Frieden für Alfie – Nachdenken für die Welt

30. April 2018 in Kommentar


Dass der katholische Erzbischof von Liverpool hier nicht entschieden protestiert hat und mehr noch die Tötung billigend in Kauf genommen hat, ist ein Unding - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net) Für Eltern ist es egal, in welchem Alter ein Kind stirbt. Der Tod eines Kindes reißt ein Loch in das Leben von Eltern, welches sich nie wieder schließt. Alfie, der kleine Junge, dessen Schicksal die Medien in den letzten Tagen so sehr bewegt hat, ist in der Nacht zu Samstag der vergangenen Woche gestorben. Möge der Herr ihn in sein Reich aufnehmen und den verwaisten Eltern Trost schenken.

Ursache seines Todes war eine Erkrankung, die nie korrekt diagnostiziert wurde. Auslöser des Sterbens zu dem erfolgten Zeitpunkt war eine Untat. Es war ein Akt der aktiven Tötung, welcher der irdischen Gerechtigkeit vermutlich dauerhaft entzogen bleibt. Es verbietet sich, das Schicksal einen Kindes posthum als Argument für oder gegen Euthanasie auszunutzen. Genau das wird aber geschehen.

Seinen Tod aber als Anlaß zu nehmen, festzustellen, dass es ein Akt der tödlichen Gewalt war, der zu seinem Tod führte, muß zulässig sein. Euthanasie zu nennen, was hier geschah, verbietet sich, denn es verschleiert die geschehene Grausamkeit. Den Eltern war es ein Anliegen, ihrem Kind jede erdenkliche Behandlung zukommen zu lassen. Dazu gehörte auch für die verbleibende Zeit seines Lebens palliativ zu versorgen. Es ging hier nicht um mutwillig lebensverlängernde Maßnahmen. Es ging um Begleitung eines menschenwürdigen Sterbens.
Die Klinik zwang das Kind zu verhungern, zu verdursten und nach und nach zu ersticken. Man kann sich eine solchen Grausamkeit kaum vorstellen.

Gerichte hatten diese Grausamkeit der Klinik bestätigt und am Ende hat der Staat sogar verhindert, dass das Kind im Ausland weiter behandelt werden kann. Selbst der Papst hatte sich zu Gunsten des Kindes eingeschaltet und eine römische Klinik hätte das Kind weiter behandelt. Es wurde den Eltern verweigert. In dieser Situation hatte sich der Erzbischof von Liverpool Malcolm McMahon in einer unsagbaren Art und Weise gegen das Leben und menschenwürdige Sterben des kleinen Jungen positioniert, indem er das Handeln der behandelnden -hier gerade: nicht behandelnden – Klinik ausdrücklich gut geheißen hat. Der Erzbischof hat damit das Zeugnis der Kirche für das Leben verdunkelt. So etwas darf ein Bischof der Kirche nicht tun. Ja mehr noch, obwohl er die Barmherzigkeit des Papstes gepriesen hat, hat er sich nicht an die Seite des Papstes gestellt und seinen Einfluss geltend gemacht, damit das Kind nach Rom ausgeflogen werden kann.

Es ist müßig nun im Nachhinein auf dem Bischof herum zu hacken, das bringt den Eltern ihr verstorbenes Kind nicht zurück. Der Tadel aber muß ausgesprochen werden. Schon in den Tagen vor dem Tod Alfies war zu erkennen, wie der Medienrummel die Eltern belastete und wie der Druck von Klinik, Gerichten und Staat die Eltern zu zermürben begann. Wer will es ihnen verdenken.

Das nämlich ist der eigentliche Skandal, der noch weit über die Entscheidung von Klinik und Gerichten hinausgeht, der die Schande der fehlenden Unterstützung durch den Bischof erst noch so richtig schärft. Ärzte im Verbund mit Staat und Gerichten maßten sich an zu entscheiden, wo allein die Eltern das Recht zu entscheiden hatten.

In einem Land, in dem der Monarch nach wie vor den Titel Verteidiger des Glaubens trägt, ist es jetzt offensichtlich möglich durch eine aktive und bewußte Handlung den Tod eines Menschen herbeizuführen. Das ist jene aktive Tötung eines Menschen, die uns unter dem scheußlichen Euphemismus „Euthanasie“ verkauft werden soll. Dahinter steht die Ansicht, kommerzielle Aspekte dürften über Leben und Tod entscheiden. Es ist die Unkultur des Todes, vor der der Hl. Papst Johannes Paul II. gewarnt hat. In England ist der nächste Schritt auf dem Slippery slope der um sich greifenden Tötungsmaschinerie getan.

Dass ein katholischer Bischof hier nicht entschieden protestiert hat und mehr noch die Tötung billigend in Kauf genommen hat, ist ein Unding. Es zeigt einmal mehr, wie unbedingt erforderlich die Klarheit über die ethischen Rahmenbedingungen des Schutzes menschlichen Lebens sind. Es darf keine aktive Tötung von Menschen, auch nicht durch Abschalten von Maschinen, geben.

Der Schritt zur Todesspritze aus kommerziellen, rassischen, eugenischen oder sonstigen nichtigen Gründen ist von hier aus nur minimal. Und wenn diese Klarheit in einer Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist, so muß die Kirche und so muß jeder Bischof im Zweifelsfalle der letzte sein, der dieses Banner um der Wahrheit willen noch hoch hält.


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