Die Feindesliebe - das Markenzeichen des Christen

24. Februar 2019 in Aktuelles


Franziskus: die Feindesliebe – die Logik Gottes. Aufruf zum radikalen Kampf gegen den Missbrauch von Minderjährigen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus am siebten Sonntag im Jahreskreis. Am Vormittag hatte Papst Franziskus in der Sala Regia des Apostolischen Palastes zusammen mit den Teilnehmern am vatikanischen Kinderschutzgipfel (21.2.-24.2.2019) die heilige Messe gefeiert.

In seiner Ansprache vor dem traditionellen Mittagsgebet kommentierte Papst Franziskus das Tagesevangelium (Lk 6,27-38). Es handle sich um einen zentralen und charakteristischen Punkt des christlichen Lebens: die Feindesliebe. Die Worte Jesu seien klar: „Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! 28 Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!“ (V. 27-28) ).

Es sei dies keine Option, sondern ein Befehl. Nicht für jeden, sondern für die Jünger Jesu. Jesus wisse sehr gut, dass die Feindesliebe unsere Möglichkeiten überschreite, aber dafür sei er Mensch geworden: um uns in Männer und Frauen zu verwandeln, die zu einer größeren Liebe fähig seien, der Liebe seines und unseres Vaters Das sei die Liebe, die Jesus denen gebe, die ihm zuhören.

Auf diese Weise möchte Jesus, dass Gottes Liebe in jedem Herzen über Hass und Groll triumphiere. Die Logik der Liebe, die im Kreuz Christi gipfle, sei das Markenzeichen des Christen und führe dazu, dass wir auf alle zugingen. Dies werde durch die Barmherzigkeit möglich. So würden wir fähig zu Dingen, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir sie sagen oder tun könnten, und für die wir uns lieber schämen würden, die aber jetzt Freude und Frieden schenkten:

„Es gibt nichts Größeres und Fruchtbareres als die Liebe: sie verleiht der Person ihre ganze Würde, während Hass und Rache sie abschwächen und die Schönheit des nach dem Bild Gottes geschaffenen Geschöpfes entstellen“.

Dieser Befehl, auf Beleidigung und Unrecht mit der Liebe zu reagieren, habe zu einer neuen Kultur in der Welt geführt: der „Kultur der Barmherzigkeit“, die eine echte Revolution erwecke. Es sei dies die Revolution der Liebe, deren Protagonisten die Märtyrer aller Zeiten seien. Und Jesus versichert uns, dass unser Verhalten, das von der Liebe zu denen, die uns böse wollten, geprägt sei, nicht umsonst sein werde: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!“ (V. 37-38).

So müssten wir vergeben, weil Gott uns vergeben habe und er uns immer vergebe. Wenn wir nicht vollständig vergeben würden, könnten wir nicht beanspruchen, dass uns vergeben wird: „wenn sich unsere Herzen der Barmherzigkeit öffnen, wenn die Vergebung durch eine brüderliche Umarmung besiegelt und die Bande der Gemeinschaft gestrafft werden, verkünden wir vor der Welt, dass es möglich ist, das Böse mit dem Guten zu überwinden“.

Nach dem Angelus erinnerte der Papst an den Kinderschutzgipfel der vergangenen Tage im Vatikan. Das Problem des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Mitglieder des Klerus habe seit langem einen ernsthaften Skandal in der Kirche und in der öffentlichen Meinung ausgelöst, sowohl aufgrund des dramatischen Leidens der Opfer als auch wegen der nicht zu rechtfertigenden Unaufmerksamkeit gegenüber ihnen:

„Wir haben die Stimme der Opfer gehört, wir haben gebetet und Gott und die verletzten Menschen um Vergebung gebeten, wir sind uns unserer Verantwortung bewusst geworden, unserer Pflicht, in der Wahrheit Gerechtigkeit zu üben, alle Formen des Missbrauchs von Macht, Gewissen und Sexualität radikal abzulehnen.

Wir wollen, dass alle Aktivitäten und Orte der Kirche für Minderjährige immer vollkommen sicher sind. Dass alle möglichen Maßnahmen ergriffen werden, damit sich ähnliche Verbrechen nicht wiederholen. Dass die Kirche in ihrer Mission des Dienstes und der Erziehung für die Kleinen nach der Lehre Jesu absolut glaubwürdig und zuverlässig ist.

Auf diese Weise werden wir in der Lage sein, voll und effektiv zusammen mit allen Menschen guten Willens und allen Komponenten und positiven Kräften der Gesellschaft in allen Ländern und auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten, so dass in allen Bereichen bis zum Ende in all ihren Formen die sehr schwere Geißel der Gewalt gegen Hunderte Millionen von Minderjährigen, Mädchen und Jungen auf der ganzen Welt, bekämpft werde“.


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