Papst Franziskus: „Ich bin ein Teufel“

24. September 2018 in Kommentar


Was ist vom neusten Papstsager zu halten, ist das eine verzeihliche Wortwahl oder ein Volltreffer ins kirchliche Fettnäpfchen? Kommentar von Petra Lorleberg


Vatikan (kath.net/pl) Papst Johannes Paul II. „war ein Heiliger, ich [aber] bin ein Teufel“. Das hat Medienberichten zufolge Papst Franziskus wörtlich gegenüber Journalisten gesagt, als ihm während seiner Litauenreise am Samstag eine Biografie über den polnischen Papst geschenkt wurde. Darüber berichtete beispielsweise die „Catholic News Agency“ anhand einer Darstellung der „Associated Press“. Was ist vom neusten Papstsager zu halten?

Einerseits: Man muss bei solchen Dingen Kontext und Sprachgepflogenheiten beachten. Papst Franziskus äußerte sich offenbar in scherzendem Ton, außerdem ist denkbar, dass er nicht wirklich den Teufel meinte, sondern im Horizont italienischer-argentinischer oder vielleicht deftig-dialektgeprägter Sprachgepflogenheiten einfach nur sagen wollte: ‚Johannes Paul war ein Heiliger, im Gegensatz zu mir‘. Dann sollte man das Wort für „Teufel“ wohl eher mit „Sünder“ oder auch „Schlitzohr“ übersetzen – und vor allem muss man die Intention des Papstes wahrnehmen, seine starke Hochachtung vor Johannes Paul II. auszudrücken und sich selbst in Bescheidenheit zu üben. Im deutschen Sprachraum bilden wir das Gemeinte mit einem nicht nur unähnlichen Wortspiel ab, dann hätte unser Papst gemeint: „Er war ein Engel, ich bin ein Bengel“.

Andererseits: Diese Selbstbezeichnung reiht sich in die länger werdende Aufzählung unangenehmer Papstsager ein und löst wohl bei vielen praktizierenden Christen jeder Konfession ein instinktives Zurückschrecken aus. Als Papst – also als Person im höchsten kirchlichen Leitungsamt mit theologischer und kirchlicher Erfahrung sowie als ein Mensch, der spätestens seit seiner Wahl zum Papst vor fünf Jahren ständig mit den Tücken der Vielsprachigkeit konfrontiert ist – darf man von Franziskus eigentlich eine Behutsamkeit gegenüber dem Wort „Teufel“ verlangen. Denn das Wort „Teufel“ steht in vielen Sprachen für die zerstörerische und ansteckende Quelle des Bösen. So gesehen ist diese Wortwahl zumindest sehr unglücklich.

Die Antwort liegt allgemein oft in der Mitte, im kernkatholischen „Sowohl - Als auch“. Hoffentlich nicht auch hier? Denn schon damit käme man in des Teufels Küche...

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Archivfoto Papst Franziskus



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