Gerade deshalb ist Lebensschutz so wichtig

25. Februar 2019 in Prolife


Bischof Klaus Küng zum 30-jährigen Bestehen der Jugend für das Leben


Linz (kath.net)
Die österreichische Lebensschutzbewegung "Jugend für das Leben" ist 30 Jahre alt geworden. Dazu gab es am vergangenen Freitag am Abend in der Linzer Karmeliterkirche eine Hl. Messe mit Bischof Klaus Küng, einem langjährigen Begleiter der Bewegung:

kath.net dokumentiert die Predigt im WORTLAUT:


Ich freue mich sehr, dass wir am Vorabend des Festaktes für das 30-jährige Bestehen der Jugend für das Leben Eucharistie feiern und dass Weihbischof Andreas dabei ist, auf den diese Initiative letztlich zurückgeht. Wir wollen Gott Dank sagen für die Arbeit in den letzten 30 Jahren und um den Beistand des Hl. Geistes bitten für die Weiterentwicklung der pro life Agenda in unserem Land. Wir bitten auch um Erfolg für „#fairändern“ und hoffen, dass die Regierung die längst fälligen Schritte zur Verbesserung des Lebensschutzes in Österreich setzt.

Wir begehen heute das Fest der Kathedra Petri. Das verleiht diesem Dank- und Bittgottesdienst eine besondere Note. Auch dann, wenn im Bereich Lebensschutz die ökumenische, ja vielleicht sogar interreligiöse Zusammenarbeit gesucht wird, wie es angebracht und notwendig ist, begründet die Verbundenheit einer Lebensschutzbewegung mit Petrus und den für den Lebensschutz gültigen Lehraussagen der Kirche Klarheit und eindeutige Identität der von ihr vertretenen Anliegen.

Liebe Brüder und Schwestern!
An erster Stelle wollen wir aus gegebenem Anlass – 30 Jahre Jugend für das Leben – Gott loben. Von ihm stammen wir, zu ihm hin sind wir unterwegs. Er steht über jedem menschlichen Leben. Der hl. Papst Johannes Paul II. hat unermüdlich wiederholt, dass sich mit jedem einzelnen menschlichen Leben „ein Vorhaben Gottes“, „ein Plan Gottes“, verbindet, dass daher jeder Mensch einmalig, unaustauschbar und geistig ist, für das Leben in Ewigkeit bestimmt.

Gerade deshalb ist Lebensschutz so wichtig. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Das ist das höchste Gut, das wir haben. Und es geht um seine Würde. Jedes Kind ist von Anfang an ein Schatz und die Eltern tragen Verantwortung für diesen Schatz, auch alle anderen, die ihnen in ihrer Aufgabe als Eltern beistehen sollen.

Diese Eucharistiefeier soll vor allem ein Akt der Danksagung sein für die Entstehung der „Jugend für das Leben“ vor 30 Jahren und für deren Wirksamkeit. Ich erinnere mich gut an meine ersten Kontakte mit den Initiatoren, die entschlossen waren, insbesondere unter Jugendlichen eine neue Bewegung für das Leben hervorzurufen. Die Arbeit hat sich im Laufe der Jahre auf andere Städte in Österreich ausgeweitet.

Neue Ideen wie der Marsch für das Leben in den Sommermonaten sind entstanden; jene, die begonnen haben, wurden älter. Sie haben Nachfolger gefunden und die Arbeit wurde fortgesetzt trotz mancher Schwierigkeiten, Bedrängnisse und auch finanzieller Engpässe.
Vor allem wollen wir in diesem Gottesdienst Gott bitten, er möge die große Anstrengung des letzten Jahres – „#fairändern“ – fruchtbar machen.

Das Ziel von „#fairändern“ war und ist, durchaus im Zusammenwirken mit früheren, bis in die Gegenwart reichenden Bestrebungen der Aktion Leben und anderer, die Regierung zu bewegen, endlich einige längst fällige Verbesserungen des Lebensschutzes in Bezug auf den Anfang des Lebens trotz mancher, anscheinend unvermeidbarer Buhrufe von bestimmter Seite umzusetzen. Es geht um das Wohl der Kinder, das Wohl der Frauen und ihrer Familien, um das Wohl der Gesellschaft.

Durch Einführung einer unbedingt zu beachtenden Frist zwischen Ersuchen um Abtreibung und deren Durchführung und durch das Angebot solider Beratung soll vor Panikhandlungen bzw. zu wenig überlegten Handlungen schützen. Es ist auch nicht einzusehen, warum in Österreich weiterhin keine objektiven Daten vorliegen über die Zahl der Abtreibungen und die Motive, die dazu führen, und warum hier zu Lande eine anonymisierte statistische Erhebung und wissenschaftliche Motivforschung nicht möglich sein sollen. Es ist zu hoffen, dass die Regierung entsprechende Schritte veranlasst. Dazu kommt noch der wichtige Punkt: die eugenische Indikation und die Spätabtreibung sollen abgeschafft werden. Sie sind für alle Beteiligten besonders belastend, ja geradezu unmenschlich. Die Unterscheidung von lebenswert und lebensunwert verstößt zutiefst gegen die Würde des Menschen.
Es ist sicher auch richtig, wenn wir in dieser Stunde in besonderer Weise um den Beistand des Heiligen Geistes bitten, damit die Weiterarbeit im Bereich Lebensschutz möglichst fruchtbar gestaltet wird und zu einem Anwachsen der Pro-Life-Bewegung in Österreich führt. Immer wird es darum gehen, bewusst zu machen, was der Mensch ist. Geeignete Angebote müssen aufrechterhalten und weiterentwickelt werden. Von größter Bedeutung ist auch das Bewusstsein, dass Gott barmherzig ist, dass Gott vergibt, dass Gott auch tiefe Wunden heilen und Hilfe schenken kann. Das gilt auch für jene, die sich am Leben versündigt haben.

Wir feiern am heutigen Tag das Fest der Kathedra Petri. Das vermittelt uns, gerade auch für die Arbeit des Lebensschutzes, einen wichtigen Hinweis. Es ist wichtig und notwendig, dass jede Lebensschutzarbeit offen ist für die Zusammenarbeit mit allen, denen dieses Anliegen wichtig ist. Es gehört gewissermaßen zur Tradition aller authentischer Lebensschutzinitiativen, dass sie ökumenisch, auch interreligiös sind. Alle sind eingeladen mitzutun, alle sind willkommen. Aber es ist auch sehr wichtig, dass die Identität der Pro Life Bestrebungen klar ist. Und dafür ist grundlegend die Einheit mit Petrus und den für den Lebensschutz gültigen Lehraussagen der Kirche.

Zudem gilt: Wer sich den Fragen des menschlichen Lebens stellt, wird immer, früher oder später, Gott, dem Schöpfer, begegnen.

So wünsche ich Euch allen von Herzen Gottes Segen und den Beistand des Hl. Geistes. Maria, die Mutter Jesu, die Mutter des menschgewordenen Gottes, ist eine wichtige Lehrmeisterin in der Bereitschaft, zum Leben und zur eigenen Verantwortung Ja zu sagen. Möge ihre Fürsprache uns alle begleiten.


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