Hongkongs Kardinal ruft zu Dialog zwischen Konfliktparteien auf

28. November 2019 in Weltkirche


Kardinal Tong Hon äußert sich am Rande der Papstmesse in Tokio zu den andauernden Protesten gegen die Regierung in der chinesischen Sonderverwaltungszone


Tokio (kath.net/KAP) Hongkongs Kardinal John Tong Hon (Archivfoto) hat zum Dialog zwischen der Protestbewegung und der Regierung in der chinesischen Sonderverwaltungszone aufgerufen. Menschen in Konflikten sollten sich "hinsetzen und miteinander reden", sagte der Kardinal dem Portal "Vatican News" am Montag am Rande einer Messe mit Papst Franziskus in Tokio. Der Frieden müsse erst im Innern der Menschen entstehen. Durch Versöhnung lasse sich umsetzen, was Jesus Christus verlange: "einander zu lieben und Verletzungen durch andere zu vergeben", so der 80-jährige Tong Hon, der die Diözese Hongkong derzeit als Übergangsverwalter leitet.

Der Heilige Stuhl äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den seit Monaten andauernden Protesten. Auch Papst Franziskus schnitt das Thema während seiner derzeitigen Asienreise, bei der er nach Thailand noch bis Dienstag Japan besucht, bisher nicht an. Der Vatikan bemüht sich um eine diplomatische Annäherung an China.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat unterdessen in "Demut" den Erdrutschsieg der demokratischen Parteien bei den Bezirkswahlen vom Sonntag akzeptiert. "Die Regierung hört demütig die öffentliche Meinung", sagte die Katholikin nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einer am Montag (Ortszeit) auf der Internetseite der Regierung veröffentlichten Erklärung. Diese Meinung werde "ernsthaft" reflektiert.

Die demokratischen Politiker gewannen am Sonntag 344 der 452 Sitze in den Bezirksräten, wie Medien aus Hongkong berichteten. Das Lager des pro-chinesischen Establishments habe lediglich 58 Sitze gewinnen können. Das pro-chinesische Lager habe in 17 der 18 Bezirke seine Mehrheit verloren. Mit 71,2 Prozent habe die Wahlbeteiligung um knapp ein Viertel über der der vorherigen Bezirksratswahl von 2015 gelegen.

China reagierte auf den laut asiatischen Medien "erniedrigenden" Wahlsieg der Opposition in seiner Sonderverwaltungszone mit verhaltenen Drohungen. "Jeder Versuch, die Stabilität und den Wohlstand von Hongkong zu unterminieren, ist zum Scheitern verurteilt", sagte Chinas Außenminister Wang Yi Medien in Tokio nach einem Treffen mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe.

Abe habe bei seinem Treffen mit Yi China aufgefordert, das Prinzip "ein Land, zwei Systeme" in Hongkong zu respektieren, meldeten japanische Medien. Im Vertrag zur Übergabe Hongkongs durch die britische Kolonialmacht Großbritannien war vor 20 Jahren vereinbart worden, dass Hongkong 50 Jahre lang auf der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie regiert werden soll.

Seit fast sechs Monaten gehen die Bürger von Hongkong für Demokratie und das allgemeine Wahlrecht bei der Parlamentswahl sowie gegen eine Aushöhlung des Prinzips "ein Land, zwei Systeme" durch China auf die Straße. Die chinatreue Regierung von Carrie Lam verweigerte den politischen Dialog mit der Demokratiebewegung und ging stattdessen mit Polizeigewalt gegen die Demonstranten vor. In den Tagen vor den Bezirkswahlen erlebte die Stadt schwere Auseinandersetzungen.

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