‘Niemals die Sprache des Zeitgeistes sprechen’

10. Juni 2019 in Spirituelles


Bischof Konrad Zdarsa hat die Festfeier von Pfingsten als „Frohe Botschaft und Auftrag zugleich“ bezeichnet. Das Heil, das uns in Jesus Christus sichtbar erschienen sei, müsse allen Völkern gepredigt werden.


Augsburg (kath.net/pba)
Bischof Dr. Konrad Zdarsa hat die Festfeier von Pfingsten als „Frohe Botschaft und Auftrag zugleich“ bezeichnet. Das Heil, das uns in Jesus Christus sichtbar erschienen sei, müsse allen Völkern gepredigt werden, sagte er heute im Hohen Dom während seiner Pfingstpredigt. Wirkungsvoll verkündet werden könne es nur in der Kraft des Heiligen Geistes. Und zu Ende gesprochen sei das Wort der Verkündigung erst dann, wenn es gehört, angenommen und in die Tat umgesetzt worden sei. „Ja, liebe Schwestern und Brüder, wir sitzen in einem Boot“, richtete sich der Bischof an die Gläubigen. „Verkündigung ist keine Einbahnstraße. Predigt ist nicht nur ein Auftrag an den Prediger, sondern ebenso an die Hörer.“

Zugleich stellte Bischof Konrad die Frage, ob die, die „den unterschiedlosen Zugang zu allen Ämtern der Kirche fordern, darüber im Klaren sind, dass solcher Zugang auch den Zugang zu einer hohen Verantwortung bedeutet, die niemand aus eigenem Anspruch und eigener Kraft zu übernehmen und zu tragen vermag?“ Darum dürfe schon gefragt werden, wie Weltchristen, denen doch die besondere welthafte Gestalt eigen sei, ihren Weltauftrag zur geistlichen Durchdringung ihres Umfelds einfach so vernachlässigen und übergehen könnten.

Bischof Konrad weiter: „Der mögliche Missbrauch von Macht wird doch nicht dadurch verhindert, dass man möglichst viele unterschiedslos daran zu beteiligen versucht, anstatt sich auf die Macht, die Vollmacht der Kinder Gottes zu besinnen und alle geistliche Vollmacht auf ihre geistlichen Wurzeln zurückzuführen. Ich habe doch mein Priestertum und mein Bischofsamt nie als verdient, erkämpft und erworben angesehen.“ Die Sendung am Ende einer jeden heiligen Messe sei darum ein Aufforderung zu einem neuen Beginn. Nämlich hinauszugehen und die heilige Messe mit dem Brot des eigenen Lebens zu feiern und sich für die Mitmenschen in einen anderen Christus verwandeln zu lassen.

Die Wahrnehmung dieses Auftrages sei konkret, so Bischof Konrad. Christus selbst rufe sie uns wiederholt im Evangelium zu: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht.“ Gebe es eigentlich noch eindeutigere Kriterien, fragte deshalb der Bischof? „Meine Sehnsucht nach einer einfachen Kirche ist in der Klarheit und Einfachheit des Gotteswortes grundgelegt. Und wer es beherzigt, ist nicht in der Versuchung, die Verkündigung des Evangeliums und die Entscheidung dafür regionalisieren und nationalisieren zu wollen“.

Die Frohe Botschaft richte sich an alle Völker und an jeden einzelnen Menschen, unterstrich Bischof Konrad. Dabei gelte für alle Zeiten, dass diejenigen, die diese Frohe Botschaft verkünden, die Sprache des eigenen Glaubens und zugleich die Sprache derer sprechen müssten, zu denen sie von Gottes Geist gesandt seien. Er hob hervor: „Die Sprache des Geistes sprechen und die Sprache der Zeit, niemals aber die Sprache des Zeitgeistes.“ Denn es sei ein Wunder des Geistes Gottes selbst, dass bis zum heutigen Tag der eine Glaube in unzähligen Sprachen dieser Welt verkündet, bewahrt und bezeugt werde.

Die Verkünder müssten sich dabei sagen lassen: „Wenn es nicht die Sprache des Geistes ist, die ihr sprecht, erreicht ihr die Herzen nicht.“ Bischof Konrad nannte dies ein „Dilemma unser Verkündigung“. Es sei zugleich ein Dilemma derer, die diese Verkündigung hörten, wenn sie meinten, schon alles zu wissen oder gar davon überzeugt seien, alles besser zu wissen, ihre Herzen aber hartnäckig fest verschlossen hielten.


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