Zu falsch, zu spät und zu wenig glaubwürdig

17. September 2018 in Kommentar


Die Kette der Vertuscher endet ganz oben in der Hierarchie. Das ist erschütternd! - Der Montagskick von Peter Winnemöller über die "Missbrauchs-Konferenz" der Vorsitzenden der Bischofskonfernzen und Papst Franziskus im Februar


Paderborn (kath.net/pw)
Es soll eine Konferenz der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt mit Papst Franziskus geben, um sich mit der Missbrauchsproblematik auseinander zu setzen. Das jedenfalls ist der Wille des Papstes. Tagen soll die Konferenz im kommenden Februar. Nun ist es keine Frage, dass eine weltweite Konferenz von Bischöfen nicht innerhalb von drei Tagen einberufen ist. Zu spät sein wird es dennoch, zu spät ist es schon jetzt. Das Problem des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und - was zwar zu kurz kommt aber nicht weniger dramatisch ist - mündiger Abhängiger existiert nicht erst seit gestern. Es existiert auch bei weitem nicht nur in der Kirche. Aber es existiert in der Kirche und das definitiv nicht erst seit gestern.

Der Papst selber hat sich in der Wahrnehmung und Ahndung derartiger Probleme nicht nur nicht mit Ruhm bekleckert, sondern sogar ungeschickt, vielleicht sogar schuldhaft verhalten. In jedem Falle hat der Papst Bischöfe und Priester, die einschlägig schuldig geworden sind, protegiert. Er hat sich unglaubwürdig gemacht. Das ist keine Kleinigkeit. Man denke nur an die skandalöse Einladung von Kardinal Danneels zur Familiensynode, obwohl der Kardinal in einen Pädophilieskandal verstrickt war. Ob es ein Kardinal McCarrick, ein Kardinal Wuerl oder ein Bischof Barros waren, sie alle sonnten sich im Wohlwollen des Papstes. Die Kette der Vertuscher endet ganz oben in der Hierarchie.

Das ist erschütternd!

So ist es in der Tat ein Problem, dass Papst Franziskus dieses Problem nun zur Chefsache machen will, ohne ein Wort des Eingeständnisses seiner Fehler in der Vergangenheit. Der Papst, so sagen wir, ist in der Führung seines Amtes völlig frei. Man muss ihm in dieser Sache dennoch nichts mehr zutrauen. Darüber hinaus bleibt er sich treu und beruft ausgerechnet die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zu dieser seltsamen Missbrauchskonferenz ein.

Nun sind aber die Vorsitzenden gerade nicht die Oberbischöfe ihrer Länder und es stellt sich zudem die Frage, was ausgerechnet diese Bischöfe unbedingt qualifizieren soll. Viele Konferenzen haben inzwischen Missbrauchsbeauftragte, die mehr Kompetenz mitbrächten.

Erklärte Absicht des Papstes ist es ja, die Bischofskonferenzen zu stärken. D.h. die Vorsitzenden in eine bis dato nicht gekannte Machtposition zu bringen. Mehr und mehr ist zu erkennen, wie damit der päpstliche Dienst an der Einheit leidet und dieser Papst sein Amt wie ein Konzernvorsitzender führt, der seine Filialleiter zur Krisensitzung in die Konzernzentrale einbestellt. Wann waren die Hierarchien in der Kirche derart steil wie in diesem Pontifikat? Und darin liegt auch die Gefahr für eine sinnvolle Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe gegen Kleriker. Es ist das ernstzunehmende Risiko, dass die kriminellen Netzwerke der Vertuschung nur erneut getarnt werden. Der Papst sagt weiterhin nichts zu den Enthüllungen von Erzbischof Viganò, das aber wäre mal eine Voraussetzung, ein Start in eine sinnvolle Aufarbeitung.

Das Problem des sexuellen Missbrauchs, welcher sich in den allermeisten Fällen als die Taten von Päderasten erweisen, sowie die Strukturen der Vertuschung sind international. Eine Konferenz beim Heiligen Stuhl wird das unter den derzeitigen Bedingungen dennoch nicht lösen. Lösen können dies Problem inzwischen nur noch die weltlichen Strafverfolgungsbehörden. Und dabei wird einem schon ganz anders, las man doch vor einigen Tagen auf Facebook in einem Kommentar unter einem Posting die folgenden Worte: „Teilnehmer am nächsten Konklave sind alle Kardinäle unter 80, die nicht in U-Haft sitzen.“ Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

Pressefoto Peter Winnemöller


Foto: (c) Sarah Bömer


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