"Gott ist am Werk auch in dieser sich verfinsternden Zeit"

18. März 2019 in Interview


"Die Auswahl der Bischöfe, die den 'synodalen Prozess' steuern sollen, zeigt klar, wohin die Reise gehen soll: Anpassung an die Zeit um den Preis der Treue zum Evangelium" - kath.net-Interview mit Gabriele Kuby - Von Roland Noé


Berlin (kath.net) "Ich bin trotz allem dankbar, dass ich katholisch bin, und denke nicht an Austritt. Auch Dank der digitalen Medien finden wir geistliche Nahrung in Fülle. Es gibt wunderbare Priester, die ihrer hohen Berufung treu sind und das Kreuz auf sich nehmen, die das mit sich bringt." Das sagt die bekannte Journalistin und Buchautorin Gabriele Kuby im kath.net-Interview.

kath.net Die Deutsche Bischofskonferenz hat jetzt einen verbindlichen synodalen Weg" zur Erneuerung und Veränderung der Kirche beschlossen. Themen sollen der "nötige Machtabbau" bei Klerikern, der Zölibat und die Sexualmoral der Kirche sein. Was ist Ihre Meinung dazu?

Gabriele Kuby: Die Behauptung, die Hauptursache des sexuellen Missbrauchs von Jungen zwischen 14 und 18 Jahren (80 % der Fälle) durch katholische Priester, Bischöfe und Kardinäle und die jahrzehntelange Vertuschung dieser himmelschreienden Verbrechen durch Bischöfe und Kardinäle sei der Klerikalismus oder der Machtmissbrauch, ist ein Verschleierungsmanöver. Die Mehrzahl der Priester heute bemüht sich durch Kleidung, Verhalten und weich gespülte Verkündigung gerade nicht als „Kleriker“ aufzufallen.

Das Problem ist die geduldete, wenn nicht gar geförderte Homosexualität unter Priestern und die homosexuellen Netzwerke, die von den Priesterseminaren bis in den Vatikan reichen. Auf www.katholisch.de, der von der Bischofskonferenz mit jährlich zwei Millionen Euro finanzierten Website, wird kampagnenartig dafür geworben, „homosexuelle Priester willkommen zu heißen und sie als gleichwertig anzuerkennen“. Anstatt die Kirche endlich zu reinigen, damit die ganze Wahrheit des Evangeliums zum Heil der Seelen wieder erstrahlen kann, soll die Kirche sich dem totalitären Druck der Zeit anpassen.

Eine Kirche, die sich zunehmend selbst säkularisiert und den Weg der Heiligung für Priester und Gläubige von den Ideologien der Zeit verschütten lässt, verliert das Licht, durch welches die Schönheit des Zölibats erfasst werden kann.

Was den „nötigen Machtabbau“ angeht, so hoffe ich, dass Kardinal Marx mit gutem Beispiel vorangeht. Im Übrigen werden die Hunderttausende, die der Kirche jährlich den Rücken kehren und die zunehmende Diskriminierung von Christen dafür ohnehin sorgen.

kath.net: Kardinal Marx behauptet, dass die Sexualmoral der Kirche entscheidende Erkenntnisse aus der Theologie und den Humanwissenschaften noch nicht aufgenommen habe. Was könnte er damit meinen, und stimmt so eine Behauptung überhaupt?

Gabriele Kuby: Das wüsste ich auch gern. Tatsache ist, dass Forschung zu den Ursachen und Veränderungsmöglichkeiten der Homosexualität unterdrückt wird. Der Gesundheitsminister will nun sogar gesetzlich verbieten, dass Menschen, die unter ihrer Anziehung zum gleichen Geschlecht leiden, therapeutisch geholfen werden darf. Die Kirche müsste gerade um ihrer Priester willen an solchen Forschungen und Therapien das größte Interesse haben und diese fördern. Aber leider hat sie den Mut dazu verloren.

kath.net: Als absurd wird von nicht wenigen Katholiken in sozialen Netzwerken gesehen, dass ausgerechnet Bischof Bode zur Vorbereitung auf diese Synode das Forum "Sexualmoral" leiten soll. Das erinnert doch ein wenig an "Biedermann und die Brandstifter" oder an das biblische Sprichwort "Und wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen."

Gabriele Kuby: Die Auswahl der Bischöfe, die den „synodalen Prozess“ steuern sollen, und die Zusammenarbeit mit dem ZdK zeigen klar, wohin die Reise gehen soll: Anpassung an die Zeit um den Preis der Treue zur ganzen Wahrheit des Evangeliums. Warum gibt es dafür ein einstimmiges Votum der Bischöfe?

Ich frage mich oft, ob eigentlich die Hirten unserer Kirche glauben, dass die Entwicklung immer so weiter gehen wird und es keine andere Wahl gebe, als sich ihr anzupassen. Wie wird die Geschichte auf diese Epoche zurückschauen, wenn der Irrsinn der Auflösung der Geschlechtsidentität von Mann und Frau sein Zerstörungswerk vollendet hat und die Menschheit wieder durch Leiden zur Vernunft gekommen ist? Wie schaut Gott jetzt darauf?

kath.net: Was kann man als normaler Katholik, der sich nach wie vor den Geboten Gottes und der Kirche verpflichtet fühlt, hier machen? Widerstand? Austritt aus dem deutschen "Kirchensteuer-Kirchensystem"? Ihr Tipp?

Gabriele Kuby: Den schmalen Weg, den uns Jesus Christus weist, entschlossen gehen. Überall auf der Welt und in allen Denominationen begegne ich einer neuen Qualität von Jüngerschaft, Menschen, die ihr Leben ganz in den Dienst Gottes gestellt haben. Gott ist am Werk auch in dieser sich verfinsternden Zeit und bereitet das Neue vor. Widerstand? Wir brauchen eine lebendige Verbindung zum Heiligen Geist und die Bereitschaft, uns führen zu lassen, um in der jeweiligen Situation zu wissen, was wir tun oder lassen sollen. Ohne die feste Verankerung im Wort Gottes werden wir nicht standhalten können. Ich bin trotz allem dankbar, dass ich katholisch bin, und denke nicht an Austritt. Auch Dank der digitalen Medien finden wir geistliche Nahrung in Fülle. Es gibt wunderbare Priester, die ihrer hohen Berufung treu sind und das Kreuz auf sich nehmen, die das mit sich bringt.

kath.net Buchtipp
MISSBRAUCH - „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“
Von Gabriele Kuby
Mit einem Vorwort von Gerhard Ludwig Kardinal Müller
80 Seiten
Fe-Medienverlag
ISBN 978-3-86357-219-8
Preis Österreich: Euro 5,95

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