Besuchen Sie die Kirche im Bistum Hildesheim, so lange sie noch steht!

25. Februar 2019 in Kommentar


Wenn Heiner Wilmer, der Bischof von Hildesheim, Gläubige ermutigt, sich bei einer Gruppe mit bekanntlich kirchenzerstörendem Potential zu engagieren - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Wer bei der Überschrift ein Déjà-vu hat, ja es war Geier Sturzflug mit dem Lied „Besuchen Sie Europa“, das auf die frech-fetzige Art der Neuen Deutschen Welle vor einem Atomkrieg warnte. Das Bild der drohenden Zerstörung, nicht weniger drastisch und plastisch kommt einem in den Sinn, wenn ein Bischof Gläubige ermutigt, sich bei „Wir sind Kirche“ zu engagieren. Diese Gruppe hat bekanntlich kirchenzerstörendes Potential, wie ein Blick auf die Erklärungen dieser Gemeinschaft zeigt. Große Bedeutung hat die selbsternannte Reformgruppe zum Glück nicht. Eine derartige Aufwertung von einem Bischof allerdings ist durchaus von Übel.

Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, möchte eine neue Linie für die Kirche und mit den Gläubigen „Schulter an Schulter“ unterwegs sein. Die „Erfahrung eines jeden Menschen“ erklärte der Bischof bei einer Veranstaltung in der Clemenskirche in Hannover für heilig.

Schon vor einige Wochen machte der neue Hildesheimer Oberhirte von sich reden, als er den esoterischen Kirchenkritiker Eugen Drewermann zum Propheten ernannte und das Böse in der DNA der Kirche verortete. Zu Recht darf man nach den verschiedenen Äußerungen wohl davon ausgehen, dass hier ein Bischof mit der Abrissbirne gegen die Kirche knallt. Was er an Stelle der Kirche bauen möchte, hält der Bischof nicht geheim.

Die Erfahrung eines jeden Menschen für heilig zu erklären, soll eine Art locus theologicus konstruieren, wie sie in ähnlicher Weise vom Bischof von Osnabrück mehrfach ins Wort gebracht wurde. Statt den Menschen mit der Lehre der Kirche, dazu gehört auch die Moral, eine Orientierung zu schenken, soll die Lehre der Kirche an die Lebenspraxis der Menschen angepasst werden.

Ein Blick auf Extreme mag eine Übertreibung sein, aber um der Anschaulichkeit willen ist es sinnvoll. Von serieller Monogamie über offene Polygamie, hin zu sexuellen Gewaltpraktiken bis endlich zu jeglicher Form der Diversität gehen die Lebenserfahrungen der Menschen im Bereich Sexualität. Alles heilig? In der sozialen Interaktion ist vieles denkbar, von der Sklaverei bis zum Massenmord. Alles heilig? Religiös wenden sich viele wieder Wotan zu, der Menschenopfer fordert. Alles heilig?

Jede Erfahrung der Menschen kann nach Bischof Wilmer heilig sein. Man möge an dieser Stelle die genannte Extreme nicht überbewerten, doch auch diese sind menschliche Erfahrungen. Sind sie inakzeptabel? Ja, wird dem Grunde nach noch(!) jeder Westeuropäer sagen, aber wo ist die Grenze.
Man erkennt durch die hier gewollte Übertreibung sehr leicht, welch einen gequirlten populistisch-beifallheischenden Unsinn der Oberhirte von Hildesheim von sich gibt. Für die Rechtfertigung jeglichen sündigen Handelns, von der lässlichen Sünde bis hin zur schweren und schwersten Todsünde braucht man keine Kirche. Das kann jeder für sich selber erledigen.
Die Kirche wird gebraucht, um den Menschen den Weg in den Himmel zu ebnen. Das geht nicht über ein verbales populistisches „anything goes“. Das geht nur über die Verkündigung des Evangeliums, das von Jesus bei den Aposteln und ihren Nachfolgern in Auftrag gegebene Lehren aller und nicht zuletzt über die Spendung der Sakramente. Wer stattdessen lieber Schulter an Schulter mit den Menschen gehen will, wohin auch immer und ohne Leitfaden für ein Leben in Fülle zu sein, macht die Kirche überflüssig. Sie wohnen im Bistum Hildesheim? Besuchen Sie die Kirche (so lange sie noch steht).


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