'Anbetung ist der Ernstfall des Glaubens'

6. Jänner 2020 in Weltkirche


Kurienkardinal Kurt Koch bei #MEHR2020: Anbetung ist in der heutigen Zeit und sogar in der Kirche zu einem „unmoderne Wort“ und zu einem „Fremdwort“ geworden. Von Roland Noé


Augsburg (kath.net/rn)
„Anbetung ist der Ernstfall des Glaubens, das Lebenselixier des kirchlichen Lebens und die Grundlage des Menschen vor Gott“ Mit großer Deutlichkeit hat der römische Kurienkardinal Kurt Koch, Präfekt des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, im Rahmen einer Hl. Messe zum Dreikönigsfest am Montag in Augsburg im Rahmen der MEHR2020 den Inhalt des Dreikönigsfestes den Teilnehmern nahegebracht. Mit Koch hat damit erstmals der wichtigste Ökumene-Vertreter der katholischen Kirche die Veranstaltung besucht und diese erneut aufgewertet. Mit dem Kardinal konzelebrierten auch mehrere Bischöfe und viele Priester.

Koch erinnert in seiner Predigt an die Sterndeuter von Bethlehem: „Dass die Sterndeuter in die Knie gehen und anbeten, kann nur einen Grund haben. Sie haben erkannt, dass sie in dem Kind in der Krippe dem Heiligen begegnet sind.“ Das Fest „Epiphanie“ haben die ersten Christen zuerst in der Auferstehung Christi wahrgenommen, denn das Osterfeier war das Zentralfest der christlichen Kirchen, ein Weihnachtsfest gab es damals noch nicht. Je mehr man über den Glauben an den Gekreuzigten nachdachte, desto mehr rückte die Menschwerdung in den Vordergrund der gläubigen Meditation. Der Kardinal erinnert dabei an das Matthäus-Evangelium. Dort steht die Anbetung und am Ende des Evangeliums.

Koch bedauerte dann, dass Anbetung in der heutigen Zeit und sogar in der Kirche zu einem „unmoderne Wort“ und zu einem „Fremdwort“ geworden sei. Die sei sogar verständlich, weil man in der Welt vor niemanden in die Knie gehen müsse. Aber den „aufrechten Gang“ lerne der Mensch nur im Kniefall vor Gott. Koch erinnerte an ein Wort von Johannes XXIII.: „Anbetung Gottes führt den Menschen zu seiner wahren Größe“

Der Kurienkardinal erinnert in dem Zusammenhang an zwei weltliche Zeugen. So habe Hans Jonas eine neue Ehrfurcht vor dem Heiligen eingefordert. Und Eugène Ionesco, der Begründer des absurden Theaters, hat Kirchen vorgeworfen, dass diese der Versuchung zu verweltlichen nachgeben und sich an die Welt anbiedern. „Wir brauchen das Außerzeitliche, denn was ist Religion ohne das Heilige.“

Koch betonte am Ende seiner Predigt auch, dass sich viele Menschen und Christen heute durchaus von allen menschlichen Dimensionen von Jesus berühren lassen. Das Glaubensbekenntnis selbst bereite ihnen aber Mühe. „Mit diesem Glaubensbekenntnis steht und fällt der christliche Glaube.“
„Wenn Jesus nur ein Mensch gewesen wäre, muss der Glaube verstummen. „Nur wenn unser Glaube wahr ist, dass Gott selbst Mensch geworden und so Anteil hat, nur dann kann Jesus nicht bloß gestern sondern heute das Licht unseres Lebens sein.“

Koch erinnert dazu auch an das Wort von Angelus Silesius: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren“

Anbetung ist für Koch in der Tat der „Ernstfall des Glaubens“, das entscheidene Medium für die Ausstrahlung Gottes in der Welt sein wir selbst. „Anbetende Menschen bringen das Heilige in die Welt zurück, um eine der schmerzenden Wunden unserer Zeit, um den Verlust oder die Zerstörung des Heiligen zu ehren.“


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