Kardinal Koch: Es gibt keinen Kurienkomplott gegen den Papst

11. Dezember 2018 in Weltkirche


Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch rechnet nicht mit seiner Wahl zum nächsten Papst - Reformation brachte Positives, aber auch Spaltung


Zürich (kath.net/KAP) Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch rechnet nicht mit seiner Wahl zum nächsten Papst. "Ich bin überzeugt, dass der Heilige Geist eine viel bessere Fantasie hat", sagte der ehemalige Bischof von Basel im Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ am Sonntag). Er hoffe, dass die Wahl wieder auf einen Kirchenvertreter außerhalb Europas falle. Er sei froh gewesen, dass mit Papst Franziskus die Wahl von Europa weg nach Lateinamerika geführt habe, so der 68-jährige vatikanische "Ökumene-Minister". "Danach sollte man nicht wieder nach Europa zurück - und schon gar nicht in die Schweiz."

Das Konklave, das den Papst wählt, sei "eher eine Gebetsversammlung", so Koch. Nachdem alle Kardinäle betend in die Sixtinische Kapelle eingezogen seien, gehe jeder vor jedem Wahlgang nach vorne zum Altar, wo das Jüngste Gericht dargestellt ist. Dort verspreche jeder, jenen zum Papst zu wählen, den er aus eigenem Gewissen für den besten Kandidaten halte.

Der Kardinal betonte im NZZ-Interview auch, dass es kein Komplott in der Kurie gegen Papst Franziskus gebe. "Gewiss gibt es bei einzelnen Fragen verschiedene Meinungen. Doch ich denke, dass die meisten in der Kurie ihre Verantwortung loyal und im Dienst der Kirche und des Papstes wahrnehmen", sagte Koch.

"Es gibt nicht zwei Päpste, es gibt nur einen Papst", äußerte sich der Kurienkardinal auch deutlich zu einer weiteren Frage mit Blick auf das Verhältnis von Franziskus und Benedikt XVI. Dass Benedikt XVI. weiter im Vatikan lebe, sei für Papst Franziskus kein Problem. "Er pflegt eine gute Beziehung mit dem emeritierten Papst, er schätzt ihn und besucht ihn hin und wieder."

Reformation brachte Positives, aber auch Spaltung

Unmittelbarer Anlass für das Interview mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen war nach NZZ-Angaben das bevorstehende Zwingli-Jahr 2019. Vor 500 Jahren, am 1. Jänner 1519, hatte Ulrich Zwingli mit der Übernahme des Pfarramts am Zürcher Großmünster symbolisch die Reformation in der Schweiz eingeläutet.

"Einerseits hat die Reformation viel Positives gebracht, vor allem die Wiederentdeckung der grundlegenden Bedeutung des Wortes Gottes in der Kirche. Aber sie hat auch zur Spaltung geführt, unter der wir bis heute leiden", sagte Kardinal Koch. Beide Seiten müssten zusammen gesehen werden: "Deshalb reden wir eher von einem Gedenken als von einem Jubiläum."

Einheit, nicht Einförmigkeit

Die erhoffte Einheit der Christen sei kein Selbstzweck, "sondern dient der Glaubwürdigkeit der Verkündigung des Evangeliums", führte der Präsident des Einheitsrates aus. Es geht nicht um ein Zurück vor die Zeit der Reformation, sondern darum, wieder zusammenzufügen, was auseinandergebrochen sei. "Wir leben heute in verschiedenen, noch immer getrennten Kirchen. Jesus aber hat eine Kirche gewollt und gegründet", sagte Koch.

Einheit bedeute dabei nicht Einförmigkeit, hob der Kurienkardinal hervor. Jede Kirche solle ihre eigenen Charismen und Gaben in das größere Ganze einbringen, so Koch: "Ökumene heißt: neu entdecken, was uns gemeinsam ist, und überwinden, was uns noch trennt. Vieles, was in den protestantischen Kirchen entwickelt worden ist, bleibt positiv und soll auch weiterhin existieren. Es geht bei unserer Arbeit um die Wiedergewinnung der einen Kirche Jesu Christi und nicht um eine einheitliche Kirche."

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Archivfoto Kardinal Koch


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