Priesterlicher Whistleblower fordert Ex-Kardinal McCarricks Laisierung

11. September 2018 in Weltkirche


Pfr. Ramsey: Wenn Papst und Bischöfe noch einen Rest Glaubwürdigkeit im kirchlichen US-Missbrauchs- und Vertuschungsskandal retten wollen, dann sollte Ex-Kardinal Theodore McCarrick laisiert und vor kirchliche Gerichtsbarkeit gestellt werden.


Washington DC. (kath.net/pl) Wenn der Papst und die Bischöfe noch einen Rest Glaubwürdigkeit im kirchlichen US-Missbrauchs- und Vertuschungsskandal retten wollen, dann sollte der Ex-Kardinal Theodore McCarrick (Archivfoto) laisiert und vor die kirchliche Gerichtsbarkeit gestellt werden. Das sagte der Priester Boniface Ramsey gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtenportal „Crux“. Ramsey hatte in seiner Zeit als Professor am Immaculate Conception Seminary in Newark, New Jersey, von sexuellen Vorkommnissen unter den Seminaristen und in Zusammenhang mit dem damaligen Bischof von Newark, McCarrick, gehört und diese bereits in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends gemeldet.

Ramsey sagte weiter, dass es keineswegs reiche, McCarrick nur das rote Birett wegzunehmen. Seit zweieinhalb Monaten seien die Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfe nun öffentlich und immerhin hätten die US-Bischöfe den Vatikan um eine Untersuchung gebeten. Doch habe man seither nichts gehört über ein kirchliches Verfahren gegen McCarrick. „Wir müssen mehr darüber erfahren“, so der jetzige Pfarrer einer Gemeinde in New York City.

Ramsey erläuterte, dass er bereits in den 1980igern dem Seminarrektor gemeldet habe, dass er von Seminaristen gehört habe, wie sie mit McCarrick das Bett teilen mussten, als sie mit ihm nachts in seinem Strandhaus waren. „Jeder im Seminar wusste Bescheid.“ Ein Seminarist wurde zwar aus dem Seminar geworfen, aber auch Ramsey wurde degradiert. Der Seminardirektor teilte ihm als Grund mit, dass „McCarrick weiß, dass Sie mit ihm in gewissen Dingen nicht übereinstimmen.“

Ein Bischof riet Ramsey, nichts zu unternehmen, denn „McCarrick ist der Boss“, „er kickt dich nach unten, wenn du das aufgreifst“. Der damalige Kardinal von New York, Edward Egan, wich seinen Informationen im persönlichen Gespräch gezielt aus. „Er wusste genau, über was ich sprach, das merkte ich an seinen Reaktionen – aber er wollte das Thema nicht vertiefen.“

2015 schrieb Ramsey an den Päpstlichen Missbrauchsbeauftragten, Sean Kardinal O´Malley aus Boston, als er sich darüber ärgerte, dass McCarrick an der Beerdigungsmesse von Kardinal Egan teilnahm. Er bekam die Antwort, dass sexuelle Belästigung Erwachsener nicht unter O´Malleys Aufgaben falle, kath.net hat berichtet. Seine berufliche Laufbahn sei voll mit Leuten, die seine entsprechenden Briefe entweder nicht oder nicht adäquat beantwortet haben, sagte der Priester. Auch sein eigener Erzbischof, Timothy Kardinal Dolan, habe ihn nicht ein einziges Mal dazu kontaktiert, was er für Beschwerden über Missbrauch habe oder wie er seit über 30 Jahren versuche, Kardinal McCarrick zu stoppen.

CBS - In TV-Clip spricht auch Pfr. Ramsey: Vorwürfe gegen den Päpstlichen Missbrauchsbeauftragen Kardinal O´Malley/Boston/USA (englisch)



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