"24-7 Prayer"-Gründer Greig: #Metoo-Bewegung ist Gebetserhörung

9. Oktober 2018 in Österreich


Freikirchlicher Pastor Greig bei "internationaler Gebetskonferenz" in Wien: Gebet, Evangelisierung und Einsatz für Gerechtigkeit gehören zusammen


Wien (kath.net/KAP) Die Offenlegung des Skandals des sexuellen Missbrauchs und des damit verbundenen Machtmissbrauchs, der durch die #Metoo-Bewegung in Gang gekommen ist, gleicht einer Gebetserhörung. Das hat der freikirchliche Pastor und Gründer der "24-7 Prayer"-Gebetsinitiative, Pete Greig, im "Kathpress"-Interview betont. Missbrauch sei eine Tragödie, "die uns demütig macht, damit wir ehrlicher miteinander umgehen". Er habe schon oft erlebt, dass die schmerzhaftesten Situationen später zur höheren Ehre Gottes gereichten und bete dafür, dass das auch hier der Fall sei, so Greig. Zugleich unterstrich der anglikanisch-freikirchliche Geistliche, dass jede Erneuerung mit dem Gebet beginne.

Der Pastor äußerte sich am Rande einer von der katholischen Loretto-Bewegung gemeinsam mit der "24-7 Prayer"-Initiative veranstalteten "internationalen Gebetskonferenz", die vom 3. bis 7. Oktober in Wien stattfand. Ein Höhepunkt war der "Abend der Barmherzigkeit" im Stephansdom, mit dem zugleich an das "Rosenkranzfest" vor 80 Jahren mit Kardinal Theodor Innitzer erinnert wurde, welches als größte Manifestation gegen den Nationalsozialismus gilt. Ende September hatte Greig außerdem im Rahmen der Wiener Diözesanversammlung vor rund 1.700 Delegierten im Stephansdom dazu aufgerufen, hinauszugehen und Menschen für die Nachfolge Jesu zu gewinnen.

Gegenüber "Kathpress" unterstrich Greig weiters den Wert des Gebets für den Wandel und die Erneuerung der Kirche: Gebet, Evangelisierung und der Einsatz für Gerechtigkeit gehören dabei untrennbar zusammen, so der Brite. Wer nur bete, aber auf das praktische Tun vergesse, der atme ein, aber nicht aus. Wer umgekehrt glaube, auf das Gebet verzichten zu können, dem werde bald die Energie ausgehen, mahnte Greig.

Europa bezeichnete Greig im Blick auf den Zustand des Christentums als "den dunkelsten Ort dieser Welt": Denn während die Kirche beispielsweise in China, Lateinamerika oder in afrikanischen Ländern südlich der Sahara wachse, schrumpfe sie in Europa. "Das haben wir beim jüngsten Papstbesuch in Irland gesehen. Es bricht einem das Herz, mitzubekommen, dass sich innerhalb kurzer Zeit die Zahl der Messbesucher halbiert hat", sagte Greig.

Daher sei eine Neuevangelisierung dringend geboten - diese müsse sich jedoch anderer Mittel und Wege bedienen als noch vor zwanzig Jahren: "Wir können nicht einfach sagen 'Wir sind die Kirche, kommt zu uns'. Wir müssen zu den Menschen gehen", so Greig. Wichtig ist ihm dabei der Konnex zwischen individuellem Gebetsleben und dem Einsatz für sozial Benachteiligte, denn: "Reiche und Erfolgreiche können uns mit ihren schicken Wagen finden. Es sind die Gebrochenen, Armen und Verirrten, die wir aufsuchen müssen."

Lob hatte der Pastor in dem Zusammenhang für Kardinal Schönborn und den diözesanen Erneuerungsprozess in der Erzdiözese Wien übrig: "Es passiert hier etwas, das vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen wäre", sagte Greig auch im Hinblick auf die ökumenische Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Freikirchlern. Der Grundstein dafür sei schon im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) gelegt worden, doch sehe er in der charismatischen Erneuerung, die aktuell sowohl in der katholischen Kirche als auch in anderen Konfessionen geschehe, ein wachsendes Zeichen der Einheit und des Heiligen Geistes.

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