Nigeria: „Dunkelheit hat sich ausgebreitet, doch sie hat nie gewonnen“

16. Jänner 2020 in Spirituelles


Betrachtung eines Priesters zu den jüngsten Gewalttaten an Christen


Nigeria (kath.net/KIN)
Am 26. Dezember 2019 hat die Terrorgruppe „Islamic State West Africa Province” (ISWAP) ein Video veröffentlicht. Darin wird gezeigt, wie die Terroristen zehn Geiseln den Kopf abschlagen. Eine weitere Geisel wurde vor laufender Kamera erschossen. Die Namen der Getöteten sind bislang unbekannt. Ein früheres Video enthüllt, dass es sich um Geiseln aus den nigerianischen Bundesstaaten Borno und Yobe handelt.

Der von ISWAP und Boko Haram verübte Terror hat die Nigerianer tief erschüttert, vor allem die Christen. Sie wurden durch eine weitere Schreckensmeldung vom zweiten Weihnachtstag in einen Schockzustand versetzt: Bei einer Hochzeitsfeier im Bundesstaat Borno wurden einige Gäste enthauptet.

Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hat mit Panachy Longinus Ogbede, dem Pfarrer der katholischen Gemeinde „Mariä Heimsuchung“ in Lagos, über die Morde gesprochen. Hier seine Betrachtung der Ereignisse:

„Wir dürfen nie Gewalt akzeptieren. Sie ist nicht Teil unserer Kultur. Die Nigerianer sind traditionell dafür bekannt, Diskussionen zu führen; unsere Vorväter haben uns beigebracht, dass das Prinzip ,Auge um Auge, Zahn um Zahn῾ dazu führt, dass alle blind und zahnlos zurückbleiben. Es gibt immer bessere und produktivere Wege.

„Egoismus und Relativismus haben sich überall breitgemacht“

Doch viele Menschen denken anders. Für sie wäre es gut, wenn sie eine stärkere Beziehung zu Gott hätten. Dies würde zu positiveren Beziehungen mit ihren Mitmenschen führen. Durch den Glauben wird der andere Mensch in unseren Augen geheiligt. Wir verlieren schnell unseren Sinn für das Heilige, ebenso wie unseren Sinn für die Gemeinschaft.

Egoismus und Relativismus haben sich überall breitgemacht, und wir haben vergessen, dass es immer noch objektive Wahrheiten gibt. Es ist nicht recht, Brüder und Schwestern zu töten. Es ist nicht recht, grausam zu sein. Ich flehe Boko Haram und ISWAP an, ihr Handeln zu überdenken.

Christen können die Heimat nicht verlassen

Fest steht, dass die Christen ihre Heimat nicht verlassen können. Wohin sollten sie auswandern? Und für wie lange? Wir sind Fremde – egal, wo wir hingehen. Die Heilige Schrift hat uns harte Zeiten vorausgesagt, doch harte Zeiten bleiben nicht für immer.

Das Leben ist voll von Höhen und Tiefen, die häufig das Ergebnis menschlichen Eigennutzes sind. Und es wird immer einen Judas unter den Jüngern geben. Es wird immer ein Kind geben, das sich verirrt, das nach links geht, wenn alle anderen nach rechts gehen. Und wenn es das tut, wird es merken, dass dies selten zum Erfolg führt.

„Christus hat seine Kirche nie im Stich gelassen“

Gerade wenn die Dinge wanken, eröffnen sich uns Chancen des Wachstums. Um dieses Wachstum zu erreichen, müssen wir Instabilität, Unvollkommenheit und Unsicherheit akzeptieren. Es gibt Licht am Ende des Tunnels, doch wir müssen durch den Tunnel gehen, bevor wir das Licht erreichen können.

Auch die ersten Apostel mussten Verfolgung erleiden. Doch Christus hat seine Kirche nie im Stich gelassen. Ohne ihn wären wir alle nicht mehr da. Dunkelheit hat sich ausgebreitet, doch sie hat nie gewonnen.”


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