Kritik an Trump? Reuters gibt Papst-Aussage sinnentstellt wieder

27. Juni 2018 in Chronik


Die Nachrichtenagentur berichtet von der Kritik des Papstes an der Politik des Präsidenten gegenüber illegalen Einwanderern. In der Abschrift des Interviews ist davon nichts zu finden.


Rom (kath.net/jg)
Philip Pullella hat eine wesentliche Passage des Exklusivinterviews, das er mit Papst Franziskus geführt hat, offenbar falsch wiedergegeben. Dies berichtet die konservative Nachrichtenseite Breitbart.com nach Vergleichen des Reuters-Artikels mit der Abschrift des Interviews.

Schon in der Schlagzeile des Artikels heißt es, Papst Franziskus habe die Regierung Trump wegen der Trennung illegaler Einwandererfamilien kritisiert. Franziskus habe jedoch trotz Nachfragens vermieden, die eine Stellungnahme zur Politik der US-Regierung oder des Präsidenten abzugeben, berichtet Breitbart.com.

Schon in früheren Phasen des Gesprächs mit Pullella habe Franziskus Trump einen gewissen Vertrauensvorschuss gegeben. Er sei zwar hinsichtlich der Entscheidung des Präsidenten, das Pariser Klimaabkommen zu verlassen. Trump werde aber seine Gründe dafür gehabt haben, fügte der Papst hinzu. Ähnlich äußerte er sich zur Politik der US-Regierung gegenüber Kuba.

Dann sagte Franziskus, dass er in anderen Fragen die jeweiligen Ortsbischöfe unterstütze. „Nicht um meine Hände abzuwaschen, sondern weil ich die Umstände nicht gut kenne. Die Bischöfe wissen das und ich stehe hinter ihren Stellungnahmen“, sagte er wörtlich.

Dann kam Pullella auf die Trennung Minderjähriger von ihren Eltern an der mexikanischen Grenze zu sprechen. Franziskus wiederholte hier seine Antwort, er stehe zu den Bischöfen und nahm nicht selbst Stellung. Er blieb bei dieser Antwort, als Pullella nachfragte.

Den folgenden Satz von Papst Franziskus verschwieg der Reuters-Journalist in seinem Artikel: „Aber während der Obama-Jahre habe ich eine Messe in Ciudad Juarez gefeiert, während auf der anderen Seite der Grenze 50 Bischöfe konzelebriert haben und das Stadion voller Menschen war. Das Problem gab es damals schon, es betrifft nicht nur Trump, sondern geht auf frühere Regierungen zurück.“ Diese Aussage ist nur in einer Abschrift großer Teile des Interviews zu finden, den Reuters einigen Journalisten zur Verfügung gestellt hat.

Pullella hat aus dem Interview mit Papst Franziskus mehrere Artikel gemacht. Aus einem anderen Beitrag aus seiner Feder stammt die Nachricht, Franziskus habe aus den Medien von den ‚dubia’ der Kardinäle erfahren.


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