Johannes Hartl: „Auch Christen können Depressionen haben“

11. Jänner 2019 in Spirituelles


Leiter des Gebetshauses Augsburg: „Klinische Depressionen sind „ein sehr schweres Leiden“. „Bei Depressionen ist professionelle Hilfe angesagt, nicht nur Beten und auch nicht nur Aussitzen!“


Augsburg (kath.net/pl) „Auch Christen können Depressionen haben.“ Darauf weist der Augsburger Theologe Johannes Hartl auf seiner Facebookseite hin. Er hatte zunächst eine Fotokollage von glücklich wirkenden Menschen gepostet, die infolge ihrer Krankheit Selbstmord begangen hatten. Dazu hatte er gemahnt: „Lass uns zart miteinander umgehen, nicht schnell richten und uns nicht von Fassade blenden lassen. Viele Menschen in Deiner Umgebung haben innerlich mit schrecklichen Dingen zu kämpfen, von denen andere keine Ahnung haben.“ Gott liebe jeden Menschen und er habe einen Weg der Hoffnung und des Lebens für jeden, „lasst uns Boten der Wärme, der Zuversicht und des Mutes sein!“ Das Thema regte zu einer engagierten Diskussion an, daraufhin reagierte der Gründer und Leiter des Augsburger Gebetshauses nochmals mit Erläuterungen. Es sei „ziemlich normal, depressive Phasen zu haben, davon seien aber klinische Depressionen zu unterscheiden, „die ein sehr schweres Leiden darstellen. Bei Depressionen ist professionelle Hilfe angesagt, nicht nur Beten und auch nicht nur Aussitzen!“ Zwar stimme es, dass Gedanken Auswirkungen auf Gefühle hätten „und ja, die meisten therapeutischen Ansätze helfen auch, mit Gedanken bewusster umzugehen, aber in einer dunklen depressiven Etappe sind solche Tipps mitunter absolut kontraproduktiv, weil nichts geht“.

Ausdrücklich wies Hartl darauf hin, dass Medikation „durchaus zeitweise helfen“ könne und daran nicht „grundfalsch“ sei. Gleichzeitig könnten Medikamente „aber eine Therapie in der Regel nicht ersetzen“. Er wies darauf hin, dass es „sehr gute Therapeuten“ gebe, „die nicht gläubig sind und es gibt sehr gute christliche therapeutische Einrichtungen“. Es gebe „auch viel Seelsorgearbeit oder christliche Seminare, die sich sehr positiv auf die Psyche auswirken können“.

Er stufte „ein gesundes geistliches Leben“ als „die beste Voraussetzung dafür“ ein, „seelische Krisen gut bewältigen zu können oder überhaupt nicht hinein zu rutschen“. Hier zählte er ausdrücklich auf: „Gebet, aber auch Gemeinschaft, Bibel, Hobbys, Sport, Schlaf, gesundes Arbeitspensum“.

Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass „die Gründe für psychische Krisen so vielfältig“ seien, „dass weder Ursachenforschung noch Lösungsvorschläge pauschalisiert werden können“.

Dann schrieb er: „Menschen, die seelische Krisen bewältigt haben – das dauert meistens viele Monate, oft sogar Jahre – haben etwas Tiefes über sich gelernt, was man auf andere Weise nicht lernen kann. Sie können zu einem Schatz an Lebensweisheit werden. Und sind meistens auch deutlich weniger schnell drin, andere zu verurteilen.“

Der Gebetshausleiter beschäftigte sich auch schon in zwei Folgen seiner Kurzvideoreihe „90 Sekungen Hardfacts“ mit dem Thema (siehe unten).

Dr. Johannes Hartl/Gebetshaus Augsburg - ´Brauche ich Therapie?´ - 90 Sekunden Hardfacts


Johannes Hartl: ´Wie komm ich raus aus Depression und Selbstverletzung?´ - 90 Sekunden Hardfacts


Foto oben (c) Gebetshaus Augsburg


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