Traditionsorientierter Schwesternorden de facto aufgelöst

14. Juni 2019 in Weltkirche


Die meisten der Kleinen Schwestern Marias, Mutter des Erlösers, wollen sich nicht den Anordnungen unterwerfen, die nach ihrer Ansicht dem Charisma des Ordens widersprechen.


Vatikan (kath.net/LSN/jg)
34 der 39 Kleinen Schwestern Marias, Mutter des Erlösers, sind von ihren Gelübden entbunden worden. Sie wollen sich den Anordnungen dreier vom Vatikan eingesetzter Kommissarinnen nicht unterwerfen, die dem Orden „moderne Orientierungen“ geben wollen, wie die Schwestern in einer Stellungnahme bekannt gegeben haben.

Das Ordensleben der Schwestern war an der katholischen Tradition orientiert. Sie trugen einen traditionellen Habit und sorgten in vier Pflegeheimen für behinderte und alte Menschen. Die Zukunft der Pflegeheime ist derzeit offen.

Die Entbindung der Schwestern ist der vorläufig letzte Schritt einer Entwicklung, die 2016 begonnen hat. Damals waren die Schwestern mit Thierry Scherrer, dem Bischof von Laval, wegen eines ihrer Pflegeheime in einen Konflikt geraten. Scherrer veranlasste eine Visitation des Ordens. Deren Ergebnis ließ bereits eine de facto Auflösung der Kleinen Schwestern Marias befürchten. kath.net hat hier berichtet: Nach vatikanischer Visitation: Schwesternorden vor Auflösung

In ihrer Stellungnahme weisen die Schwestern darauf hin, dass sie wiederholt versucht hätten, mit Rom ins Gespräch zu kommen. Ihre Dialogversuche seien aber nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die Schwestern appellierten sogar an den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur. Ihr Antrag ist abgelehnt worden.

Ein von katholischen Laien geleiteter Unterstützungsverein für die Kleinen Schwestern Marias hat die Entscheidung als „schwere Ungerechtigkeit“ bezeichnet und Bischof Scherrer einen „persönlichen Rachefeldzug“ gegen die Oberin des Ordens vorgeworfen.

In einer Erklärung des Unterstützungsvereins heißt es, den Kleinen Schwestern sei ihr traditionell katholisches Ordensleben zum Vorwurf gemacht worden: zu viel Gebet, das Tragen eines traditionellen Habits, „Autoritarismus“ und ein „zu klassisches Denken“ und „Unbeweglichkeit“ hinsichtlich des Charismas.

Die französische katholische Zeitung La Croix hat berichtet, dass der Orden überlege, gegen Sr. Geneviève Médevielle, die vom Vatikan eingesetzte oberste Kommissarin, eine Klage wegen „moralischer Belästigung“ einzubringen. Dieser Tatbestand ist in Frankreich klagbar.

Die Schwestern nehmen die Entscheidung des Vatikan als Teil ihres Kreuzes an. In ihrem Leiden würden sie dem Weg Marias folgen, schreiben sie in ihrer Stellungnahme.

Anfragen von LifeSiteNews an den Vatikan zum Fall der Kleinen Schwestern Marias blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.



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