Hurra, Laien leiten Gemeinden

1. April 2019 in Kommentar


Den Priester braucht es für die Sakramente und für die geistliche Leitung. Katholische Seelsorge ist im Kern sakramental, so wie das Amt in der Kirche sakramental ist - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Zwei Fälle von Gemeindeleitung durch Laien machen gerade Schlagzeilen. Erstmals leitet im Bistum Osnabrück eine Gemeindereferentin ab Dezember eine Gemeinde. Im Bistum Essen braucht es gleich ein Team von zwölf Ehrenamtlichen, um eine Gemeinde zu leiten.

Während für die Einführung eines neuen Pfarrers „nur“ der Dechant kommt, nimmt die Beauftragung der Laien in Essen der Generalvikar vor. Im Bistum Osnabrück ist die Rede davon, dass Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode sich mit diesen personellen Veränderungen einen "Prozess der pastoralen Neuorientierung" wünsche. Bei der Amtseinführung eines neuen Pfarrers gibt es allenfalls Bier und gute Wünsche.

Das Getöse um die Laienleitung ist noch einmal unverständlicher, als Leitungsaufgaben doch selbstverständlich Weltdienst der Laien sind. Man braucht weder einen Priester noch einen Bischof, um ein Unternehmen zu führen. Selbst riesige multinationale Konzerne werden in der Regel ohne Beteiligung des Klerus geführt. Das machen die Laien ganz allein.
Ganz im Gegensatz zu Pfarreien, Dekanaten oder Bistümern. Diese erfordern nämlich die geistliche Leitung und das ist – gemäß Weiheversprechen – der Dienst des Klerus. Lehren, Leiten und Heiligen des Volkes Gottes, das ist die Aufgabe der Priester. Es ist die Not der Bischöfe einfach nicht genug Priester zu haben, um die vorhandenen – immer weiter schrumpfenden - Gemeinden mit geistlichen Leitern, also mit Pfarrern zu versorgen.
Rigorose, zum Teil brutale Schritte, die Zahl der Pfarreien zu verkleinern, wie im Bistum Trier oder in Essen lösen das Problem nicht nachhaltig. Die Zukunftsbilder sind Vergangenheit, ehe sie Gegenwart werden konnten. Essen hat gerade mal noch 43 Pfarreien, zu denen 259 Gemeinden gehören. Allein schon die Trennung zwischen Gemeinde und Pfarrei zeigt die Dramatik auf. Die Pfarreien bekommen einen Pfarrer, die Gemeinden im Verbund der Pfarrei haben zumeist keine geistliche Leitung vor Ort.

Der Klerus fällt aus, weil es Kleriker nicht in genügender Zahl gibt. So lautet das Dogma der modernen Pastoral. Darum müssen die Laien ran. Von den absoluten Zahlen her betrachtet, sieht so aus, dass das Verhältnis zwischen amtierenden Priestern und praktizierenden Laien noch nie so gut war. Wäre das Problem mathematisch zu lösen, so lebten wir in einer katholischen Luxuswelt.

Die Notlage, über die endlich einmal offen gesprochen werden muss, ist die mangelnde geistliche Leitung in der Fläche! Das – und nichts anderes - ist das Problem, welches es zu lösen gilt. Dem sollte ein Maximum an Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die organisatorischen Fragen in einer Pfarrei oder die Geschäftsführung und last not least die Verwaltung können problemlos von qualifizierten Laien ohne jegliches Getöse übernommen werden. Die Bistümer sollten sich angewöhnen, solche Aufgaben hinreichend gut zu dotieren, wenn sie Qualität haben wollen.

Den Priester braucht es für die Sakramente und für die geistliche Leitung. Katholische Seelsorge ist im Kern sakramental, so wie das Amt in der Kirche sakramental ist. Wie die Priester, die in dieser Zeit der Not in nur geringer Zahl zur Verfügung stehen, diese Aufgaben in der Fläche wahrnehmen können, ohne sich daran aufzureiben, das ist das zu lösende Problem. Darüber sollte man endlich mal nachdenken.

Letztendlich sollte man seitens der Bischöfe den Mut haben die Not ohne Propagandagetöse eine Not zu nennen. Dann ist es für uns Laien und am Ende auch für die Priester leichter zu ertragen.


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