Zwei Donnerschläge aus Rom

18. Juni 2018 in Kommentar


Mit dem päpstlichen Veto gegen die in Deutschland geplante Handreichung zur Interkommunion hat die Berichterstattung über den Papst begonnen zu kippen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Papst Franziskus hat sich, wie auch in der Vergangenheit schon mehrfach zu den Themen Abtreibung und Homosexualität geäußert. Das ist nicht neu. Neu ist, daß diesmal von vielen Medien in Deutschland darüber berichtet wird.

Papst Franziskus spricht davon, daß homosexuelle Paare keine Familie bilden können und referiert damit nur die katholische Ehe- und Familienlehre, wie sie auch im Katechismus steht. Darüber hinaus übte der Papst sehr strenge Kritik an der Praxis – oft genug nur vermeintlich - kranke Kinder abzutreiben. Hier griff der Papst zu einem in Europa denkbar unüblichen Vergleich, indem er das Tötungsprogramm des NS- Regimes in Deutschland mit der gegenwärtigen Abtreibungspraxis in Eins setzte. Auch dies ist nicht neu. Der Argentinier Papst Franziskus kennt nicht die deutsche und europäische Scheu irgendetwas mit den Verbrechen der Nazis zu vergleichen. Als Europäer sträuben sich einem dabei die Nackenhaare und dennoch müssen wir lernen zu verstehen, daß das nicht überall auf der Welt so ist.

Sind die Äußerungen von Papst Franziskus für denjenigen, der dem Papst schon in der Vergangenheit zugehört hat, nicht neu, so sind sie ganz sicher neu für den gewöhnlichen deutschen Medienkonsumenten. Der Papst vom anderen Ende der Welt galt den Medien als Reformpapst, als Modernisierer der Kirche, als Liberaler gar. Nicht davon und alles ist richtig.

Papst Franziskus läßt sich mit herkömmlichen Maßstäben nicht messen. Spricht er pastoral, dann ist er von kaum zu überbietender Unschärfe. Das gilt dann auch für Interviews oder Ansprachen. Man könnte daran verzweifeln. Läßt er sich – in äußerst seltenen Fällen - darauf ein, konkret über die Lehre zu reden, ist er von geradezu erdrückender Schärfe in seiner Ausdrucksweise. Die Berichterstattung über Papst Franziskus hat bisher den pastoralen Papst in den Vordergrund gerückt und jegliche Aussage über die Lehre ausgeblendet.

Mit dem päpstlichen Veto gegen die in Deutschland geplante Handreichung zur Interkommunion hat die Berichterstattung über den Papst begonnen zu kippen. Der scheinbar liberale Papst ist plötzlich ein Hardliner. Und so bestätigt sich, was von Anfang an zu erwarten war. Das erfundene Franziskusbild in den Medien blättert ab und bröckelt. Hervor kommt der irgendwie offensichtlich doch katholische Papst. Dies geschieht zum Entsetzen vieler Medienschaffender, die selber „ihren“ liberalen Papst offensichtlich nur zu gerne für wahr gehalten hatten.

Erstaunlich ist, daß in zahlreichen Berichten über das Papstinterview mit der Nachrichtenagentur ANSA ein deutlicher Hinweis auf die verhinderte Handreichung der DBK steht. In vielen Berichten wird die immer noch nicht liberalisierte Familienplanung erwähnt.

Die Leserlenkung hier ist klar: Achtung! Dieser Papst ist nicht modern, nicht liberal, nicht weltoffen.

Wir können ab jetzt mit einer immer stärker kippenden Berichterstattung rechnen, die den Papst zunehmend in eine Reihe mit seinen – natürlich rückwärtsgewandten - Vorgängern stellt. Es ist nicht auszuschließen, wie die Erfahrung aus beiden Vorgängerpontifikate zeigt, daß auch manipulativ berichtet werden wird. Es gilt die Augen weit offen zu halten.

Dem interessierten Leser sei hier ausdrücklich empfohlen nicht nur auf die Texte sondern auch auf die Bildsprache der Medien zu achten. Welche Fotos vom Papst werden verwendet um die Artikel zu bebildern. Auch da findet Leserlenkung statt.

Eines ist gewiss, langweiliger wird die Berichterstattung über den Papst jetzt nicht werden.


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