Der "Jedermann" lehrt eine Reduktion auf das Wesentliche

4. August 2019 in Kultur


Sommerfest im Bischofsgarten im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen" - Talkrunde mit Festspiel-Präsidentin Rabl-Stadler, Schauspieler Bloeb und Erzbischof Lackner


Salzburg (kath.net/KAP) Es ist kompliziert, es ist komplex - das Leben, der Glaube, die Kunst. Um den hunderten Studierenden wie auch anderen Teilnehmern der heurigen "Salzburger Hochschulwochen", die noch bis 4. August das Thema Komplexität behandeln, eine kurze Auszeit und eine Nachdenkpause zu ermöglichen, lud der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auch heuer wieder zum Sommerfest in den Bischofsgarten. Der Einladung zu einem sommerlichen Talk und anschließendem Beisammensein im Schatten der Festung Hohensalzburg kamen auch heuer wieder unzählige Besucher der renommierten Sommerakademie nach. Den Auftakt bildete eine lockere Talkrunde mit Erzbischof Lackner, Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler und dem Schauspieler Gregor Bloeb, der heuer beim "Jedermann" den Guten Gesell und Teufel spielt.

Der "Jedermann" lehre eine Reduktion auf das Wesentliche, insofern er den Menschen in seiner "nackten Existenz" und das bedeute im Angesicht des Todes und der Sterblichkeit zeige; ihm persönlich sei das "sehr sympathisch", stelle er doch eine allgemeine Verdrängung dieser einfachen Wahrheit der Sterblichkeit in der Gesellschaft aber auch im Glauben fest, so Lackner. "Wir nehmen den Tod zu wenig ernst", konstatierte der Erzbischof - der zugleich dazu riet, "schon zu Lebzeiten mit dem Tod Freundschaft zu schließen".

"Es gefällt mir immer mehr"

Er selber kenne außerdem eine "Sehnsucht nach Einfachheit" in den Dingen und in der Welt - auch wenn es gelte, die "Grautöne" wahrzunehmen und auszuhalten. Komplex und kompliziert sei darüber hinaus im übrigen mitunter auch das eigene Amt - auch wenn es inzwischen "immer leichter wird" - ähnlich ergehe es ihm auch mit der ihm häufig gestellten Frage nach dem Zölibat, so Lackner schmunzelnd: "Auf die Frage, ob es nicht schwer ist, ohne Frau zu leben, sage ich: Es wird immer leichter. Und beim Erzbischof-Sein ist es auch so. Es wird immer leichter - und es gefällt mir immer mehr".

Eine Lanze für den Wert des Kompromisses in der Politik angesichts überbordender gesellschaftlicher Komplexitäten brach Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler: Das beste Mittel gegen einen grassierenden Populismus sei es, "den Kompromiss hochzuhalten" - dies gelte für die Kunst der Staatsführung, nicht aber für die Kunst an sich: diese sei "kompromisslos" und müsse dies auch sein, um gesellschaftliche Anstöße zu geben und verändernd zu wirken.

Zugleich appellierte Rabl-Stadler an den Erzbischof und die Katholische Kirche, stärker in den aktuellen gesellschaftlichen Fragen wie etwa dem Thema Klimaschutz Position zu beziehen. Es brauche keine Exkurse zu asiatischen Religionen, um auf die Notwendigkeit der Schöpfungsbewahrung hinzuweisen - dazu biete die eigene christliche Tradition schließlich genügend Anstöße.

Einblicke in das Zusammenspiel von Komplexität und Einfachheit im Blick auf die künstlerische Darstellung und Umsetzung von Rollen bot der Schauspieler Gregor Bloeb. Bloeb spielt heuer gemeinsam mit seinem Bruder Tobias Moretti beim "Jedermann" - Bloeb verkörpert dabei den Guten Gesell und Teufel. Das Stück sei einfach, insofern es eine "sehr klare, einfache Dramaturgie" aufweise - zugleich aber komplex, weil es durch die vielfältigen Allegorien einem Künstler eine Vielzahl an Darstellungsmöglichkeiten biete, so Bloeb.


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