Ungarn hofft auf baldige Seligsprechung Kardinal Mindszentys

18. November 2018 in Chronik


Mindszenty-Stiftung lud zu Tagung mit Primas Erdö und weiteren Bischöfen nach Budapest - Stiftungsvorsitzender Michael von Habsburg-Lothringen: "Positio" bereits ausgewertet


Budapest (kath.net/KAP) Im Seligsprechungsprozess für Kardinal Joszef Mindszenty (1892-1975) könnte es Fortschritte geben. Das geht zumindest aus einem Bericht der ungarischen Kirchenzeitung "Magyar Kurir" über eine Tagung in Budapest hervor. Die eintägige Konferenz am vergangenen Dienstag war unter dem Motto "Ein Tag mit Primas Kardinal Mindszenty" gestanden und wurde von der Mindszenty-Stiftung organisiert, deren Vorsitzende Michael von Habsburg-Lothringen ist.
Das Verfahren für die Seligsprechung war 1993 eröffnet worden - in Wien, wie Habsburg-Lothringen bemerkte. Die "Positio", ein rund 4.000 Seiten umfassender Akt, wurde 2013 an Rom übergeben. Nun soll sich im Sommer laut Habsburg-Lothringen die zuständige vatikanische Behörde - die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse - eingehend damit befasst haben. Und dazu solle es auch bereits eine einstimmige Stellungnahme geben. Die Letztentscheidung zur Seligsprechung liegt freilich beim Papst.

Eröffnet wurde die Budapester Tagung von Bischof András Veres, Vorsitzender der Ungarischen Katholischen Bischofskonferenz, zum Abschluss stand der ungarische Primas Kardinal Peter Erdö einem Gottesdienst in der Budapester Stephansbasilika vor. Einen zentralen Vortrag hielt János Székely, Diözesanbischof von Szombathely.

Margit Balogh, Professorin am Forschungszentrum für Geschichtswissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, gab einen Überblick über die Dokumente zum und über den Kardinal, die in weltweit 58 Archiven zu finden seien. Ein Teil davon sei bis heute für die Forschung nicht zugänglich. Bei Freigabe könnten möglicherweise noch weitere Facetten des Kardinals zum Vorschein kommen.

Wichtiger Märtyrer

Joszef Mindszenty gehörte zu den wichtigen Märtyrergestalten der katholischen Kirche in Mittel- und Osteuropa in kommunistischer Zeit. Er wurde am 29. März 1892 in Csehimindszent unter dem Namen Josef Pehm geboren. 1941 legte er unter dem Eindruck des ungarischen Kriegseintritts auf Seiten Hitlers seinen deutschen Familiennamen ab und nannte sich nach seinem Geburtsort Mindszenty. Er setzte sich auch öffentlich für die verfolgten Juden in Ungarn ein. 1948 wurde er von den Kommunisten verhaftet und in einem Schauprozess zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Während des ungarischen Volksaufstandes 1956 wurde Mindszenty zunächst befreit und fand dann nach der Niederschlagung der Revolution durch sowjetische Truppen Zuflucht in der US-Gesandtschaft in Budapest. Dort verblieb er 15 Jahre, bis er auf Drängen des Vatikan im Zuge der "vatikanischen Ostpolitik" Ungarn verließ und nach Rom reiste.

Um die Beziehungen zum kommunistisch regierten Ungarn weiter zu normalisieren, verlangte der Papst vom Kardinal, der ab 1971 in Wien lebte, am 1. November 1973 den Rücktritt als Erzbischof von Esztergom. Mindszenty lehnte dies ab. Dennoch wurde der Bischofssitz am 18. Dezember für vakant erklärt. Der abgesetzte Erzbischof bat am 7. Jänner 1974 um Widerruf dieser Entscheidung. Er wurde aber am 5. Februar aus pastoralen Gründen seines Amtes enthoben.

Nach seinem Tod am 6. Mai 1975 wurde er am 15. Mai in der Wallfahrtskirche von Mariazell neben dem Grab seines 1866 verstorbenen Vorgängers, Primas Janos Krstitel Scitovszky, beigesetzt. Nach seinem Testament sollten seine sterblichen Überreste erst dann nach Esztergom überführt werden, wenn "der Stern der Moskauer Gottlosigkeit vom Himmel Mariens und des hl. Stephans fällt". Dies erfolgte nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht am 4. Mai 1991.
Seligsprechungsprozess 1993 eröffnet

Posthum wurde Mindszenty von der Regierung rehabilitiert und die Urteile gegen ihn wurden aufgehoben. In den vergangenen Jahren hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass Rom keine Eile bei der Bearbeitung der Prozessakten für die Seligsprechung zeige. Es gebe auch Problemfelder im Leben Mindszentys, etwa seine zeitweise Nähe zur Regierung des Reichsverwesers Miklas Horthy und sein Ungehorsam gegenüber dem Papst.

Eduard von Habsburg, Botschafter Ungarns am Heiligen Stuhl, meinte 2016 in einem "Tagespost"-Interview wörtlich: "Sowohl im Umfeld des Heiligen Stuhls wie auch in Ungarn leben noch Menschen, die ihn und die politischen Umstände seines Lebens kannten. Da sind mitunter die Fronten noch ein wenig scharf." Bereits heute sei Kardinal Mindszenty freilich ein echter Volksheiliger. Rund 1,2 Millionen Menschen würden laut dem ungarischen Vatikan-Botschafter regelmäßig für seine Seligsprechung beten.

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