Papst Franziskus trifft in Irland Missbrauchsopfer

26. August 2018 in Weltkirche


Unter den acht Betroffenen auch Marie Collins, ehemaliges Mitglied der vom Papst gegründeten Kinderschutzkommission


Dublin (kath.net/KAP) Papst Franziskus ist in Irland mit Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Der Papst habe sich am frühen Samstagabend anderthalb Stunden mit acht "Überlebenden von Missbrauch durch Kleriker, Ordensleute und Institutionen" getroffen, teilte Vatikansprecher Greg Burke mit. Unter den Teilnehmern war auch Marie Collins, die von Franziskus in die vom ihm gegründete Kinderschutzkommission berufen worden war und im März 2016 unter dem Vorwurf mangelnder Kooperation im Vatikan austrat.

Einzelheiten zu dem Treffen gab der Sprecher nicht bekannt. Dass es eine solche Begegnung geben würde, hatte der Vatikan vorab mitgeteilt, aber aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Teilnehmer Zeit und Ort geheimgehalten.

Zwei Repräsentanten des Opfer-Dachverbands "Coalition of Mother And Baby home Survivors" (CMABS), Paul Redmond und Clodagh Malone, die ebenfalls zu den Teilnehmern gehörten, teilten anschließend mit, der Papst habe schockiert auf ihre Berichte reagiert. Ihren Angaben zufolge starben Tausende Babys in katholischen Einrichtungen oder wurden gegen den Willen der Mütter zur Adoption freigegeben. Franziskus habe die Vertuschung solcher Vorgänge wörtlich "Kacke" genannt.

Redmond und Malone berichteten, sie hätten dem Papst eine Ausgabe ihres Buchs "The Adoption Machine" ("Die Adoptions-Maschine") über die dunkle Geschichte von Irlands Mutter-Kind-Heimen übergeben. Weiter appellierten sie nach ihren Angaben an Franziskus, den leiblichen Müttern Rückhalt zu geben, die noch heute unter Gewissensnöten litten. Außerdem solle der Papst die Frauenorden, die die Heime betrieben hätten, zur Verantwortung rufen, auch mit Blick auf finanzielle Entschädigungen.

Franziskus hatte in seiner ersten Rede in Dublin am Samstagmittag Scham über die "abscheulichen Verbrechen" katholischer Kleriker geäußert. Er müsse den "schweren Skandal" anerkennen, der durch den Missbrauch Minderjähriger verursacht worden sei, sagte er im Schloss von Dublin vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Außerdem versprach er größere Anstrengungen, um die "Geißel" des Missbrauchs um jeden Preis aus der Kirche auszumerzen.

Marie Collins sagte anschließend einem Korrespondenten der US-Zeitschrift "National Catholic Reporter", die Ansprache des Papstes sei "enttäuschend" gewesen und habe "nichts Neues" gebracht.

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