Von Schlepperkönigen und Windmühlen

22. Oktober 2018 in Kommentar


Nach Kardinal Marx hat jüngst Erzbischof Becker, Paderborn, dem Schlepperkönig 50 000 € Spende zukommen lassen. Da wird mit Geldern von Gläubigen umstrittene Politik gemacht. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Paderborn (kath.net/pw)
Nach Kardinal Marx hat jüngst Erzbischof Becker (Paderborn) dem „Schlepperkönig“ 50.000 € Spende zukommen lassen. Da wird mit den Geldern der Kirche, d.h. mit in irgendeiner Weise von Gläubigen erwirtschafteten Mitteln, umstrittene Politik gemacht. Das ist ein Ärgernis!

Es ist keinesfalls klar, ob es sinnvoll ist, Schlepperbanden durch privates Engagement zu ermutigen, Menschen in Schrottkähnen aufs Mittelmeer zu schicken. Gutmütige Europäer fischen sie schon wieder raus.

Da werden Menschen unter dramatischen Umständen gerettet und nach Europa verbracht, die zum größten Teil kein Bleiberecht haben und somit in eine ungewisse Zukunft gehen. Zu Recht verurteilte Kardinal Sarah die Fluchtbewegungen nach Europa, da Afrika dadurch ausblute. Unterbinden dieser Fluchtbewegungen und die angemessene Hilfe vor Ort zum Zwecke der Migrationsvermeidung wären deutlich sinnvoller. Diese Spenden an einen Privatmann, der zudem noch mit Begriffen wie „Schlepperkönig“ und „Team Umvolkung“ kokettiert, sind mehr als kritikwürdig und wahrlich keine Heldentaten.

Das politische Engagement des Erzbischofs von Paderborn erschöpft sich nicht in Spenden für eine umstrittene Organisation. In der vergangenen Woche machte es Schlagzeilen in der Region, dass der Erzbischof von Paderborn gegen Windmühlen kämpft. Dabei gibt er wahrlich nicht den Don Quichote, sondern den kundigen Sauerländer. Erzbischof Becker unterzeichnete einen Aufruf gegen einen Windpark im Arnsberger Wald. Und hier ist dem Erzbischof eindeutig zuzustimmen.

Die Abholzung wertvoller Waldflächen für schädliche Windkraftanlagen, die den Vogel- und Fledermausbestand schädigen, das Kleinklima verändern und Kleinsäuger durch den Diskoeffekt vertreiben, ist nicht hinnehmbar. Abgesehen davon, dass Wälder unsere grüne Lunge sind und für da Klima weit mehr tun als es Windkraftanlagen jemals können.

Leider ist hier offensichtlich kein Geld zum Erhalt des Arnsberger Waldes geflossen. Es steht zu hoffen, dass dies im Fall der Fälle, so es nötig werden sollte, auch passiert.

Das eine Engagement mit dem anderen direkt zu vergleichen ist natürlich Unfug. Beide Beispiele zeigen aber eines deutlich: Politisches Engagement von Bischöfen ist und bleibt hochproblematisch und sollte nur äußerst sensibel erfolgen. Natürlich kommt es gut an, wenn Bischöfe arme ertrinkende Flüchtlinge retten. Besser als wenn sie sexuellen Missbrauch vertuschen, wirkt es in jedem Fall. Natürlich ist es großartig, wenn sich ein Bischof für den heimischen Wald einsetzt. Der Arnsberger Wald ist schön und eine „Verspargelung“ wäre eine Schande. Das kommt doch besser an als die Nachricht, wie viele Milliarden Euro das Erzbistum gehortet hat.

Genau an dieser Stelle findet sich der Link zwischen beiden Vorfällen. Auch wenn anzunehmen ist, dass der Erzbischof im einen wie im anderen Fall als Person authentisch hinter dem steht, was er tut, so ist es unterm Strich dennoch nichts anderes als PR. Einsatz für die Heimat kommt in Westfalen immer gut an. Und Menschen aus dem Wasser fischen? Welches Scheusal wäre dafür, Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen zu lassen?

Der Betrag von 50.000 € für den selbsternannten Schlepperkönig ist doch für jeden Küster im Erzbistum Paderborn, der nach der letzten Sparrunde gleiche Arbeit für weniger Geld leisten muss, maßlos ärgerlich. In einem Bistum mit einem Vermögen von über vier Milliarden Euro nimmt man solche Summen aus der Portokasse. Noch mal ärgerlicher!

So besteht das Ärgernis im Kern darin politische PR zu machen, statt Mission. Da liegt das Problem. Eine missionarische Kirche braucht keine PR, sie braucht nur das Evangelium. Last not least finden wir in diesem einen klaren Hinweis zu Spenden und PR in Mt 6,2f.


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