Mexiko: Fast 11 Millionen pilgerten zum Guadalupe-Fest

13. Dezember 2019 in Weltkirche


Erneuter Rekord am größten katholischen Wallfahrtsort - Kardinal bezeichnet Marienerscheinungen von 1531 als Gegenmittel zu den "Zerfallserscheinungen"


Mexiko-Stadt (kath.net/KAP) Beim Guadalupe-Heiligtum in Mexiko, dem größten katholischen Wallfahrtsort der Welt, ist der Zustrom an Pilgern zum Festtag der mexikanischen Madonna ungebrochen. Allein von Wochenbeginn bis zum Mittag des 12. Dezembers betraten 10,868.737 Menschen die Guadalupe-Basilika, teilten die Behörden von Mexiko-Stadt am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) laut dem Portal heraldodemexico.com.mx mit, weitere Pilger wurden für die Nachmittags- und Abendstunden erwartet. Damit wurde zum wiederholten Mal der Vorjahresrekord -10,6 Millionen Pilger waren es 2018, 7,3 Millionen 2017 - eingestellt.

In der 1974 errichteten Basilika ist über dem Altar der Umhang ausgestellt, der das bekannte Gnadenbild zeigt. Die direkt unter diesem verlaufenden Rollbänder für die Besucher werden laut Angaben der Erzdiözese Mexiko-Stadt dieser Tage von 15.600 Menschen pro Stunde genutzt, wobei viele Pilger sich aufgrund des großen Andrangs damit begnügen, das Bild von weitem zu sehen und dann die Kirche zu verlassen. Hunderttausende Pilger hatten ihr Ziel in tage- bis wochenlangen Fußmärschen erreicht, viele davon mit Marienstatuen, Bildern oder Fahnen.

Der Erzbischof von Mexiko-Stadt, Kardinal Carlos Aguiar Retes, feierte am Donnerstagmittag die sogenannte "Rosenmesse". Sie erinnert an den Moment, an dem der Indio Juan Diego am 12. Dezember 1531 dem damaligen Bischof Fray Juan de Zumarraga (1468-1548) im Auftrag der Heiligen Maria gepflückte Rosen als Wahrheitsbeweis seiner Erscheinungen überreichte, woraufhin auf seinem Umhang das Gnadenbild von Guadalupe sichtbar wurde. Die Jungfrau von Guadalupe habe damals in einem "Moment der schlimmsten Zerfallssymptome der indigenen Kulturen unseres Landes" dem Volk ihre Gegenwart bekundet und sich als Mutter gezeigt, sagte der Kardinal. Um heutige "Wunden" der Gesellschaft zu heilen, müsse der liebevolle Umgang gestärkt werden, angefangen in den Familien.

Auf die hohe Kriminalität und Unsicherheit in Mexiko, die laut Beobachtern längst Ausmaße eines anhaltenden "Krieges" erreicht hat, verwies Stunden zuvor in einem anderen Gottesdienst der Rektor der Guadalupe-Basilika, Salvador Martinez Avila. Diese Entwicklungen kämen nicht zufällig, sondern sie seien "Zeichen einer erkrankten Gesellschaft". Das "Fieber" der Arbeitslosigkeit und der internationalen Migration, die Mexiko seit einem Jahr mit sogenannten "Karawanen" beschäftigt, seien Symptome einer "schlimmen Infektion im Herzen der Welt". Maria von Guadalupe versammle die Menschen an ihrem Heiligtum, "um zu zeigen, dass jetzt der Zeitpunkt der Erlösung ist", so Martinez.

Papst Franziskus: Mestizin als Mutter aller

Nicht nur am Erscheinungsort in Mexiko-Stadt, sondern weltweit wird das Marienfest am 12. Dezember gefeiert und erfreut sich immer höheren Zuspruchs. Im Vatikan, wo das Gnadenbild Eingang in die Krypta des Petersdomes gefunden hat, feierte Papst Franziskus einen Stock höher die seit 2012 zur Tradition gewordene Messe für Lateinamerika mit in Rom lebenden Priestern, Seminaristen, Gläubigen und auch Botschaftsvertretern aus südamerikanischen Ländern. Wie er hervorhob, trage die Jungfrau von Guadalupe die Züge einer Mestizin, also einer Nachkommin europäischer und indigener Vorfahren.

Maria sei "Mestizin geworden, um Mutter aller Völker und Mutter aller zu sein", sagte der Papst. Ihr Wirken habe zudem auch dazu geführt, dass Gott in anderem Sinn zum Mestizen wurde, sei doch ihr Sohn Jesus Christus in der christlichen Glaubenslehre zugleich "wahrer Gott und wahrer Mensch". Sich selbst habe sich Maria "nie als Miterlöserin" präsentiert, sondern als Jüngerin ihres Sohnes.

Festmesse in Wiener Votivkirche

Auch in Österreich wird die "Guadalupana" von Lateinamerikanern in Ehren gehalten und gefeiert. Am Donnerstagabend fand in der Wiener Votivkirche, wo sich seit 1954 der größte Guadalupe-Altar Europas befindet, der traditionelle Gottesdienst zum Marientag statt. Der 12. Dezember sei ein "Freudentag", sagte der mexikanische Priester Jorge Francisco Curiel in seiner Predigt vor über 150 Gläubigen. Die Jungfrau von Guadalupe sei ein "Beweis der Liebe Gottes". Sie fordere auch heute dazu auf, trotz Sinnkrisen, Schwierigkeiten und Problemen der "Versuchung der Traurigkeit" zu widerstehen und sich stattdessen von Gott beschenken und in den Dienst nehmen zu lassen.

Weitere Guadalupe-Feiern in Wien finden am dritten Adventsonntag (15. Dezember) statt. Um 11.30 Uhr lädt die lateinamerikanische katholische Gemeinde "Santa Maria de Guadalupe" in der Kirche St. Florian in Wien-Wieden zur Patroziniums-Festmesse mit anschließendem Kulturfestival und landestypischen Speisen. Ähnlich in der spanischsprachigen Gemeinde "Santa Maria" in Wien-Ottakring (Hasnerstraße 11), wo beim Guadalupe-Gottesdienst um 12.30 Uhr der für die anderssprachigen Gemeinden zuständige Weihbischof Franz Scharl zu Gast sein wird.

Zurück geht das Marienfest auf die Ereignisse zwischen dem 9. und 12. Dezember 1531 im heutigen Stadtgebiet der mexikanischen Hauptstadt. Dem schon zuvor zum Christentum konvertierten Indigenen Juan Diego Cuauhtlatoatzin - er wurde 2002 als erster Ureinwohner Amerikas heiliggesprochen, sein Festtag ist der 9. Dezember - erschien damals laut der Überlieferung an vier Tagen eine schwangere Frau mit Gesichtszügen einer Mestizin, die sich als Mutter Gottes bezeichnete und auf Juan Diegos Umhang ("Tilma") das weltberühmte Gnadenbild "Unsere Liebe Frau von Guadalupe" hinterließ. Am Fuß des Erscheinungshügels, dem Tepeyac, wurde auf ihre Bitte eine große Kirche errichtet.

Die "Guadalupana" ist Patronin von Mexiko, Lateinamerika und ganz Amerika, der Philippinen, der indigenen Völker sowie auch der Ungeborenen.

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