Polizeiaktion im Kloster der Franziskanerinnen in Langenlois

10. Dezember 2019 in Österreich


Im Kloster untergebrachter Flüchtling aus Afghanistan soll kurz vor Ende der Berufsausbildung abgeschoben werden - Ordensfrauen hatten 22-Jährigen seit 2017 im Klausurbereich ihres Klosters - Aufregung wegen der Polizei im Klausurbereich


Langenlois (kath.net/KAP) In der Nacht zum 2. Adventsonntag wurde im Kloster der Franziskanerinnen in Langenlois der afghanischen Flüchtling Ziaulrahman Zaland (22) festgenommen. "Zia", wie er von den Schulschwestern genannt wurde, befand sich seit August 2015 in Langenlois und besuchte sei 2017 die Höhere Lehranstalt Sozialmanagement und Fachschule für Sozialberufe der Franziskanerinnen, die er im Juni 2020 abschließen wollte. Die Schwestern haben Zaland seit 2017 im Klausurbereich des Klosters Unterkunft gewährt, wo er Samstagnachts von insgesamt sieben Polizisten mit einem Durchsuchungsauftrags des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in das Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände gebracht wurde.

Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag soll Zaland nach Afghanistan abgeschoben werden, wie Charlotte Ennser von der Flüchtlingsinitiative Langenlois der "Kathpress" am Montag bestätigte. Aufregung herrsche nun auch wegen dem Eindringen der Polizisten in den Klausurbereich des Klosters. Diesen betrachten die drei in Langenlois lebenden Schulschwestern als Tabubruch und empfindliche Störung ihres "persönlichen und religiösen Lebens", meinte Ennser, die gemeinsam mit ihrem Mann während der Polizeiaktion von den Franziskanerinnen zur Hilfe gerufen wurde.

Schüler der Höheren Lehranstalt haben am Montagvormittag bereits eine Demonstration für ihren Schulkollegen Zaland organisiert, der laut Ennser als "bestens integriert" gilt. Die Demonstration sowie die anschließende Gedenkveranstaltung in der Kirche werde auch von Seiten der Schule und den Schulschwestern unterstützt.

Petition an Bundespräsidenten

Noch am Sonntag schickten die Schulschwestern der Gemeinschaft eine Petition an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Der Brief wurde auch vom Langenloiser Bürgermeister, Vizebürgermeister sowie der Flüchtlingshilfe Langenlois unterzeichnet. Der Appell an den Bundespräsidenten, die als mutwillig empfundene Abschiebung von Zaland noch zu stoppen, beinhaltet auch die Bitte die für Mittwoch (11.12) geplante parlamentarische Behandlung des Themas "Asylwerber in Ausbildung oder Lehre" abzuwarten und damit den Menschen die Beendigung ihrer Ausbildung zu ermöglichen. Kopien des Briefs wurden auch an Innenminister Wolfgang Peschorn, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sowie an kirchliche Amtsträger gesendet.

Es habe den Anschein, als ob knapp vor der Behandlung des Themas "Asylwerber in Ausbildung bzw. Lehre" im Nationalrat noch "rasch Fakten geschaffen werden sollen, die auch alle Ausbildungen, Schulungen und Integrationsbemühungen, die in diese Menschen investiert wurden, zunichte machen", kritisierte Ennser im Gespräch mit "Kathpress".

Da sein Schulabschluss auch einem Lehrabschluss als Bürokaufmann beinhaltet, hoffen Aktivisten wie Schwestern, dass der junge Afghane unter die neue Regelung zur freiwilligen Ausreise abgelehnter Asylwerber nach Abschluss der Lehre bzw. Absolvierung der Lehrabschlussprüfung fällt. Diese wurde auf Antrag der ÖVP am 3. Dezember im Budgetausschuss mit Beteiligung von SPÖ, Grüne und NEOS beschlossen und soll jetzt am Mittwoch im Parlament verhandelt werden.

In Afghanistan drohe dem Schüler Verfolgung, meinte Ennser weiter. Weil er in seinem Heimatland für das Militär gearbeitet und mit den Taliban in Konflikt geraten war, musste er fliehen. Sein Asylantrag wurde laut Ennser jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass er in Afghanistan genug "innerstaatliche Fluchtmöglichkeiten" habe. "Er ist jetzt in Lebensgefahr", stellte die ehrenamtliche Helferin klar. Kritik übte sie dabei vor allem an der schwierigen Beweislage in Österreich, wenn es um "Bedrohung an Leib und Leben" gehe; denn "beweisen kann er seine Verfolgung erst, wenn er tot oder im Gefängnis ist".

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