Sie hatten alles gemeinsam: koinonía

21. August 2019 in Aktuelles


Franziskus: man darf durch die Kirche nicht wie ein Tourist gehen. Das Ziel, die Plage der Armut fernzuhalten, war und ist seit jeher ein Grundanliegen der Kirche. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte“ (Apg 4,32.34-35).

In der heutigen Katechese zur 25. Generalaudienz des Jahres 2019 setzte Papst Franziskus vor rund 6.000 Pilgern und Besuchern in der Audienzaula "Paolo VI" seine Reihe der Betrachtungen über die Apostelgeschichte fort. Die sechste Katechese widmete sich dem Thema: „Sie hatten alles gemeinsam“.

Der Papst richtete seinen Blick auf das Leben der ersten Gemeinde in Jerusalem. Die christliche Gemeinschaft sei aus der Ausgießung des Heiligen Geistes hervorgegangen und dank der gegenseitigen Solidarität und des geschwisterlichen Teilens in der Familie Gottes gewachsen: „Sie hatten alles gemeinsam“ (Apg 4,32).

Die Erfahrung dieser Gemeinschaft – der koinonía – „ist vor allem Teilhabe am Leib und Blut Christi“. Sie zeichne sich durch eine engere Weise der Beziehung zu Christus und untereinander aus und finde auch Ausdruck in der gemeinsamen Nutzung der Güter. Das Ziel, die Plage der Armut fernzuhalten, „war und ist seit jeher ein Grundanliegen der Kirche“.

Die Apostel „baten immer wieder die Jünger, bei aller Missionstätigkeit auch an die Armen zu denken (vgl. Gal 2,10)“. Leider sei diese Haltung selbst bei den ersten Christen nicht selbstverständlich gewesen, wie das Beispiel von Hananias und Saphira im Gegensatz zu dem des Barnabas zeige. Als sie ihr Gut verkauft hätten, um den Erlös den Aposteln zur Verfügung zu stellen, hätten sie einen Teil für sich zurück gehalten.

Ihre Geste „war nicht aufrichtig“. Damit „hatten sie nicht Menschen belogen, sondern Gott“, wie Petrus sage (vgl. Apg 5,4). Sie hätten ihren Betrug, Ergebnis ihrer Heuchelei, mit dem Tod bezahlt: „Nur mit ungeteilten Herzen können wir den Willen Gottes erfüllen und dem Wohl seines Volkes dienen“.

Die Aufrichtigkeit des Teilens zu missachten bedeute in der Tat, Heuchelei zu kultivieren, sich von der Wahrheit zu entfernen, selbstsüchtig zu werden, das Feuer der Gemeinschaft zu löschen und sich der Kälte des inneren Todes zuzuwenden. Wer sich so verhalte, „geht durch die Kirche wie ein Tourist". Ein Leben, das nur darauf ausgerichtet sei, von Situationen auf Kosten anderer zu profitieren und sie auszunutzen, fühet unweigerlich zum inneren Tod. Ein Ast, der sich vom Stamm und anderen Ästen löst, „vertrocknet und stirbt“:

„Der Herr gieße seinen Geist der Zärtlichkeit aus, der alle Heuchelei überwindet und die Wahrheit verbreitet, die die christliche Solidarität nährt, die weit davon entfernt ist, eine soziale Hilfstätigkeit zu sein, sondern unveräußerlicher Ausdruck des Wesens der Kirche ist, zärtliche Mutter von allen, vor allem der Ärmsten“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Der Herr ist bereit, seinen Geist des Lebens über uns auszugießen, wenn wir ehrlich darum bemüht sind, dem Nächsten zu dienen. Ich wünsche euch einen frohen und angenehmen Aufenthalt in der Ewigen Stadt. Der Herr segne euch und eure Familien!




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