Der Abschied von der Moral

18. März 2019 in Kommentar


Wer sich anschickt, an der Lehre der Kirche herumzuschrauben, spielt mit der Spaltung. Wird man als Katholik Bischöfen wie Marx folgen müssen, die die Absicht haben, die Lehre der Kirche zu verändern? Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)
Die Kirche in Deutschland geht auf den synodalen Weg. Eine Synode mit dem Grad an Verbindlichkeit und den strengen rechtlichen Vorgaben, ist dem deutschen Episkopat wohl zu aufwendig. Schnell gehen soll es, denn wer weiß, wie lange das Zeitfenster in Rom noch offen ist. Verbindlich soll es sein, doch wie das gehen soll, da bleibt man ganz im Unverbindlichen.

Und doch ist das Ziel die Dekonstruktion bestehender Moral und ihrer praktischen Folgen. Die Kirche kann außerehelichen sexuellen Beziehungen nicht denselben Stellenwert verleihen wie der Ehe.

Und doch sucht man den Kotau vor dem Zeitgeist, indem man alles wertschätzen will, „was nach strengen Maßstäben zwischen frei einwilligenden Personen und unter Wahrung von Treueverpflichtungen geschieht“. Serielle Monogamie, die der 7. Familienbericht der Bundesregierung in Deutschland als modellhaft für Familien und als Alternative zur klassischen Ehe und Familie ansieht, wird dann wohl Einzug in die einst katholische Sexualmoral halten.

Eben jene Sexualmoral, die, wie unsere Bischöfe finden, moderne Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften nicht berücksichtige. Ferner finde die personale Bedeutung der Sexualität keine hinreichende Beachtung, lässt uns der deutsche Episkopat wissen. Stellt sich die Frage, auf welchem Planeten sich die jetzt im Amt befindlichen Bischöfe aufgehalten haben, während der heilige Papst Johannes Paul II. die Theologie des Leibes vorgestellt hat.

Der Synodale Weg soll neben der Morallehre noch die Lebensform der Priester umbauen und die Machtstrukturen in der Kirche ändern. Eine gewisse Erschütterung angesichts dessen, was auf der Abschlusspressekonferenz zur Vollversammlung der DBK verkündet wurde, lässt sich nicht leugnen.

Ganz offensichtlich befinden sich die Bischöfe weder mit ihrem Leitungsamt noch mit ihrem priesterlichen Dienst im Reinen. Statt die Morallehre der Kirche zu verkünden besteht die Absicht, sie an die Gewohnheiten der Zeit anzupassen. Statt dem Naturrecht zur Geltung zu verhelfen, wird das Naturrecht einfach rechtspositivistisch dekonstruiert.

Man ist dies seit langem von der Theologie an den staatlichen Universitäten gewohnt. Nun sind diese irrtumsbehafteten Gedanken offensichtlich im Episkopat angekommen und tragen faule Früchte.

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre lässt sich leicht erahnen, wohin die Reise geht. Ähnlich wie bei der Interkommunion und der verbotenen Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene wird man behaupten, die Lehre nicht zu ändern. Man dreht dann nur an ein paar pastoralen Stellschrauben und schon wertschätzt man serielle Monogamie ebenso wie gleichgeschlechtliche Partnerschaften und andere Varianten menschlicher sexueller Betätigung. Wo die Grenzen liegen und wie diese begründet werden sollen, dass man z.B. Polygamie und Promiskuität bis dato doch ablehnt, unterliegt einem reinen Akt der Willkür. Mit Vernunft lässt sich wohl das Naturrecht begründen, die Dekonstruktion des Naturrechts ist denkbar unvernünftig und verlangt geradezu die Willkür.

Was, so muss man sich fragen, ist davon zu halten, wenn Bischöfe ganz offensichtlich Teile der Lehre der Kirche bezüglich der Sitten ablehnen. Insofern die Kirche Lehren bezüglich des Glaubens und der Sitten verbindlich als zu Glauben vorlegt, handelt es sich dabei um absolute und ewige Wahrheiten, die auch dann fortexistieren, wenn sie niemand glaubt. Bezüglich der Ablehnung von kirchlicher Sittenlehre mit solcherart hoher Verbindlichkeit muss man Fragen stellen dürfen. In Frage zu stellen wäre auch, welcher humanwissenschaftlichen und theologischen Erkenntnisse die Kirche bedarf, um ihre offensichtlich seit Jahrtausenden geltende Morallehre angemessen zu modifizieren.

Die Entscheidung der deutschen Bischöfe wirf deutlich mehr Fragen auf, als sie Antworten zu geben vermag. Die Art der Fragen ist anderer Natur, als sich der Vorsitzende der DBK dies denken mag. Der Bogen wurde wirklich arg überspannt.

Denn am Ende stellt sich zu allem anderen noch die Frage: Wird man als Katholik Bischöfen folgen müssen, die die Absicht haben oder vollenden, die Lehre der Kirche zu verändern? Es ist durchaus fraglich, ob man sich im Episkopat die potentielle schismatische Sprengkraft der Folgen der gegenwärtigen Entscheidungen bewusst gemacht hat. Die Einheit ist ein hohes Gut, mit dem nicht leichtfertig umgegangen werden soll. Mehr noch ist die Einheit sogar eines der vier Attribute, welche die Kirche als Kirche überhaupt erst definieren. Die anderen drei – Apostolizität, Katholizität und Heiligkeit – haben allerdings keinen geringeren Wert. Wer sich anschickt an der Lehre der Kirche herumzuschrauben, spielt unzweifelhaft mit der Spaltung. Das kann und darf keinen Katholiken kalt lassen.


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