Dolan: Kampf gegen Abtreibung ist Kampf gegen 'Kraft der Finsternis'

19. Jänner 2018 in Prolife


Tausende Jugendliche, hunderte Priester, dutzende Bischöfe und Kardinäle bei großer Gebetsvigil in Washington DC - Fotos, Video - kath.net-Bericht von Roland Noé direkt aus Washington DC.


Washington DC. (kath.net/rn)
Was für ein liturgisches „Event“. Wenige Stunden vor dem großen Marsch für das Leben in Washington DC. fand in einer überfüllten katholischen Basilika eine große Gebetsvigil für das Leben statt, die mit einer Heiligen Messe begann. Bereits zwei Stunden vor Beginn war die Basilika mit vielen tausenden überwiegend jungen Menschen so voll, dass kein freier Sitzplatz mehr zu finden war. Die Gläubigen standen dichtgedrängt auf jeder möglichen Fläche, die noch irgendwie frei zugänglich war. So war man bei der Hl. Messe von Schülern einer katholischen Mädchenschule, Schülern einer Jesuitenschule, jungen Marinesoldaten, einem jungen Ehepaar und einer Ordensschwestern umzingelt, fast alle lächelten einem freundlich zu. Die Ordner waren zum Teil mit dem Ansturm völlig überfordert, doch sie agierten mit „italienischer“ Flexibilität und ohne „deutsche“ Ordnungsgründlichkeit.

„For the sake of His sorrowful Passion, have mercy on us and on the whole world“ (Durch Sein schmerzhaftes Leiden habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.), tönte es vor der Hl. Messe tausendfach beim Gebet des Barmherzigkeitsrosenkranzess.

An den Feierlichkeiten nahmen neben vielen hunderten Priestern auch dutzende Kardinäle und Bischöfe teil und zeigten eindrucksvoll, dass ein Pro-Life-Engagement in den USA von einer großen katholischen Breite mitgetragen wird, etwas, was man aus dem deutschsprachigen Raum nicht kennt. Der Einzug der Priester und Bischöfe dauerte mehr als 15 Minuten, man staunte, wie viele hunderte Priester man im liturgischen Altarraum in der wunderschönen Basilika unterbringen konnte. Mit liturgischen Gesängen, die unter die Haut gingen, erlebte man dann einen Gottesdienst, der mit jeder großen Papstmesse ganz leicht mithalten kann. „Es war Himmel auf Erden“, meinte ein Teilnehmer nach der Heiligen Messe.

Hauptzelebrant der Feier war Timothy Kardinal Dolan aus New York. Dieser erinnerte daran, dass die Schlacht um das Ende der Abtreibung nicht alleine auf dem politischen Felde gewonnen werde. Zuerst sei dies ein geistlicher Kampf, bei dem Abtreibung als „Kraft der Finsternis“ anerkannt werden müsse. „Die Kräfte, denen wir begegnen, sind nicht nur diejenigen die wir sehen, diese sind bedrohlich genug. Ich fürchte, dass wir gegen Mächte kämpfen, die wir nicht sehen. Diese Mächte sind stärker als alles in der Schöpfung.“ Nur Christus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, könne uns hier retten.

Dolan erinnerte dann daran, dass Papst Franziskus zuletzt diese Kräfte als „Wegwerfgesellschaft“ bezeichnet und Johannes Paul II von einer Kultur des Todes gesprochen hatte. „Papst Franziskus hat uns oft daran erinnert, dass wir Narren wären, wenn wir die Macht Satans nicht ernst nähmen. Wir sind heute Abend hier um zu beten, nicht als Krieger, sondern als Aposteln des Lebens, als Apostel, nicht solche, die mit Geld, mit Hass oder destruktiven Worten, sondern solche, die mit Liebe und Freude bewaffnet sind.“

Der Kardinal erinnerte auch an Martin Luther King, der für Zivilrechte für diejenigen eingetreten war, die von gewissen Rechten ausgeschlossen wurden. Pro-Life-Anwälte müssen daher dafür eintreten, dass die kleinen Kinder ebenfalls Zivilrechte bekommen. Ein Teil des Kampfes für das Leben ist daher die Lobby-Arbeit für das Leben. Dolan ermutigte die Teilnehmer, dies den gewählten Politikern immer wieder auch mitzuteilen. Dies müssen die Stimme der vielen Millionen hören. „Wir sind hier um zu sagen, dass wir nicht aufgeben werden.“

Bemerkenswert beim Gottesdienst war auch, dass im liturgischen Heft für die Feier an die Richtlinien zum Empfang der Heiligen Kommunion der US-Bischofskonferenz erinnert wurde, etwas, das nicht einmal bei normalen Papstmessen stattfindet. So wird daran hingewiesen, dass beispielsweise Nicht-Christen die Heilige Eucharistie unter keinen Umständen empfangen können und Mitglieder von anderen christlichen Bekenntnissen normalerweise auch nicht zur Heiligen Eucharistie zugelassen sind.

Am Ende der Heiligen Messe freuten sich die deutschsprachigen Teilnehmer dann über ein bekanntes Lied: „Holy God, We Praise Thy Name“ („Großer Gott, wir loben Dich.) Nach dem Auszug begann die lange Nacht des Gebetes. Viele Priester hörten auch Beichte, manche Jugendliche stärkten sich zuerst beim Starbucks in der Nähe der Basilika, um dann an der Anbetung teilzunehmen. Ein kleines Fazit: Um die katholische Kirche in den USA muss man sich angesichts dieses kraftvollen Auftretens deutlich weniger Sorgen machen als um die katholische Kirche in unseren Breitengraden.

Fotos von der Veranstaltung:










VIDEO des Pontifikalamtes



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