Die Irrtümer des Moraltheologen Schockenhoff

26. Juli 2018 in Kommentar


Der Freiburger Moraltheologe Schockenhoff hat recht: Humanae vitae (1968 HV) war ein Wendepunkt. Aber dann behauptet er, das Verbot der Empfängnisverhütung „widersprach der Lebenserfahrung“. kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff hat, recht: Humanae vitae (1968 HV) war ein Wendepunkt. Schockenhoff sagte dies gemäß Darstellung der deutschen „KirchenZeitung“ (Bistum Hildesheim). Die Aufbruchstimmung nach dem Konzil sei gekippt, daraufhin sei erstmals die große Mehrheit des Kirchenvolks nicht bereit gewesen, dem Lehramt zu folgen. Argument: Das Verbot der Empfängnisverhütung „widersprach der Lebenserfahrung“. Damit hatte sich das Lehramt in Fragen der Sexualmoral isoliert, so Schockenhoff. Eine Folge war der Abschied der Moraltheologie vom „Naturrecht“ und man erkannte, „dass auch christliche Moral „begründet“ sein muss und dass das Gewissen der Einzelnen „höher steht als jede befohlene Norm“. Dann findet Schockenhoff zwar auch in Humanae Vitae gute Gesichtspunkte, aber er bleibt dabei: Die Unterscheidung zwischen „guter natürlicher und schlechter künstlicher Geburtenregelung ist kaum nachvollziehbar“. Schockenhoff hat, das muss man ihm lassen, die Krise um Humanae Vitae in dieser Kürze korrekt dargestellt, aber zugleich so viele Irrtümer hineingepackt, dass es schwer zu fassen ist, dass dieser Mann eine führende Rolle in der deutschen Moraltheologie und auch für die Bischofskonferenz einnimmt. Irrig und irreführend sind folgende Punkte:

- Verwaschen bleibt die Rede von der „Lebenserfahrung“: Worin besteht sie und was beweist sie?

- Dass die christliche Moral vernunftgemäß ist, wussten wir immer, gerade in der Naturrechtslehre war und ist dieser Anspruch enthalten.

- Die Behauptung, die Moraltheologie hätte Abschied vom Naturrecht genommen, stimmt nur insofern, als sich damals viele Moraltheologen vom Zeitgeist in die Irre führen ließen. Spätestens seit der Rede Papst Benedikts in Berlin, muss eigentlich klar sein, dass die „Humanökologie“, die der Papst damals erklärte, zugleich eine Rückkehr zum „heiligen Naturrecht“ (so Otto von Habsburg für die Politiker) ist.

- Auch in der „Theologie des Leibes“, wie sie Papst Johannes Paul II. entwickelte, steckt die evidente Wahrheit: Moralische Normen kann man nur erkennen durch sorgfältige Betrachtung und Analyse der Wirklichkeit, von der man reden will.

- Auch trägt es nicht zur Klärung einer Frage bei, eine Unterscheidung einfach nur als nicht nachvollziehbar zu bezeichnen. Wenn Schockenhoff sie so nennt, spricht das gegen ihn selbst und nicht gegen die Unterscheidung.

- Und was das Verhältnis des Gewissens zu einem Verbot der Kirche betrifft: In Fragen der Moral (und übrigens auch des Dogmas) kann auch der Papst weder verbieten noch erlauben, sondern nur lehren, welche moralische Bedeutung die jeweilige Wirklichkeit (Natur) in sich birgt. Die Kirche hat ein Lehramt, kein Ge- oder Verbotsamt, und ist wie jeder Mensch an die Wahrheit gebunden. In der Sexualmoral heißt das: Der Ausübung des Lehramts in Fragen der Sexualmoral voraus geht eine sorgfältige Analyse des ehelichen Aktes, der „Natur“ der menschlichen Sexualität. Allerdings scheint ein wirklich genaues Verständnis der Sexualität und auch des Gewissens damals auch der österreichischen und deutschen Bischofskonferenz ein Stück weit gefehlt zu haben, als sie ihre „Erklärungen“ zu Humanae Vitae abgaben, durch die, da hat Schockenhoff recht, die Lehrautorität der Kirche in weiten Kreisen nachhaltig beschädigt wurde, was heute einen Teil der Krise ausmacht.

Was wir brauchen ist ein erneuertes Naturrecht, dass sich nach dem Vorbild von Papst Johannes Paul II. an der von Gott geschaffenen Natur der menschlichen, leib-seelischen Liebe orientiert und dadurch die Menschen die wahre, große Freude an ihrem Mann und Frau sein entdecken und genießen lässt – wie bereits enthalten im Jubelruf des ersten Mannes beim Anblick der Frau, durch die ihn Gott aus seiner Einsamkeit erlöste.

Vergleiche dazu auch Kardinal Christoph Schönborn 2008: „Europa ist im Begriff zu sterben, da es Nein zum Leben gesagt hat“ durch die Ablehnung von Humanae vitae, durch die Abtreibungsgesetze, durch die homosexuelle „Ehe“. .


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