"Nichts wird besser durch Leugnung der Tatsachen oder Unterstellung"

8. Jänner 2019 in Kommentar


Der sexuelle Missbrauch hat seinen Grund im unmoralischen Ausleben des Geschlechtstriebes - Ein Kommentar von Kardinal Gerhard Ludwig Müller zu den Angriffen von WELT-Redakteur Ulf Poschardt und anderen auf Kardinal Brandmüller


Rom (kath.net/lifesitenews)
Wenn ein Geistlicher das Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an einem Heranwachsenden begeht, scheuen sich unsere Ideologen nicht, die Priester insgesamt oder "die" Kirche, wie sie theologisch völlig ahnungslos sagen, zu beschuldigen.

Dies ist der einzige Fall, wo noch hemmungslos verallgemeinert werden darf und lustvoll Kollektivschuldphantasien ins Spiel gebracht werden. Wenn ein Islamist einen Terrorakt ausübt, sind es genau dieselben Leute mit ihren dumpfen Vorurteilen gegen den Zölibat und die gehasste Morallehre der Kirche, die den Islam von jeder Mitschuld freisprechen und die große Mehrzahl der friedlichen Muslim- und zwar zu recht- in Schutz nehmen. Man kann genau so wenig "die" Ausländer für die Straftat eines Individuums verantwortlich erklären, wie man "die" Priester beschuldigen darf für die Straftat einer Person, die auch diesem Stand angehört.

Warum kommen diese Ideologen nicht auf den einfachen Gedanken, dass man die Schuld von Individuen nicht pauschal der Familie, der Berufsgruppe, der Nation oder Religionsgemeinschaft des Täters anlasten kann? Bei der Analyse des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch katholische Geistliche kann die Tatsache nicht unbeachtet bleiben, dass über 80% der Opfer männlichen Geschlechtes sind.

Nichts wird besser durch die Leugnung der Tatsachen oder die nebulose Unterstellung, "die" Homosexuellen -wer immer damit gemeint sein soll- würden für den sexuellen Missbrauch verantwortlich gemacht, so wie es unsinnig ist, "die" Priester insgesamt dafür in "Sippenhaft" zu nehmen. Es hat auch nichts mit dem Zölibat oder angeblichen kirchlichen Machtstrukturen zu tun, sondern damit, dass die Täter homosexuelle Straftaten begangen haben.

Es gibt nicht den "Homosexuellen" als spezifischen Menschentyp, sondern Menschen mit same sex attraction - unabhängig von der moralischen Bewertung homosexueller Akte. Die homosexuellen Verbände und Ideologien sind nicht die Interessenvertreter dieser Menschen, die die Morallehre der Kirche im christlichen Glauben bejahen. Das Zeugnis eines Betroffenen, Daniel Mattson, in seinem hochqualifizierten Buch "Why I don't call myself Gay" (Ignatius, San Francisco 2017) ist aller Homo-Propaganda und selbstgerechten Inszenierung der "fortschrittlichen" Katholiken haushoch überlegen. Die Arroganz aber, mit der jeder, der sich nicht der homophilen Ideologie anschließt, als homophober Untermensch der Verachtung ausgesetzt wird, verdient den Widerspruch jedes gerecht denkenden und anständigen Menschen.

Der sexuelle Missbrauch hat seinen Grund im unmoralischen Ausleben des Geschlechtstriebes. Die männliche und weibliche Geschlechtlichkeit ist in sich gut, weil sie vom Schöpfer in die leibliche Natur des Menschen eingefügt ist und ihn zur Ehe von Mann und Frau disponiert.

Den Missbrauch der Geschlechtlichkeit nennt man die Sünde gegen das 6. Gebot des Dekalogs. Wenn ein Erwachsener oder Vorgesetzter aber sexuell übergriffig wird an einem seiner Fürsorge Anvertrauten, ist seine "Macht" nur das -allerdings auch missbrauchte- Mittel zu seiner schändlichen Tat und nicht seine Ursache. Es handelt sich in der Tat um einen doppelten Missbrauch, aber man darf die Ursache der Untat und die Mittel und die Gelegenheiten zu ihrer Ausführung nicht vertauschen, um die ganz persönliche Schuld des Täters auf die Umstände oder "die" Gesellschaft oder "die" Kirche abzuwälzen. Einem Priester ist geistliche Vollmacht gegeben, "um aufzubauen, nicht um niederzureißen" ( 2 Kor 10,8).

Die Ursache der Verletzung der leiblich-seelischen Intimität eines anvertrauten Menschen ist der Wille zur sexuellen Befriedigung des Täters. Hier von Klerikalismus oder kirchlichen Strukturen als Ursache zu faseln, ist eine Beleidigung der vielen Opfer sexuellen Missbrauchs durch Personen, die nichts mit Kirche und Klerus zu tun haben.

Wer die Gelegenheit benutzt, statt der Straftäter den Zölibat,die katholische Sexualethik und die sakramentale Verfassung der Kirche für schwere Sünden gegen Gott und die Menschen verantwortlich zu machen, handelt selbst unmoralisch, weil er alle Priester und Ordensleute, die freiwillig diese dem Evangelium gemäße Lebensform gewählt haben und sich tagtäglich in der Seelsorge größte Mühe geben als potentielle Sexualstraftäter hinstellt und sie somit der allgegenwärtigen Verdächtigung und öffentlichen Diskriminierung aussetzt.

Genau so wenig wie der Zölibat für seine Missachtung die Ursache ist, ist auch die Ehe verantwortlich für die Sünde gegen sie oder wie das Gebot, die Eltern zu ehren, für die Fälle ihrer schuldhaften Vernachlässigung angeklagt werden kann.

Was für eine beschämende art der katholischen Kirche, Schuld zu relativieren und homosexuelle zu diffamieren. Ganz arm! 🏳️‍🌈🏳️‍🌈🏳️‍🌈 Kardinal sieht „Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität“ via @welt https://t.co/ithrL4OOlw

— Ulf Poschardt (@ulfposh) 4. Januar 2019

Der Beitrag erschien ursprüngich in englischer Sprache auf lifesitenews


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