Benedikt XVI.: Gegensatz zu Franziskus "törichtes Vorurteil" - UPDATE

13. März 2018 in Weltkirche


Elfteilige Buchreihe stellt theologisches Werk von Papst Franziskus vor - Benedikt XVI. beschreibt Nachfolger als "Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bildung" - UPDATE: Der Brief Benedikts XVI. in voller Länge


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat die Kontinuität zwischen sich und seinem Nachfolger Franziskus betont. Es sei ein "törichtes Vorurteil, demzufolge Papst Franziskus nur ein Praktiker ohne besondere theologische oder philosophische Bildung wäre, während ich einzig ein theoretischer Theologe gewesen sei, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christen verstanden hätte", schrieb Benedikt XVI. in einem Grußwort aus Anlass der Vorstellung einer Buchreihe zur Theologie von Papst Franziskus am Montag in Rom.

Die elf kleinen Bände zu Aspekten der Lehre und des Denkens von Franziskus zeigten den amtierenden Papst im Gegenteil als "Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bildung", so Benedikt XVI. Sie verwiesen damit auch auf "die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten, wenngleich mit allen Unterschieden in Stil und Temperament".

Benedikt XVI., der von 2005 bis 2013 amtierte und als einer der herausragenden christlichen Theologen des 20. Jahrhunderts gilt, begründete in seinem Grußwort auch, weshalb er die Bitte um eine kurze theologische Einleitung zu der Reihe abgelehnt hatte. Er habe sich sein ganzes Leben hindurch nur zu Büchern geäußert, die er auch wirklich gelesen habe, schrieb der bald 91-Jährige.

Die elfteilige Buchreihe stellt eine Einführung in das theologische Denken von Papst Franziskus anlässlich des fünften Jahrestags seiner Wahl dar. Zu den Autoren des Werks mit dem italienischen Titel mit dem Titel "La Teologia di Papa Francesco" (Die Theologie von Papst Franziskus) zählen der emeritierte Münsteraner Fundamentaltheologe Jürgen Werbick mit einem Beitrag über das Gottesbild von Franziskus, der emeritierte Tübinger Dogmatiker Peter Hünermann mit der Anthropologie des Papstes, sowie Lucio Casula, Carlos Maria Galli, Santiago Madrigal Terrazas, Aristide Fumagalli und Juan Carlos Scannone.

Herausgegeben ist die Reihe von Roberto Repole, Vorsitzender der italienischen Theologenvereinigung. Eine Übersetzung der 112 bis 192 Seiten umfassenden Bände im Oktavformat in andere Sprachen ist geplant. Eine deutsche Ausgabe besorge der Patmos Verlag, hieß es; die Originalausgabe erschien in der Vatikanischen Verlagsbuchhandlung.

UPDATE
kath.net dokumentiert den Brief von Papst em. Benedikt XVI. in voller Länge in eigener Übersetzung – Quelle: Sandro Magister/Blog Settimo Cielo:

Sehr geehrter Monsignore,
danke für Ihren freundlichen Brief vom 12. Januar und das beigelegte Geschenk mit den elf kleinen Bänden, die von Roberto Repole herausgegeben wurden.

Ich begrüße diese Initiative, die dem törichten Vorurteil widersprechen und gegensteuern will, wonach Papst Franziskus nur ein Mann der Praxis ohne spezielle theologische oder philosophische Bildung wäre, wohingegen ich nur ein Theoretiker der Theologie mit wenig Verständnis des konkreten Lebens eines zeitgenössischen Christen gewesen wäre.

Die kleinen Bände zeigen zu Recht, dass Papst Franziskus ein Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bildung ist und helfen dadurch, die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten aufzuzeigen, trotz aller Unterschiede in Stil und Temperament.

Trotzdem möchte ich keine kurze und dichte theologische Bemerkung zu ihnen schreiben, denn mein ganzes Leben habe ich es immer so gehalten, dass ich mich nur zu Büchern äußerte, die ich wirklich gut gelesen hatte. Unglücklicherweise bin ich, auch aus körperlichen Gründen, unfähig, die elf Bände in naher Zukunft zu lesen, obendrein warten noch andere Verpflichtungen auf mich, die ich bereits eingegangen bin.

Ich bin sicher, dass Sie das verstehen werden und grüße Sie herzlich
Ihr
Benedikt XVI.

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