus der Ferne, mit den normalen Versuchungen. Doch wenn es Wut gibt, zweifeln wir nicht: da ist gibt die Gegenwart des Teufels. Und die wütende Verbissenheit ist subtil. Denken wir darüber nach, wie der Teufel nicht nur gegen Jesus, sondern auch in den Verfolgungen der Christen heftig gewesen ist. Wie er die raffiniertesten Mittel gesucht hat, um sie zum Glaubensabfall zu führen, um sie von Gott zu entfernen. Das ist, wie wir in der täglichen Rede sagen, teuflisch: ja, teuflische Intelligenz.

Mir erzählten einige Bischöfen aus einem der Länder, die unter der Diktatur eines atheistischen Regimes gelitten haben, dass sie bis zu Details wie diesen gekommen sind: am Montag nach Ostern mussten die Lehrerinnen die Kinder fragen: ‚was hast du gestern gegessen?’, und die Kinder sagten, was es zum Mittagessen gab. Und einige sagten: ‚Eier’, und diejenigen, die damals ‚Eier’ sagten, wurden verfolgt, um zu sehen, ob sie Christen waren, weil sie in diesem Land am Ostersonntag Eier aßen. Bis zu diesem Punkt, um zu sehen, um auszuspionieren, wo es einen Christen gibt, um ihn zu töten. Das ist hartnäckige Wut in der Verfolgung, und das ist der Teufel.

Und was macht man im Moment der hartnäckigen Wut? Man kann nur zwei Dinge tun: mit diesen Menschen zu diskutieren ist unmöglich, weil sie ihre eigenen Ideen haben, feste Vorstellungen, Ideen, die der Teufel in ihre Herzen gesät hat. Wir haben gehört, wie ihr Aktionsplan aussieht. Was kann man tun? Was Jesus getan hat: schweigen. Es ist auffällig, wenn wir im Evangelium lesen, dass Jesus angesichts all dieser Anschuldigungen, angesichts all dieser Dinge schweig. Vor dem Geist der verbissenen Wut – nur das Schweigen, niemals die Rechtfertigung. Niemals. Jesus sprach, er erklärte. Als er verstand, dass es keine Worte gab, das Schweigen. Und in der Stille durchschritt Jesus seine Passion.

Es ist das Schweigen der Gerechten angesichts der Wut. Und das gilt auch für – nennen wir sie so – die kleine alltägliche Verbissenheit, wenn einer von uns das Gefühl hat, dass es da ein Geschwätz gegen ihn gibt, und da werden Dinge gesagt und dann kommt nichts heraus... still sein. Schweigen. Und die wütende Hartnäckigkeit des Geschwätzes ertragen und tolerieren. Das Geschwätz ist auch eine wütende Hartnäckigkeit, eine soziale Hartnäckigkeit: in der Gesellschaft, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, aber immer gegen ihn. Es ist nicht so stark wie das hier, aber es ist eine Wut, um den anderen zu zerstören, weil man sieht, dass der andere beunruhigend, belästigend ist.

Bitten wir den Herrn um die Gnade, gegen den bösen Geist zu kämpfen, zu diskutieren, wenn wir diskutieren müssen. Aber vor dem Geist der Wut den Mut haben, zu schweigen und die anderen reden lassen. Dasselbe gilt angesichts dieser kleinen täglichen Verbissenheit, die das Geschwätz ist: sie reden lassen. In der Stille, vor Gott“.

Der Papst beschloss die Messfeier mit der Anbetung und dem eucharistischen Segen und lud die Menschen mit dem Gebet des heiligen Alfons Maria zur geistlichen Kommunion ein:

„Anbetungswürdiger Jesus! Ich glaube fest, dass du in dem heiligsten Sakramente des Altars wesentlich zugegen bist. Ich liebe dich über alles. Meine Seele verlanget, dich zu empfangen. Weil ich dich aber gegenwärtig wesentlich im Sakramente nicht kann empfangen, so komme geistlicher Weise und kehre mit deiner Gnade in mein Herz ein. Ich umarme dich, oh Jesus, als schon wirklich gegenwärtig. Ich vereinige mich ganz mit Dir, lasse nicht zu, dass ich mich jemals von Dir trenne“.

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