Bei Asylbewerbern "gibt es sicher auch Schwarzfahrer"

28. Dezember 2018 in Chronik


Evangelischer Pfarrer Stefan Reiche aus Berlin: "Sich taufen zu lassen, um als Flüchtling anerkannt zu werden, ist widerlich"


Berlin (kath.net) Stefan Reiche, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee in Berlin, hat Flüchtlinge kritisiert, die sich taufen lassen wollen, um ihre Aufenthaltschancen in Deutschland zu steigern. Dies berichtet die Evangelische Nachrichtenagentur "idea". Reiche äußerte sich in einem Gespräch mit dem Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, Ulf Poschardt. Wie Reiche sagte, gibt es bei Asylbewerbern „sicher auch Schwarzfahrer, die sagen, ich geh mal auf Nummer sicher und wie man bei mir, wo ich herkomme, Moslem sein muss, damit es einem gut geht, sollte man hier vielleicht besser Christ sein, damit es einem gut geht“. Dahinter stecke ein widerlicher Gedanke, der etwas Anbiederndes habe: „Das hieße ja, dass auch ich als Christ, wenn ich in Katar oder in Dubai leben würde, sagen sollte: Na, dann werde ich mal Moslem und lass mich beschneiden.“ Die Wahrheitsfrage spiele bei einem solchen Denken dann keine Rolle mehr: „Und deshalb finde ich es widerlich, denn für mich spielt nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu Ostern die Wahrheitsfrage immer die zentrale Rolle.“

Er glaube, „dass es Wahrheit gibt und dass das Christentum und das Judentum und bedingt auch der Islam daran partizipieren“.

Er sei aber kein Freund von der Vorstellung, dass alle drei Weltreligionen vor Gott gleich seien. Er habe in seiner Gemeinde auch Muslime getauft, so Reiche. Für sie bedeute das Christentum Freiheit und das Ende von Angst: „Wir erinnern bei uns in der Gemeinde immer wieder solidarisch an die Nazarener, die Anhänger des Nazareners, die heute in der arabischen Welt leben oder leider nur gelebt haben, denn die meisten sind ja geflohen. Wenn die morgens in ihren Herkunftsländern sehen, dass auf ihr Haus ein N gesprüht wurde, wissen sie, dass sie nun nur noch drei Möglichkeiten haben: fliehen, Moslem werden oder Exitus."


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