Wenn es Gott denn gibt

15. Oktober 2018 in Kommentar


Eigentlich bestimmt der Heilige Geist die Form der Kirche und nicht ein pastoraler Stuhlkreis - Der Montagskick von Peter Winnemöller


München (kath.net)
Glaubenszweifel sind etwas, das jeden Menschen heimsuchen kann. Da verwundert es kaum, wenn sich solches gerade da ereignet, wo öffentlich bekannt wird, wie innerhalb der Kirche von Priestern in größerer Zahl in der Vergangenheit Unrecht begangen wurde. Mehr noch, wenn dieses Unrecht, statt es zu ahnden von Bischöfen und deren Mitarbeitern vertuscht und zudem noch die Opfer marginalisiert wurden, dann darf einen der Glaubenszweifel packen.
Das gilt auch für einen Priester.

Ein Priester allerdings hat dies im Forum Internum mit seinem geistlichen Begleiter zu verarbeiten. Ein Priester hat seinen Glaubenszweifel nicht öffentlich auszuleben. Der Verkündigungsauftrag, der an das sakramentale Amt gebunden ist, bleibt bestehen. Ist es auf Grund von Glaubenszweifeln nicht möglich, den Dienst zu versehen, ist der Priester vom Bischof aus dem Amt zu nehmen und ihm ist geeignete Hilfe zukommen zu lassen.

Der Generalvikar der Erzdiözese München wird in einem Bericht von CNA deutsch mit den folgenden Worten zitiert: „"Der Gott der Geschichte, wenn es ihn denn gibt, hat uns kräftig in den Hintern getreten. Das war offenbar notwendig." Gefallen ist dieser Satz in öffentlicher Rede bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München.

Es ist erlaubt, da es sich um einen öffentlich gesprochenen Satz handelt, zu hinterfragen, ob denn der Gott der Geschichte, auf den sich der Generalvikar beruft, der Gott sein soll, den wir Christen im Credo bekennen. Spontan drängt sich nämlich der Gedanke auf, das müsse ein Kumpel des Fußballgottes oder des Wettergottes sein. Schon bei der Erwähnung solcher Unfiguren durch Kolleginnen und Kollegen in säkularen Medien kommt mir das Essen hoch. Es ist und bleibt ein klares Foul gegen das zweite Gebot. Diesen Vorwurf muss sich auch ein Generalvikar einer deutschen Diözese gefallen lassen, wenn er mit so einem Spruch um die Ecke kommt.

Natürlich geht man zudem davon aus, dass ein Priester, der von Gott redet, den einen und einzigen Gott meint, den die Kirche im Credo bekennt und dessen Evangelium sie verkündet. „Wenn es ihn denn gibt…“ Mit dieser von Generalvikar Beer gemachten Einschränkung müssen Katholiken im Erzbistum München nun erst einmal klarkommen. Die Existenz Gottes wird hier öffentlich angezweifelt. Worauf bitte stützt sich die Autorität der Kirche? Was bleibt sind doch nur noch finanzielle Macht und politische Nützlichkeit. Eine solche Kirche brauchen wir nicht.

Der Sinn solcher Rede wird später noch deutlich. Es ist ja dem Grunde nach absurd, dass ein Priester, der seine ganze Existenz an den dreifaltigen Gott hängt, an diesem plötzlich öffentlich zweifelt. Die Kirche werde sich verändern müssen, so Beer. Als Grund muss der sexuelle Missbrauch – wieder einmal - herhalten. Schon der Erzbischof von München und Freising hatte in dem Zusammenhang den priesterlichen Zölibat in Frage gestellt. Schon seit dem unseligen Theologenmemorandum von 2011 ist dies der Hebel, die Kirche zu verändern.

Das Gesicht der Kirche, so Generalvikar Beer werde sich ändern. Daran besteht wohl inzwischen tatsächlich kein Zweifel mehr. Die Dekonstruktion des Amtes und der Sakramente, d.h. des inneren Kerns der Identität der Kirche ist das Ziel. Mit sprachlichen Raffinessen, Fußnoten und dogmatisch kaum haltbaren pastoralen Handreichungen will man die Kirche von innen heraus umzubauen. Das Drama dahinter ist, das die Sünde derer, die sich so sehr gegen die Gebote Gottes und die Ordnung der Kirche vergehen nun den Architekten dieser „anderen Kirche“ als Grund dienen.

So versteht man dann auch, warum sich nach Ansicht von Generalvikar Beer das Gesicht der Kirche ändern werde, warum es wird eine Form von Kirche sei, die man erst suchen müsse. Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die wir im Credo bekennen, werden wir, wenn es so weiter geht, wohl auch bald suchen müssen, mit der Lupe auf der Landkarte, nicht aber in pastoralen Stuhlkreisen. Eigentlich bestimmt der Heilige Geist die Form der Kirche und nicht ein pastoraler Stuhlkreis.


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