Querida Amazonia: Hoffnungsschimmer inmitten anhaltender Verwirrung

20. Februar 2020 in Kommentar


Der Text von Querida Amazonia ist insgesamt eine Verbesserung gegenüber dem Abschlussdokument der Amazonas Synode - Ein Kommentar von Weihbischof Athanasius Schneider


Rom (kath.net/
Fast allen Beobachtern zufolge verursachte die Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens Querida Amazonia ein geistiges Erdbeben. In seinem Apostolischen Schreiben öffnete Papst Franziskus nicht die Tür zur Weihe verheirateter Männer, den sogenannten “viri probati”. Den Vorschlag Frauen das Weihesakrament zu spenden, der mit der Mehrheit der Stimmen der Amazonas Synode gemacht wurde, lehnte der Papst sogar ausdrücklich ab. Sowohl die antichristlichen Mainstream-Medien als auch das mächtige Netzwerk von Kardinälen, Bischöfen, Theologen und gut bezahlten Laienbürokraten, die mit dem ungläubigen und relativistischen Geist der Welt in Einklang gebracht wurden, waren zunächst schockiert und sprachlos und reagierten mit offener oder versteckter Frustration.

Der deutsche öffentlich-rechtliche Sender „ARD“ ließ in der Sendung „Tagesthemen“ vom 13. Februar 2020 den offiziellen Kommentator schwere Vorwürfe gegen den Papst erheben: „Papst Franziskus überraschte mit seiner Entscheidung, das Zölibat streng zu interpretieren. Die Welt war scheinbar bereit und auf seiner Seite. Denn, dass der Argentinier persönlich eher für eine Lockerung der katholischen Enthaltsamkeit der Kirchendiener zu stehen scheint, ist seit langem kein Geheimnis mehr. Für viele Gläubiger wäre es also ein folgerichtiger Schritt gewesen, das Zölibat in einer ersten Instanz vorsichtig zu lockern, so wie es die Amazonas Synode vorgeschlagen hatte. Noch viel schlimmer als das Nein zur Zölibatslockerung sei aber die Entscheidung des kirchlichen Oberhaupts zur Rolle der Frau. Die Möglichkeit Karriere in der Kirche zu machen bleibt Frauen weiterhin weitgehend versperrt.“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) stellte fest: “Leider findet Papst Franziskus nicht den Mut dazu, in den seit 50 Jahren diskutierten Fragen der Weihe verheirateter Männer und der liturgischen Kompetenzen von Frauen, echte Reformen umzusetzen.” Eine überraschend heftige Reaktion gegen die Haltung von Papst Franziskus kam von Hochw. Paulo Suess, einem in Brasilien lebenden deutschen Theologen, der ein einflussreicher Teilnehmer der Amazonas Synode war. Er sagte, dass die Vision, die Papst Franziskus von der Kirche in Amazonien hat, stellenweise einem Albtraum gleiche (siehe: https:// www.domradio.de/themen/bischofssynode/2020-02-14).

Aus ihrer Reaktion ging hervor, dass alle diese Gruppen und Einzelpersonen siegessicher waren und zuversichtlich die Verwirklichung des lang ersehnten Ziels erwarteten, d. h. die Abschaffung des priesterlichen Zölibats und die Einführung der Frauenordination. In einem Editorial mit dem Titel "Habemus Coelibatum !!!" machte der deutsche Blog „Im Beiboot Petri“ am 13. Februar 2020 diese bemerkenswerte Beobachtung: “Was für ein Tag... schon seit den frühen Morgenstunden belagerten die Journalisten der westlichen Welt den Vatikan, um die Sensation die ja anstand, als erstes in die Welt hinaus zu vermelden: "Endlich endlich ist die letzte Bastion geknackt". Es konnte ja nur daraus hinauslaufen.... denn die "Mehrheit" im Oktober hat ja entschieden ... da konnte doch nichts mehr schiefgehen .... denn, wenn die Mehrheit was entscheidet, haben weder Gott und auch nicht der Papst da noch gegenteilige Ansprüche anzumelden. Die linke Kampfpresse, auch unter dem Pseudonym MainStreamMedia bekannt (die üblichen Namen muss ich hier nicht weiter auflisten) hatte die fertigen Artikel schon in ihren Computern und wollte nach Bekanntgabe der Sensation einfach nur auf den "Sendeknopf" drücken, um die "Sensation" als erste in die Welt zu bringen.… Doch es kam anders”.

Die apostolische Norm des priesterlichen Zölibats und die göttlich offenbarte Wahrheit der dem männlichen Geschlecht vorbehaltenen sakramentalen Weihe bildeten die letzte Bastion des römischen Katholizismus, die die verweltlichten und protestantisierenden Netzwerke innerhalb der Kirche noch nicht schleifen konnten. Es gelang ihnen, die Bastion des beständigen Gesetzes des Gebets, der lex orandi, durch eine gesamtkirchliche Umsetzung protestantisierender Elemente in Form und Inhalt der Liturgiefeier ernsthaft zu beschädigen. Es gelang ihnen, die Scheidung in der Praxis einzuführen, nämlich durch die päpstliche Genehmigung lokaler Normen der Zulassung von in Ehebruch Lebenden Katholiken zur Heiligen Kommunion. Es gelang ihnen, innerhalb der Kirche homosexuelle Aktivitäten zu legitimieren, indem Kardinäle und Bischöfe ungestraft „Gay Pride“ -Veranstaltungen und Aktivisten sogenannter LGBT-Gruppen öffentlich unterstützten. Es gelang ihnen, die Führung der katholischen Kirche und konkret den Papst vom Primat der übernatürlichen und ewigen Wirklichkeiten in der Sendung der Kirche abzuwenden und gleichzeitig der zweitrangigen Beschäftigung mit materiellen und zeitlichen Dingen gleiche Bedeutung beizumessen, wie z.B. die Sorge um das Klima, die Umwelt oder das Amazonas-Biom. Dabei wurde das Natürliche mit dem Übernatürlichen, das Himmelreich mit dem Reich der Erde, das Profane mit dem Heiligen gleichgesetzt. Das Natürliche wurde sakralisiert und das Übernatürliche desakralisiert. Es gelang ihnen, die Relativierung der Wahrheit über den katholischen Glauben als der einzig wahren von Gott gewollten Religion durch eine relativistische Theorie und Praxis der Ökumene und des interreligiösen Dialogs zu verbreiten. Es gelang ihnen, das Erste Gebot des Dekalogs praktisch abzuschaffen durch den historisch beispiellosen Akt der kultischen Verehrung einer Pachamama-Statue im Vatikan, im Herzen des Katholizismus. Es handelte sich bei dieser Statue um eines der Hauptsymbole der indigenen heidnischen Religion der Ureinwohner Südamerikas.

Angesichts derart gezielter und gut orchestrierter Angriffe auf das Glaubensgut (depositum fidei) und auf das, was wahrhaft katholisch ist, hat die Weigerung von Papst Franziskus, das Gesetz des priesterlichen Zölibats zu schwächen oder zu ändern und eine sakramentale Diakonatsweihe von Frauen zu genehmigen, eine historische Bedeutung und verdient Anerkennung und Dankbarkeit seitens aller wahrer Söhne und Töchter der Kirche. Diese Haltung des Papstes frustrierte viele einflussreiche Teilnehmer der Amazonas Synode. Ihr Ärger zeigt nun, dass sie letztendlich kein ernsthaftes Interesse an der Realität des Amazonasvolkes und ihrer authentischen Evangelisierung hatten, sondern das Amazonasvolk als Mittel benutzten, um ihre politischen kirchlichen Ziele rücksichtslos zu erreichen und damit das Schauspiel eines zynischen Klerikalismus boten. Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück bezeichnete die Haltung von Papst Franziskus als „provokative Weigerung“. Und indem er seiner Frustration freien Lauf ließ, ließ er "die Katze aus dem Sack", als er sagte: “Wozu der erhebliche Aufwand einer vierwöchigen Synode in Rom, wenn am Ende alles beim Alten bleibe?” (https://www.domradio.de/themen/bischofssynode/2020-02-14).

Am Tag nach der Veröffentlichung von Querida Amazonia teilte Papst Franziskus mit einer Gruppe von US-Bischöfen seine Enttäuschung über die Reaktion auf seine Apostolische Schreiben. Bischof William A. Wack von Pensacola-Tallahassee berichtete über die folgenden Worte von Papst Franziskus: „Er sagte, einige Leute sagen, er sei nicht mutig, weil er nicht auf den Geist gehört habe. „Also sind sie nicht sauer auf den Geist. Sie sind sauer auf mich hier unten “, sagte er [Papst Franziskus]. "Für einige Leute ging es nur um Zölibat und nicht um den Amazonas", sagte er. Bischof Wack fügte hinzu: "Man konnte seine [Papst Franziskus´] Bestürzung sehen” (https://www.catholicnews.com/services/englishnews/2020/pope-shares-with-us-bishops-his-frustration-with-reaction-to-amazon-text.cfm).

In ihrer Frustration bemühen sich nun Geistliche und Laien, die ihre Posten dank des Einflusses einer weltlich gesinnten kirchlichen „Nomenklatura“ erhalten haben, verzweifelt um Schadenbegrenzung. Sie pflegen ein Wunschdenken, indem sie wie ein Mantra Sätze wiederholen wie: „Das letzte Wort wurde noch nicht gesprochen“, „Diese Diskussion wird fortgesetzt“, „Das ist keineswegs vom Tisch gefegt”. Weitere Verwirrung säend erklärte Kardinal Christoph Schönborn: „Diese Entscheidungen der Amazonas-Synode können weiter reifen; geöffnete Türen wurden nicht wieder geschlossen “.

Andere trösten sich mit der Idee, dass das Abschlussdokument der Amazonas Synode den Charakter des ordentlichen päpstlichen Lehramtes hat. Vertreter des Heiligen Stuhls lehnten diese Ansicht jedoch ab. Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, erklärte bei der Vorstellung von Querida Amazonia, dass das Apostolische Schreiben nicht von einer Approbation des Abschlussdokuments spreche. Der Papst spricht nicht darüber, er spricht über die Präsentation, aber nicht über Approbation. Der Vatikansprecher Matteo Bruni sagte: „Das Apostolische Schreiben [Querida Amazonia] ist Lehramt. Das Abschlussdokument ist kein Lehramt“.

Mit der Veröffentlichung von Querida Amazonia erlebten wir ein Ereignis, das in gewissem Maße den Umständen und Reaktionen auf die Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. im Jahr 1968 ähnelt. Die Haltung von Papst Franziskus zum Gesetz des priesterlichen Zölibats und der Frauenordination bedeutet eine Erleichterung für alle wahren Katholiken, Geistliche wie Laien. Der Felsen Petri, der während des gegenwärtigen Pontifikats fast ununterbrochen in Nebel gehüllt war, wurde für eine Weile zu einem Felsen in der Brandung, der dem Druck der aufprallenden Wellen widerstand und von einem Sonnenstrahl der göttlichen Verheißung Christi beleuchtet wurde.

Während wir Papst Franziskus aufrichtig danken, dass er dem Druck der Welt und der Mehrheit der Teilnehmer der Amazonas Synode widerstand, das Gesetz des priesterlichen Zölibats zu lockern und eine Frauenordination zu billigen, müssen wir auch aus Gründen der Fairness die Tatsache hervorheben, dass der Text von Querida Amazonia insgesamt eine Verbesserung gegenüber dem Abschlussdokument der Amazonas Synode darstellt. Hier nur einige Beispiele: Querida Amazonia spricht von „innerer Bekehrung“ (Nr. 56), während das Abschlussdokument ganze Kapitel mit dem Titel „integrale Bekehrung“ und „ökologische Bekehrung“ enthält, und sogar von der „ökologischen Bekehrung der Kirche und des Planeten“ spricht (Nr. 61). Das Thema „gemeinsames Haus“ wird im Abschlussdokument ausführlich erörtert, während es in Querida Amazonia nur einmal in einem Zitat erwähnt wird. Die Wörter „Klimawandel“ und „Klima“ fehlen in Querida Amazonia, während das Abschlussdokument sie zweimal verwendet und sogar von der „Emission von Kohlenstoffdioxid (CO2)“ spricht (Nr. 77). Das Wort „Ökologie“ wird im Abschlussdokument 27 Mal und fast immer im Ausdruck „integrale Ökologie“ verwendet. Während der Ausdruck „Humanökologie“ im Abschlussdokument fehlt, verwendet Querida Amazonia nur einmal den Ausdruck „integrale Ökologie“ und spricht dreimal über die „menschliche Ökologie“ (siehe Nr. 41) im Sinne von Papst Benedikt XVI.

Das Abschlussdokument spricht nicht über die Schwächen der Kultur und der Lebensweise der indigenen Völker, während Querida Amazonia darüber zweimal im moralischen Sinne spricht (siehe Nr. 22 und Nr. 36). Querida Amazonia warnt vor einem geschlossenen „Indigenismus“, während das Abschlussdokument über dieses Thema schweigt. Es lohnt sich, die folgende Aussage von Querida Amazonia zu zitieren: „Es ist nicht meine Absicht, einen völlig geschlossenen, ahistorischen, statischen Indigenismus voranzutreiben, der jede Form der Vermischung ablehnt. Eine Kultur kann unfruchtbar werden, wenn sie sich »in sich selber verschließt und veraltete Lebensformen zu verewigen sucht, indem sie jeden Austausch und jede Auseinandersetzung über die Wahrheit vom Menschen ablehnt” (Nr. 37). Das Abschlussdokument spricht nur von einer „sozialen Verwandlung“, während es Querida Amazonia mehr um eine geistliche Verwandlung und insbesondere um die Notwendigkeit der Verwandlung der Kultur durch das Wirken des Heiligen Geistes geht: „Der Heilige Geist befruchtet ihre Kultur mit der verwandelnden Kraft des Evangeliums” (Nr. 68). Das Abschlussdokument vermeidet es, über die notwendige kritische Haltung gegenüber verschiedenen Kulturen zu sprechen, während Querida Amazonia diese zutreffende Aussage macht: „Die von den Kulturen ausgehenden Herausforderungen laden die Kirche zur »Haltung eines wachen kritischen Geistes aber auch vertrauensvollen Verständnisses ein“ (Nr. 67). Im Abschlussdokument fehlen die Worte „Immanenz“ und moralische „Leere“, während Querida Amazonia diese realistische Warnung ausspricht: „Was uns verbindet, ist das, was es uns möglich macht, in der Welt zu sein, ohne von irdischer Immanenz, geistiger Leere, bequemem Egozentrismus oder einem konsumorientierten und selbstzerstörerischen Individualismus verschlungen zu werden“ (Nr. 108).

Die Wörter „Recht“ und „Rechte“ werden im Abschlussdokument überwiegend humanistisch verwendet. Das Dokument spricht eindringlich und mit einem offensichtlich ideologischen Ziel vom „Grundrecht“ auf die Feier und auf die Zulassung zur Eucharistie (siehe Nr. 109). Querida Amazonia spricht nicht vom „Recht auf Eucharistie“, sondern vom Recht der indigenen Völker, das Evangelium zu hören (siehe Nr. 64), ein Thema, zu dem das Abschlussdokument schweigt. Das Abschlussdokument vermeidet es, über die Gefahr zu sprechen, dass eine kirchliche Gemeinschaft eine NGO wird. Während Querida Amazonia dagegen die folgende klare Aussage macht: “Ohne diese leidenschaftliche Verkündigung würde jede kirchliche Struktur nur zu einer weiteren NGO werden, und wir würden damit auch nicht der Weisung Jesu Christi entsprechen, die da lautet: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!« (Mk 16,15)”. (Nr. 64)

Das Wort „Anbetung“ fehlt im Abschlussdokument, während es in Querida Amazonia erwähnt wird. Anstatt von „inkulturierter Theologie“ (Abschlussdokument) zu sprechen, spricht Querida Amazonia von „inkulturierter Spiritualität“. Das Abschlussdokument verwendet nur zweimal das Wort "Gnade" und zwar in einem anthropozentrischen Horizont, während Querida Amazonia zehnmal von der Gnade in einem theologischeren Sinne spricht, wie man es z.B. in den folgenden Formulierungen sehen kann: „Christus ist die Quelle aller Gnade“ (Nr. 87), in den Sakramenten „wird die Natur zum Ort und Instrument der Gnade erhoben“ (Nr. 81), Gottes Gegenwart durch Gnade (Fußnote Nr. 105). Das unverzichtbare biblische Zitat von 1 Kor 9, 16 über den Missionsauftrag fehlt im Abschlussdokument, während Querida Amazonia in klaren Worten über diese Aufgabe mit dem vollständigen Zitat von 1 Kor 9,16 spricht: „Als Christen verzichten wir nicht auf die Option des Glaubens, die wir aus dem Evangelium empfangen haben. Obwohl wir uns gemeinsam mit allen engagieren wollen, schämen wir uns nicht für Jesus Christus. Für diejenigen, die ihm begegnet sind, die in seiner Freundschaft leben und sich mit seiner Botschaft identifizieren, ist es unumgänglich, von ihm zu sprechen und andere auf seine Einladung zu einem neuen Leben aufmerksam zu machen: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16)“ (Nr. 62). Das Abschlussdokument spricht nicht über den authentischen Sinn der Tradition der Kirche, wogegen Querida Amazonia über die Tradition als von der Wurzel eines ständig wachsenden Baumes spricht, und dabei die berühmte Formulierung des hl. Vinzenz von Lerin zitiert: „Die christliche Lehre wird durch die Jahre konsolidiert, durch die Zeit erweitert und durch das Alter verfeinert“ (Commonitorium, 23, zitiert in Fußnote 86).

Neben den erwähnten Verbesserungen im Vergleich zum Abschlussdokument, kann man das Vorhandensein in Querida Amazonia von bedauerlichen lehrmäßigen Unklarheiten und Fehlern sowie gefährlicher ideologischer Tendenzen nicht verschweigen. Problematisch sind zum Beispiel Andeutungen einer Art pantheistischer und heidnischer Spiritualität, wenn man von der materiellen Erde als von einem „sakralen Geheimnis“ (Nr. 5) spricht, vom Eingehen in eine Gemeinschaft mit der Natur: „Wir treten mit dem Wald in Gemeinschaft“ (Nr. 56), vom Amazonas-Biom als von einem „theologischer Ort “(Nr. 57). Das bejahende Zitat der Aussagen, dass der Amazonas „die verborgene Ewigkeit“ ist (Nr. 44) und dass „nur die Poesie mit ihrer bescheidenen Stimme diese Welt retten kann“ (Nr. 46), kommt einem Pantheismus und Heidentum nahe. Ein Christ kann solche Ideen und Ausdrücke nicht unterschreiben.
Juden und Christen durften niemals heidnische indigene religiöse Symbole auf irgendeine Weise annehmen. Gott verbot, das indigene Symbol des goldenen Kalbes und des Baal aufzugreifen. Die Soldaten des Judas Makkabäus, als sie die Tore von Jamnia verbrannten (siehe 2 Makk. 12, 40), fanden es durchaus möglich, indigene Symbole auf eine gewisse Weise anzunehmen, ohne sie notwendigerweise als Götzendienst zu betrachten, da sie nur Votivgaben in den Tempeln darstellten. Gott verurteilte jedoch dieses Aufgreifen „indigener Symbole auf irgendeine Weise“, da alle deutlich sahen, dass diese Soldaten aus diesem Grund getötet wurden. Die gesamte Gemeinde hat Sühne für diese Sünde geleistet: „Sie hielten einen Bittgottesdienst ab und beteten, dass die begangene Sünde wieder völlig ausgelöscht werde. Der edle Judas veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte sie nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe“ (2 Makk. 12, 42-43).

Die Apostel würden niemals zulassen, die indigenen Symbole der griechisch-römischen Gesellschaft, wie z. die Statue von Artemis oder Diana in Ephesus (siehe Apostelgeschichte 19, 23ff) “auf irgendeine Weise” aufzugreifen. Der hl. Paulus hat sehr viele Menschen überredet und sie von der Götzenverehrung abgebracht und gesagt, dass mit Händen gemachte Götzen keine Götter sind (Apg 19, 26). Die Ureinwohner von Ephesus protestierten gegen die kompromisslose Ablehnung indigener Symbole seitens des hl. Paulus und sagten: „So kommt nicht nur unser Gewerbe in Verruf, sondern auch dem Heiligtum der großen Göttin Artemis droht Gefahr, nichts mehr zu gelten, ja sie selbst, die von der ganzen Provinz Asien und von der ganzen Welt verehrt wird, wird ihre Hoheit verlieren” (Apg 19, 27). Mit dem hl. Paulus sollten wir sagen: „Welche Übereinstimmung hat der Tempel Gottes mit Götzen und mit indigenen Symbolen?“ (siehe 2 Kor 6, 16). Der hl. Wladimir griff weder die in seiner heidnischen Religion verwendeten indigenen Symbole auf, noch tat es der hl. Bonifatius in Deutschland. Dabei folgten sie dem Gebot Gottes in der Heiligen Schrift und der Lehre der Apostel. Sicherlich würde keiner der Apostel oder der heiligen Missionare ruhig und ohne weiteres die folgende Aussage von Querida Amazonia akzeptieren: „Es ist möglich, in irgendeiner Weise auf ein indigenes Symbol anzunehmen, ohne dass man es notwendigerweise als Götzendienst betrachten müsste“ (Nr. 79).

Theologisch sehr problematisch ist die Bezeichnung der Allerseligsten Jungfrau Maria als „Mutter aller Geschöpfe“ (Nr. 111). Die heilige und makellose Mutter Gottes ist nicht die Mutter aller Geschöpfe, sondern nur die Mutter Jesu Christi, des Erlösers der Menschheit und damit auch die geistige Mutter aller von ihrem göttlichen Sohn erlösten Menschen. Die Idee und der Ausdruck „Mutter der Schöpfung oder aller Geschöpfe“ findet man in heidnischen Religionen, zum Beispiel im Pachamama-Kult oder der New-Age-Bewegung, wie es man in der folgenden Beschreibung sehen kann: „Mutter-Erde ist in den alten und modernen nicht-literater Religionen eine ewig fruchtbare Quelle von allem. Sie ist einfach die Mutter; es gibt nichts getrennt von ihr. Alle Dinge kommen von ihr, kehren zu ihr zurück und sind sie. Die archaischste Form der „Mutter-Erde“ ist eine Mutter-Erde, die unerschöpflich alles aus sich selbst hervorbringt“ (Encyclopaedia Britannica). Die vedischen Hymnen erwähnen die "Aditi", eine Hauptgöttin des hinduistischen Pantheons, als "Mutter aller Geschöpfe". Der hl. Anselm gibt uns die richtige Vorstellung und Terminologie und sagt: „Gott ist der Vater der geschaffenen Welt und Maria die Mutter der neu geschaffenen Welt. Gott ist der Vater, durch den alle Dinge belebt wurden, und Maria, die Mutter Dessen, durch den alle Dinge neues Leben erhalten haben. Denn Gott zeugte den Sohn, durch den alle Dinge gemacht wurden, und Maria gebar Ihn als den Retter der Welt. Ohne Gottes Sohn könnte nichts existieren; ohne Marias Sohn könnte nichts erlöst werden“ (Oratio 52). Maria ist die Königin des Himmels, die “Regina Coeli” und die “Königin der Schöpfung”, nicht aber die “Mutter aller Geschöpfe”.

Eine der bedeutendsten irrtümlichen Tendenzen in Querida Amazonia besteht in der Förderung des Naturalismus mit leichten Echos des Pantheismus und eines verborgenen Pelagianismus im Sinne einer übermäßigen Betonung, Wertschätzung und Pflege der natürlichen, irdischen und zeitlichen Realität. Es handelt sich um einen Reduktionismus, der die Existenz der Geschöpfe und der Menschheit vorwiegend auf den Bereich der natürlichen Ordnung beschränkt. In dieser naturalistischen und neopelagianischen Tendenz besteht in der Tat die geistige Krankheit, die das Leben der Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hauptsächlich charakterisiert und schädigt. Querida Amazonia ist ein Ausdruck dieser Tendenz, wenn auch in etwas abgemilderter Form im Vergleich zum Abschlussdokument der Amazonas Synode.

Die Tendenz, zeitliche und natürliche Dinge übermäßig hervorzuheben und zu fördern, schwächt erheblich den Auftrag der Kirche, den sie von ihrem göttlichen Erlöser in den folgenden klaren Lehren der Heiligen Schrift erhalten hat: „Geht und verkündet, dass das Himmelreich nahe ist“ (Mt 10, 7), „In seinem Namen wir allen Völkern Buße für die Vergebung der Sünden gepredigt“ (Lk 24, 47). „Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und all diese Dinge werden euch hinzugegeben” (Mt 6, 33), „Ihr seid von unten; Ich bin von oben. Ihr seid von dieser Welt; Ich bin nicht von dieser Welt" (Joh 8, 23), „Es ist nicht recht, dass wir es aufgeben, das Wort Gottes zu predigen, um den Tischen zu dienen. … Wir aber werden uns dem Gebet und dem Dienst des Wortes hingeben“ (Apg 6, 2.4), „Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“ (1 Kor 15,19), „Die gegenwärtige Gestalt dieser Welt vergeht“ (1 Kor 7, 31). Die authentische und hauptsächliche Bedeutung und Verkündigung des Evangeliums unseres Herrn Jesus Christus werden verzerrt und in Richtung eines innerweltlichen Ziels verschoben. Jesus Christus, der Erlöser der Menschheit, hatte nicht als erste Sendung, sich um das materielle Wohlergehen des Planeten oder des Amazonas-Bioms zu kümmern, sondern unsterbliche Seelen für das ewige Leben im Himmel zu retten: „Gott hat die Welt so geliebt, dass Er seinem einzigen Sohn dahingab, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3, 16). Jesus Christus sagte nicht: „Gott hat seinen einzigen Sohn dahingegeben, dass dieser Planet und seine vielen Teile wie das Amazonas-Biom nicht zugrunde gehen, sondern reichlich natürliches Leben haben“. Jesus sagte auch nicht: „Geht und verkündet, dass das Reich der Mutter Erde nahe ist".

Die materielle Schöpfung leidet gerade wegen des Mangels an übernatürlichem Leben der Gnade Christi in den Seelen der Menschen. Dies lehrt uns das Wort Gottes: „Die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?“ (Röm 8, 19-24). Je mehr die Kirche in unseren Tagen ihre primäre übernatürliche Sendung und Tätigkeit schwächt, desto mehr schadet sie dadurch in den Augen Gottes und der Ewigkeit auch der Erlösung und Heiligung der natürlichen Schöpfung.

Die gegenwärtige Verschiebung im Leben der Kirche und bedauerlicherweise sogar seitens des Heiligen Stuhls und des Papstes hin zur Förderung des Natürlichen und Zeitlichen zum Nachteil des Übernatürlichen und des Ewigen, kann man mit den Worten eines der größten Päpste, nämlich der hl. Gregor des Großen, treffend beschreiben. Er sagte, dass der Staub irdischer Beschäftigungen die Augen der Kirche verblendet (terrena studia Ecclesiae oculos pulvis caecat): „Während irdische Beschäftigungen den Geist des Hirten beschäftigen, verblendet der Staub die Augen der Kirche“ (Regula pastoralis, II, 7). Mit ihrer übermäßigen Konzentration auf und der Beschäftigung mit irdischen Belangen und sogar in einem solchem Ausmaße, dass sie sich in wissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Angelegenheiten einmischt, die nicht zu ihrer Kompetenz gehören, wie z. B. in die Fragen des Klimas oder der Flora und Fauna eines konkreten Bioms, begeht die Kirche in unseren Tagen den Fehler einer neuen Art von Klerikalismus, da sie hier die Grenzen ihrer eigenen Macht überschreitet. Hilfreich ist in dieser Hinsicht die folgende Lehre von Papst Leo XIII.: „Der Allmächtige hat zwei Gewalten, der kirchlichen und der bürgerlichen, die Verantwortung für die Menschheit übertragen, wobei die eine über göttliche und die andere über menschliche Dinge gestellt wird. Jede ist in ihrer Art eine höchste Gewalt. Jede hat feste Grenzen, innerhalb derer sie enthalten ist, Grenzen, die durch die Natur und den besonderen Gegenstand der Zuständigkeit einer jeden definiert sind, so dass es einen Bereich gibt, innerhalb dessen das Wirken einer jeden aufgrund der jeweils wesenseigenen Rechte abläuft” (Enzyklika Immortale Dei, 13).

Die derzeitige exzessive Verlagerung hin zu einem verborgenen Pelagianismus und Naturalismus seitens der Kirche in unseren Tagen verursacht einen erheblichen Schaden für das Wohl und die Rettung der Seelen. Wie aktuell sind wieder die folgenden Worte des hl. Gregor des Großen: „Untergeordnete also sollen das Untergeordnete besorgen, die Hirten aber an das Hohe denken, damit so nicht etwa das Auge, das von oben her auf den Schritt zu achten hat, durch Sorge und Staub verfinstert werde. … Da vermögen die Untergebenen das Licht der Wahrheit nimmer zu schauen, weil den Hirten irdische Sorgen in Beschlag genommen haben und weil der vom Sturm der Versuchung aufgewirbelte Staub die Augen der Kirche umnachtet. Die Steine des Heiligtums, d.h. die Hirten der Kirche, liegen auf der Straße zerstreut, wenn diejenigen, die zur Zierde der Kirche den inneren Geheimnissen wie in einem verborgenen Raum der Stiftshütte obliegen sollten, gern draußen wegen weltlicher Angelegenheiten auf weiten Reisen sind“ (Regula pastoralis II, 7).

Der hl. Irenäus sagte, dass der lebende Mensch eine Ehre für Gott ist, das wahre Leben des Menschen jedoch nicht im natürlichen, sondern im übernatürlichen Leben bestehe, d.h. in der Anschauung Gottes. Der eigentlich wahre Mensch ist jedoch Christus, der menschgewordene Sohn Gottes: „Gloria enim Dei vivens homo, vita autem hominis visio Dei“ (Adversus haereses IV, 20). Die folgende Aussage in Querida Amazonia betont dagegen übermäßig den Wert der materiellen Schöpfung: „Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht“ (Nr. 54). Diese Aussage scheint die harte Realität des geistigen Todes so vieler menschlicher Seelen zu übersehen, die nach dem Bild und dem Gleichnis Gottes geschaffen sind (siehe Gen 1, 27) und die durch ihr Leben in Sünde und Unwissenheit Gott keine Ehre geben und Ihn beleidigen. So viele Menschen beleidigen Gott und geben ihm keine Ehre wegen der Sünde der Unterlassung der Kirche unserer Tage, die die Verkündigung der göttlichen Offenbarung durch die Duldung von theologischen Zweideutigkeiten und Häresien schwächt. Viele Menschen kennen daher die Einzigartigkeit Jesu Christi und sein Erlösungswerk nicht und kennen auch nicht den heiligen Willen Gottes und geben ihm daher keine Ehre. Die Situation, in welcher die Kirche in unseren Tagen die Menschheit und die Welt belässt, kann man mit den Worten des hl. Paulus umschreiben: Sie „laufen ziellos und kämpfen mit der Faust wie jene, die in die Luft schlagen“ (1 Kor 9, 26).

Unter vielen problematischen, zweifelhaften und zweideutigen theologischen Ausdrücken finden sich in Querida Amazonia auch wertvolle Aussagen wie die folgenden: “Darin besteht des Priesters große Amtsgewalt, die nur im Weihesakrament empfangen werden kann. Deshalb kann nur er sagen: „Das ist mein Leib“. Auch andere Worte kann nur er sprechen: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“. Denn die sakramentale Vergebung steht im Dienst einer würdigen Eucharistiefeier. Diese beiden Sakramente bilden die Mitte seiner exklusiven Identitä” (Nr. 88), „Der Herr wollte seine Macht und seine Liebe in zwei menschlichen Gesichtern kundtun: das seines göttlichen menschgewordenen Sohnes und das eines weiblichen Geschöpfes, Maria“ (Nr. 101), „Wir glauben fest an Jesus als den einzigen Erlöser der Welt, gleichzeitig hegen wir eine tiefe Verehrung für seine Mutter“ (Nr. 107), “Uns eint die Überzeugung, dass nicht alles mit diesem Leben einmal endet, sondern dass wir zum himmlischen Festmahl berufen sind” (Nr. 109). Eine übernatürliche und fromm katholische Sicht gibt Papst Franziskus am Ende von Querida Amazonia mit diesem Gebet: „Gib, dass dein Sohn in ihren Herzen geboren wird“ (Nr. 111), „Mutter, herrsche du in Amazonien zusammen mit deinem Sohn“ (Nr. 111).

Was die Kirche unserer Tage und die Verantwortlichen des Heiligen Stuhls in Rom brauchen, ist nicht so sehr eine Bekehrung zu den innerweltlichen Realitäten, sondern zu den übernatürlichen Realitäten der Gnade Christi und seines Erlösungswerkes. Wenn Querida Amazonia sagt, dass „eine solche innere Umkehr wird es uns möglich machen, um Amazonien zu weinen und mit ihm zum Herrn zu rufen“ (Nr. 56), entsteht die Eindruck einer Fehleinschätzung und Unterschätzung der dringenden Notwendigkeit der wahren Bekehrung zu Gott. Die gesamte Kirche und in erster Linie der Papst müssen nicht um die Amazonasregion weinen, sondern um den geistigen Tod so vieler unsterblicher Seelen, weil sie die göttliche Offenbarung und den göttlichen Willen ablehnen, wie er in seinen Geboten und im Naturgesetz offenbart ist. Der Papst, die Bischöfe und die gesamte Kirche müssen wegen der schrecklichen Sünden des Glaubensabfalls, des Verrats an Christus, der Gotteslästerungen und Sakrilegien weinen, die nicht wenige Katholiken und Mitglieder des Klerus, selbst der hohen Klerus, begangen haben. In besonderer Weise müssen auch der Papst, die Bischöfe und die gesamte Kirche wegen des unaussprechlichen und schrecklichen Genozids an den unschuldigen ungeborenen Kindern weinen.

Die dringendste Bekehrung ist weder die ökologische Bekehrung noch die Belehrung zum Weinen um das Amazonas-Biom. Die dringendste Bekehrung ist die Bekehrung zu Gott, zu seinem Reich, zu seiner Gnade. Der Papst und die Bischöfe sind die ersten, die mit Tränen beten müssen: „Bekehre uns, o Herr, zu dir, und wir werden bekehrt sein: Erneuere unsere Tage wie die Tage von früher (converte, nos Domine, ad Te, et convertemur, sicut a principio)“ (Klagelieder 5, 22). Und der Herr sagt: „Bekehrt euch zu mir, und ich werde mich zu euch wenden (convertimini ad Me et convertar ad vos)“ (Sach 1, 3). Wie schön und tröstlich sind die Worte von Psalm 84, die in der beständigen Form des Römischen Ritus, dem älteren Brauch des Römischen Ritus (usus antiquior), der Priester und die Gläubigen zu Beginn jeder heiligen Messe beten: „Deus, Tu converus vivificabis nos, et plebs Tua laetabitur in Te (Wende dich zu uns, o Gott, und bring uns Leben, und dein Volk wird sich an Dir freuen)“.

Unter Berücksichtigung der dramatischen geistigen Angriffe auf den Felsen Petri, bleibt die Veröffentlichung von Querida Amazonia mit der klaren Haltung von Papst Franziskus in der Bewahrung der apostolischen Norm des priesterlichen Zölibats und der göttlichen Wahrheit des dem männlichen Geschlecht vorbehaltenen Weihesakraments trotz ihrer theologischen Grenzen und Irrtümer dennoch ein Hoffnungsschimmer inmitten anhaltender Verwirrung.

Alle “Kleinen” in der Kirche, die vom weltlichen kirchlichen Establishment, das jetzt von der Haltung des Papstes enttäuscht ist, an die Peripherie gestellt wurden, werden beten, dass sich dieser Schimmer zu einem strahlenden Licht entwickelt, nämlich wenn Papst Franziskus mit der höchsten Lehrautorität, ex cathedra, verkündet wird, dass es eine von Gott offenbarte Wahrheit ist, an die das allgemeine Lehramt der Kirche immer geglaubt und sie in der Praxis gelebt hat, dass nämlich das Weihesakrament in seinen drei Stufen des Diakonats, Presbyterats und Episkopats aufgrund göttlicher Einsetzung dem männlichen Geschlecht vorbehalten ist.

Ein solch strahlendes Licht des Petrusfelsen würde noch zunehmen, wenn Papst Franziskus die Erklärung über die apostolische Norm des priesterlichen Zölibats angemessenerweise veröffentlichen würde, eine Erklärung, die der Haltung aller römischen Päpste entsprechen würde; denn trotz des Drucks, das Gesetz des Zölibats zu lockern, haben sich alle römischen Päpste dem immer widersetzt. Eine solche Erklärung könnte derjenigen ähnlich sein, die Papst Benedikt XV. aussprach: „Als eines der Hauptzierden des katholischen Klerus und als Quelle der höchsten Tugenden muss das Gesetz des Zölibats in seiner Reinheit unantastbar bleiben; und der Heilige Stuhl wird es niemals abschaffen oder mildern “(Konsistorialansprache vom 16. Dezember 1920).

Mögen wir alle auf diese aktuellen Worte unseres Herrn hören, die er zur hl. Birgitta von Schweden sprach: „O Rom, wenn du deine Geschichte kennen würdest, würdest du sicher weinen und dich nicht freuen. Rom war in früheren Tagen wie ein Stoff, gefärbt mit der schönsten Farbe, und mit den kostbarsten Fäden gewebt. Seine Erde war gefärbt mit roter Farbe, nämlich mit dem Blut der Märtyrer, und zusammengewebt, nämlich mit den Gebeinen der Heiligen vermischt. Jetzt dagegen sind seine Tore verlassen, denn ihre Verteidiger und Wächter haben sich weltlichem Begehren zugewandt. Seine Mauern sind niedergerissen und ohne Bewachung, denn man achtet nicht auf das Verderben der Seelen, sondern die Priester und das Volk, das Gottes Mauern bildet, zersplittern sich, um das zu tun, was dem Fleische nützlich ist. Die heiligen Gefäße werden schimpflich veräußert, denn Gottes Sakrament wird für weltliche Gunst ausgeteilt“ (Buch der Offenbarung, 3, 27). Und dies sind die Worte Christi, die an den Papst, seinen Stellvertreter auf Erden, gerichtet sind: „Geh also voran und fürchte dich nicht, steh mannhaft auf und kleide dich vertrauensvoll mit Stärke, mach dich daran, meine Kirche zu erneuern, die ich mit meinem eigenen Blut erlöst habe, so dass sie erneuert werden mag und geistlich in ihren früheren heiligen Zustand zurückversetzt wird“ (Buch der Offenbarung, 4, 142).

Die Hauptursache für besonders verheerende Krisen in der Geschichte der römischen Kirche bestand immer in der Abkehr des Papstes und der römischen Kurie von den primären übernatürlichen und geistlichen Aufgaben zu zeitlichen und irdischen Belangen, so dass die Päpste in jenen Zeiten übermäßig in die Sorge um zeitliche Angelegenheiten hineingezogen waren und in ihnen gleichsam aufgegangen sind. Die römischen Kurie erlebt gegenwärtig eine große Krise aufgrund einer neuen exzessiven Involvierung in zeitliche und irdische Angelegenheiten, so dass nach der Meinung mancher Kommentatoren der Heilige Stuhl zu einer Art Filiale der UNO wurde. In der Tat wird der Heilige Stuhl als wirksames Werkzeug benützt für die Umsetzung einer einheitlichen globalen naturalistischen Ideologie wie z. B. durch den „Globalen Erziehungspakt (Global Pact on Education)“ und die Gleichstellung aller Religionen durch die faszinierende Idee der „Menschlichen Brüderlichkeit (Human Fraternity)“. Mit Sicherheit wird der Herr eingreifen und Rom und das Papsttum reinigen, wie er es in der Vergangenheit so oft getan hat.

Wir können glauben, dass die Gebete, die Opfer, die Treue zum katholischen Glauben der “Kleinen” in der Kirche die Gnade erflehen werden, dass Papst Franziskus hoffentlich mindestens die beiden oben genannten unverzichtbaren Akte seines Petrusdienstes setzen wird, zur größeren Ehre des Priestertums Christi und die Heiligung der Hierarchie, da jede wahre Reform der Kirche mit dem Kopf beginnen und dann den gesamten Körper durchdringen muss.

"Möge der Herr den Papst bewahren und ihn nicht dem Willen seiner Feinde unterwerfen (Dominus Conservet eum et non tradat eum in nimam inimicorum eius)."

15. Februar 2020

+ Athanasius Schneider, Weihbischof der Erzdiözese der Heiligen Maria in Astana

Der Beitrag erschien in englischer Sprache auch auf
LifeSiteNews



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