Es geht im Kern um die Sexualmoral der Kirche

1. Oktober 2018 in Kommentar


Bischof Kohlgraf erweist seinen Priestern einen Bärendienst, wenn er ihre Lebensform leichtfertig zur Disposition stellt - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Man eiert rum in diesen Tagen. Es ist zu verstehen, dass nach Veröffentlichung der MHG Studie der einen oder andere Bischof sehr erschüttert war. Bei allem Verständnis muss man dennoch fragen, warum die Bischöfe nicht in ihren Bistümern vorab schon einmal genauer hingesehen haben, immerhin ist das Thema seit 2010 auf dem Tisch. Bei allem Verständnis für die Erschütterung bleibt dennoch ein Unverständnis für ein heftiges Wackeln in Fragen der Lehre und der Disziplin.

So redet der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf plötzlich darüber den Zölibat zur Diskussion stellen zu wollen, den er vor einem Jahr noch ganz selbstverständlich verteidigt hatte. Selbst dem SWR, der die Nachricht brachte, war die Diskrepanz aufgefallen. Ein echter Gesinnungswandel? Wohl kaum. Wer genauer liest oder hinhört, stellt fest, dass es im Kern um die Sexualmoral der Kirche geht.

„Bestimmte Auffassungen der kirchlichen Morallehre“, würden, so beschreibt der Sender die Haltung des Bischofs, einen offenen Umgang mit den Erfahrungen und Fragen menschlicher Sexualität verhindern. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Eine miefige, spießige Verbotsmentalität die sich seit der Königsteiner Erklärung mit einem offenen Ungehorsam des deutschen Episkopats gegen die Lehre der Kirche vermengt, hatte durchaus zu einer Unfähigkeit über die Sexualität zu sprechen geführt.

Und das gilt auch für die unbedingt nötige Rede über Sexualität der Priester, die diese in einer zölibatären Lebensweise in einer besonderen Art, nämlich um des Himmelreiches willen leben. Der Priester ist kein asexuelles Wesen und der Zölibat will eingeübt sein.

Bei dem einen mag es schneller gehen, dem anderen mögen die Hormone öfter und länger einen Streich spielen, am Ende aber muss beim Priester das „Ja“ zu Christus und seiner Kirche auch in einem Verzicht auf ausleben der menschlichen Sexualität stehen und bestehen.

Dabei darf es kein Tabu geben. Dabei darf es auch kein Wackeln der Hirten geben, denn wie sollen die Priester ihr Lebensopfer, denn nichts anderes ist es, fruchtbar werden lassen, wenn der eigene Bischof darüber fabuliert, es könne bald obsolet sein. Schon in den 70ern gab es eine Zeit, in der im zölibatären Priesteramt Männer saßen, die davon ausgingen, das habe sich bald erledigt. Man hat das stetige Gerede um Prüfung des Zölibats noch in den Ohren. Alle Jahre wieder. Allein, noch heute ist das Versprechen ehelos zu leben, Voraussetzung für die Weihe.

Bischof Kohlgraf erweist seinen Priestern einen Bärendienst, wenn er ihre Lebensform leichtfertig zur Disposition stellt. Der ehelose Priester ist in seiner ganzen Lebensform einschließlich der sakramentalen Weihe, die er empfangen hat und des Auftrags die Sakramente zu spenden, ein lebender Widerspruch zu einer hedonistischer werdenden Zeit. Das sollte auch ein Bischof wissen und einen solchen Schatz der Kirche nicht der veröffentlichten Meinung zum Fraß vorwerfen.

Falls der Bischof tatsächlich ein Interesse daran hat, wie ein Katholik ganz und gar unverklemmt über menschliche Sexualität in all ihren Facetten sprechen kann, dann sei ihm die Theologie des Leibes empfohlen, die uns der heilige Papst Johannes Paul II. geschenkt hat. Man darf allerdings nicht verklemmt sein, der heilige Papst nimmt kein Blatt vor den Mund.

Foto: (c) Sarah Bömer


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