Die Kirchen müssen das Haus Gottes sein, wie die Seele

9. November 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Preislisten für Sakramente? Nein. Die Gläubigen sollen die Kirchen erhalten. Der Dienst am Geld ist der Götzendienst der Verdorbenen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Kirchen sollen „Haus Gottes“ und nicht „Märkte“ oder gesellschaftliche Salons sein, die von der „Weltlichkeit“ beherrscht werden. Dies erklärte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der 31. Woche im Jahreskreis, Festtag der Weihe der Lateranbasilika.

Ausgehend vom heutigen Abschnitt aus dem Johannesevangelium (Joh 2,13-22) erläuterte der Papst die Beweggründe Jesu und die Wucht seines Handelns, der die Händler aus dem Tempel vertreibt. Der Sohn Gottes werde von der Liebe, vom Eifer für das Haus des Herrn getrieben, das in eine Markthalle verwandelt worden sei.

„Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen“: Jesus erkenne, dass dieser Ort von Götzendienern besiedelt gewesen sei, Menschen, die bereit seien, dem Geld statt Gott zu dienen. „Hinter dem Geld steht der Götze“, so der Papst“, „die Götzenbilder sind immer golden. Und die Götzenbilder versklaven“:

„Das zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich und lässt uns darüber nachdenken, wie wir unsere Gotteshäuser, unsere Kirchen behandeln. Ob sie wirklich Haus Gottes sind, ein Haus des Gebets, der Begegnung mit dem Herrn. Ob die Priester das begünstigen. Oder ob sie wie Markthallen aussehen. Ich weiß... einige Male habe ich das gesehen – nicht hier in Rom, aber anderswo – ich habe eine Preisliste gesehen. ‚Aber wie, werden die Sakramente bezahlt?’. ‚Nein, aber das ist eine Spende’. Aber wenn sie ein Spende machen wollen – die sie geben müssen –, dass sie es in die Opferstöcke geben, im Verborgenen, damit es niemand sieht, was du gibst. Auch heute besteht diese Gefahr: ‚Aber wir müssen die Kirche erhalten. Ja, ja, ja wirklich’. Dass die Gläubigen sie erhalten, aber durch die Opferstöcke, nicht mit einer Preisliste“.

Der Papst warnte auch vor der Versuchung der Weltlichkeit:

„Denken wir an einige Feiern, eines Sakrament vielleicht oder einer Gedenkfeier, wo du hingehst und siehst: du weißt nicht, ob das ein Ort für den Kult, ein Haus Gottes oder ein gesellschaftlicher Salon ist. Einige Feiern, die in Richtung Weltlichkeit abgleiten. Es ist wahr, dass die Feierlichkeiten schön sein müssen – schön – , aber nicht weltlich, denn die Weltlichkeit hängt vom Gott Geld ab. Es ist auch ein Götzendienst. Das bringt uns zum Nachdenken und auch zu uns: wie ist unser Eifer für unsere Kirchen, der Respekt, den wir dort haben, wenn wir eintreten?“.

Papst Franziskus dachte dann über den ersten Brief des heiligen Paulus an die Korinther (1 Kor 3,9c-11.16-17) nach und stellte klar, dass auch das Herz eines jeden von uns „ein Tempel: der Tempel Gottes“ sei. Selbst in dem Bewusstsein, dass wir alle Sünder seien, sollte daher jeder sein Herz befragen, um zu sehen, ob es „weltlich und Götzendiener“ ist:

„Ich frage nicht nach deiner Sünde, nach meiner Sünde. Ich frage, ob in dir ein Götze ist, ob das der Herr Geld ist. Denn wenn da die Sünde ist, dann ist da der barmherzige Gott, der Herr, der vergibt, wenn du zu ihm gehst. Doch wenn da der andere Herr ist – der Gott Geld –, dann bist du ein Götzendiener, das heißt ein Verdorbener: nicht nur ein Sünder, sondern ein Verdorbener. Der Kern der Verdorbenheit ist genau ein Götzendienst: das bedeutet, die Seele an den Gott Geld, an den Gott der Macht verkauft zu haben. Er ist ein Götzendiener“.

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