Von 2018 an untersagt der Papst den Tabakverkauf im Vatikan

2. Jänner 2018 in Aktuelles


Zigaretten-Bann tritt zum Jahreswechsel in Kraft - Franziskus wird damit zu einem Vorreiter im globalen Kampf gegen Nikotinsucht - Hintergrundbericht von Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Zum Neuen Jahr können sich Papst Franziskus und Bhutans König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck die Hand reichen. Sie sind dann Oberhäupter der einzigen beiden Staaten weltweit, in denen ein umfassendes Verkaufsverbot für Tabakwaren gilt. Nachdem das Königreich im Himalaya schon 2010 einen solchen Bann verhängte, dürfen nun auch im Vatikanstaat ab Jahresbeginn 2018 keine Zigaretten mehr über den Tresen gehen.

Dabei war es ein einträgliches Geschäft für Händler und Kunden: Weil auf päpstlichem Hoheitsgebiet keine italienischen Steuern gelten, waren die Zigaretten bei St. Peter konkurrenzlos billig - 3,80 Euro das Päckchen. Hinsichtlich der Umsatzzahlen hält sich der Heilige Stuhl bedeckt. Der italienische Investigativjournalist Emiliano Fittipaldi kalkulierte die Jahreseinnahmen in der Sparte Tabak einmal auf 10 Millionen Euro; das entspricht knapp der Hälfte dessen, was der Vatikan-Supermarkt mit normalen Lebensmitteln verdient.

Das Raucherparadies im Vatikan stand indessen nicht jedem offen. Steuerfrei shoppen dürfen nur aktive und pensionierte Angestellte sowie Ordensmitglieder und Diplomaten. Zigaretten, ein begehrtes Mitbringsel für Angehörige und Freunde ohne Vatikan-Ausweis, bekam ein Berechtigter maximal fünf Stangen pro Monat.

Auf die gegenseitige Erhebung von Zöllen verzichten Vatikanstaat und Italien. Was Freimengen für Diplomaten im weiteren Reiseverkehr betrifft, sind italienische Behörden ohnehin nicht kleinlich: Ein Botschafter darf innerhalb von vier Monaten insgesamt 16 Kilogramm Tabakwaren über die Grenze schaffen - umgerechnet in Zigarren eine Tagesration von sieben Gran Coronas.

Mit dem Pofeln soll nach dem Willen von Franziskus Schluss sein. "Der Heilige Stuhl kann nicht zu einer Aktivität beitragen, die eindeutig die Gesundheit von Menschen schädigt", erläuterte Vatikansprecher Greg Burke die Entscheidung Anfang November. Dies gelte auch, wenn der Verkauf ermäßigter Zigaretten an Vatikanangestellte eine Einnahmequelle für den Heiligen Stuhl sei. "Kein Profit kann legitim sein, wenn er Menschenleben aufs Spiel setzt", so Burke.

Lob gibt es dafür von der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Tabak tötet jedes Jahr über sieben Millionen Menschen", sagt Paul Garwood, WHO-Sprecher in Genf. Konsequent wäre es aus seiner Sicht, wenn der Vatikan jetzt auch ein allgemeines Rauchverbot verhängte. Bhutan, der Pionier des Tabak-Banns, ist sogar noch weiter: Garwood verweist auf die 12.000 buddhistischen Mönche des Landes, die ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung propagieren sollen - vielleicht ein Wink an Kurienkardinäle, einmal den Gesundheitsapostel zu geben.

Historisch gesehen stand die römische Geistlichkeit dem Tabak durchaus offen gegenüber. Es war der geschäftstüchtige Papstbotschafter und spätere Kardinal Prospero Santacroce, der Mitte des 16. Jahrhunderts die Tabakpflanze in Italien einführte und auch bei der Namensgebung Pate stand: "Erba di Santa Croce", also etwa "Heiligkreuzkraut" nannte man die wundersamen Blätter.

So beliebt war das Rauchen unter Klerikern, dass die Päpste Urban VIII. (1623-1644) und Innozenz X. (1644-1655) es während der Gottesdienste und im Petersdom verbieten mussten. Um das Laster zum ökonomischen Segen zu wenden, schuf Alexander VII. (1655-1667) das erste europäische Tabakmonopol, und 1742 ließ Benedikt XIV. (1740-1758) eine päpstliche Tabakmanufaktur errichten.

Später vereinigte Pius IX. (1846-1878) die drei getrennten römischen Produktionsstätten für Schnupftabak, schwere und leichte Zigarren in einem eigenen Gebäude in Trastevere. Noch heute rühmt eine lateinische Inschrift den Papst für seine "officina nicotianis foliis elaborandis" - kurz: Tabakfabrik. Inzwischen beherbergt der Prachtbau an der Piazza Mastai die Monopolbehörde der Region Latium.

Von Pius IX. wird erzählt, dass er gern Schnupftabak nahm und einmal einem Kardinal davon anbot. Dieser lehnte die Prise ab mit der Begründung: "Heiligkeit, dieses Laster besitze ich nicht." Darauf antwortete der Papst: "Wenn es ein Laster wäre, Eminenz, hätten Sie es." - Mit dem 1. Jänner ist der Tabak im Vatikan weniger heimisch.

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