Papst: Lehmann war Brückenbauer in Kirche und Gesellschaft

13. März 2018 in Chronik


Franziskus: Am Sonntag verstorbener deutscher Kardinal suchte "über Grenzen von Konfessionen, Überzeugungen und Ländern hinweg das Verbindende"


Vatikanstadt-Bonn (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann als herausragenden Kirchenmann und als Brückenbauer gewürdigt. In seinem langjährigen Wirken als Theologe und Bischof wie auch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz habe Lehmann das Leben von Kirche und Gesellschaft mitgeprägt, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Beileidsschreiben an Lehmanns Nachfolger in Mainz, Bischof Peter Kohlgraf.

Kardinal Lehmanns Anliegen sei stets gewesen, "offen zu sein für die Fragen und Herausforderungen der Zeit und von der Botschaft Christi her Antwort und Orientierung zu geben". Dabei habe er über die Grenzen von Konfessionen, Überzeugungen und Ländern hinweg das Verbindende gesucht, so der Papst.

Franziskus versicherte die Gläubigen der Diözese Mainz seiner Anteilnahme und seines Gebets für den Verstorbenen. "Jesus, der Gute Hirt, schenke seinem treuen Diener die Vollendung und Fülle des Lebens in seinem himmlischen Reich", schrieb der Papst.

Glück: Wegen Lehmann weniger Austritte

Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück würdigte am Montag Lehmanns Bereitschaft zum konstruktiven Streit. Dies sei für die katholische Kirche wichtig gewesen, sagte Glück dem Bayerischen Rundfunk (BR). "Ansonsten wären sehr viel mehr Menschen ausgezogen aus dieser Kirche. Sie hätten Kirche nicht mehr als gesprächsfähig erlebt."

Lehmann hat nach den Worten von Glück "Außergewöhnliches" geleistet, für die Kirche, aber auch in die Gesellschaft hinein. Er sei ein brillanter Wissenschaftler gewesen, vor allem aber ein Mensch, "der ganz unkompliziert natürlich Nähe gegeben hat, zugehört hat". Die Gespräche mit ihm seien nie belanglos gewesen und immer mit viel Humor, erinnerte sich der Ex-ZdK-Präsident.

Doch der Kardinal habe auch schwierige Zeiten durchgemacht und dabei die "schmerzlichen Kehrseiten der Kirche" persönlich erfahren müssen. Dennoch sei es ihm gelungen, die katholische Kirche in Deutschland in ganz schwierigen Jahrzehnten zusammenzuhalten.

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, schrieb im Berliner "Tagesspiegel" (Montag) über Karl Lehmann, der Kardinal sei ein Vermittler gewesen. "Er pflegte Traditionen und förderte Neues, wo immer es überzeugte und sich verwirklichen ließ." Mehr als ein halbes Jahrhundert lang habe Lehmann "wie kein anderer die Gespräche zwischen deutschen katholischen und evangelischen Theologen geprägt", so Huber. Seine Einsicht, "dass die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts nicht mehr die ökumenischen Partner im 20. oder 21. Jahrhundert treffen", habe den Ausgangspunkt für neue Gemeinsamkeiten im Verständnis des christlichen Glaubens geprägt. Lehmann sei ein großer Mensch und Christ, ein herausragender Bischof und Theologe gewesen. "Und ein unvergesslicher Freund."

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