Mit welcher Schlaffheit teilweise der Glaube hier gelebt werde

3. August 2019 in Deutschland


Volker Kauder kritisiert Horst Seehofer, weil sich der Innenminister gegen einen generellen Abschiebestopp für zum Christentum übergetretene Iraner ausgesprochen habe


Bad Blankenburg (kath.net) Volker Kauder, der ehemalige CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende, hat Kritik am deutschen Bundesinnenministerium unter der Leitung von Horst Seehofer geübt, weil sich Seehofer gegen einen generellen Abschiebestopp für zum Christentum übergetretene Iraner ausgesprochen habe. Bei der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz bezeichnete Kauder es als einen untragbaren Zustand, dass Iraner, die zum Glauben an Jesus gefunden hätten, wieder in ein Land ohne Religionsfreiheit zurückgeschickt werden. Ein Erfolg sei es, so Kauder, dass aber künftig beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht mehr der Glaube überprüft werden solle. Dort seien den Flüchtlingen Fragen gestellt worden, die selbst viele Christen aus Deutschland nicht beantworten könnten.

Künftig sei nur mehr das Taufzeugnis ausschlaggebend. "Wir sind das Land der Religionsfreiheit. Deswegen müssen wir sie auch verteidigen.“, betonte Kauder. Deutschland habe viele Flüchtlinge aufgenommen. Da könne es jetzt nicht auf 3.000, 4.000 oder 5.000 mehr angekommen: „Wir lassen nicht locker.“ Er sei der Allianz dankbar, dass sie ihn in dem Anliegen unterstütze. Später im Gespräch mit Konferenzteilnehmern ergänzte Kauder, dass die Anerkennung der Taufurkunde nur der erste Schritt sei. Denn die entscheidende Frage für das BAMF sei, wie jemand seinen Glauben lebe. Das Bundesamt argumentiere, dass jemand, der zu Hause in seiner Wohnung in der Bibel lese, nicht als Christ auffalle und darum auch zurückgeschickt werden könne. Dazu Kauder: „Es gibt kein Glaubensexistenzminimum.“ Wer seinen Glauben leben wolle, müsse das öffentlich und frei tun können.

In seinem Grußwort sagte Kauder ferner, er habe bei seinen Reisen ins Ausland Unterschiede bei Christen festgestellt. Er wundere sich, mit welcher „Schlaffheit“ teilweise der Glaube hier gelebt werde. Das sei in Indien anders, obwohl es dort negative Folgen haben könne. Er riet zudem zur Gelassenheit auf. Christen dürften wissen, dass sie nichts Endgültiges leisten müssten: „Das Endgültige werden wir woanders erleben.“ Es sei auch nicht immer der der Erfolgreichste, der am lautesten schreie, sondern der, der am beharrlichsten in seiner Sache bleibe.


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