Mehr als sieben Millionen Guadalupe-Pilger in Mexiko-Stadt

14. Dezember 2017 in Weltkirche


Erneuter Pilgerrekord, aber auch elf Tote bei Wallfahrt ins Marienheiligtum


Mexiko-Stadt/Wien (kath.net/KAP) Zum jährlichen Guadalupe-Fest rund um den lateinamerikanischen Marienfeiertag am 12. Dezember sind so viele Pilger wie noch nie nach Mexiko-Stadt gekommen: 7,28 Millionen Gläubige kamen in den vergangenen Tagen aus allen Teilen Mexikos und auch aus dem Ausland zur Guadalupe-Basilika, teilten die mexikanischen Behörden laut Angaben des Onlineportals "El Universal" (Dienstag Ortszeit) mit. 4.700 Menschen hätten medizinische Dienste in Anspruch genommen, viele davon aufgrund von Erschöpfung oder niedrigem Blutdruck. Elf Pilger kamen am Rückweg von Mexiko-Stadt nach Puebla bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Die Wallfahrt nach Guadalupe ist eine der größten Pilgerfahrten der Welt.

Die Opfer und Helfer der schweren September-Erdbebens in Zentralmexiko standen im Mittelpunkt der Gebete, jedoch auch die Korruption, Gewalt und Kriminalität im Land, welche Kardinal Norberto Rivera Carrera in der Predigt in der Guadalupe-Basilika anprangerte. Wer die Botschaft von Guadalupe ernst nehme, müsse sich gegen diese Übel einsetzen, betonte er. Bei ihrem Auftrag an den Indio Juan Diego, einen Tempel zu errichten, habe sich die Gottesmutter Maria nämlich nicht nur auf ein materielles Haus bezogen, sondern auch auf das "heilige Haus", das jeder Mensch in seinem Herz bauen müsse, indem er Falschheit, Angst, Verrat, Lüge und Egoismus entgegentrete, so der scheidende Erzbischof von Mexiko-Stadt, dessen altersbedingten Rücktritt der Papst in der vergangenen Woche angenommen hatte.

Der Drogenhandel, "der Menschen vergiftet und tötet", sowie die vielen Morde, Entführungen und Gewaltverbrechen in Mexiko seien "Desaster, die die Hoffnung ersticken" und ein "fortwährendes Erdbeben, welches das heilige Haus unserer Würde, Werte und Existenz, jedoch auch unserer Familien, unserer Jugend und unseres Lebens zerstört", betonte der Kardinal.

Bei der jährlichen Feier der Erscheinungen der "Guadalupana" vor mittlerweile 486 Jahren gehe es um die Identität Lateinamerikas - "darum, dass Maria unsere Heimat geformt hat und weiter mit uns geht", betonte Rivera. Der Jungfrau von Guadalupe sei in Mexiko eine "vollkommene Inkulturation" gelungen, wobei der Kardinal energisch der Darstellung entgegentrat, hier handle es sich um Synkretismus, also die Vermischung religiöser Ideen oder Philosophien zu einem neuen Weltbild. Der "Götzendienst" sowie indigene Kulte seien durch sie nicht weitergeführt worden, vielmehr "griff sie das auf, was in der menschlichen Kultur an Gutem und Wahrem da war, und entwickelte sie in der Fülle ihres Sohnes Jesus Christus weiter".

Zwischen 9. und 12. Dezember 1531 erschien laut Überlieferung auf dem Tepeyac-Hügel viermal eine Frau, die sich als Mutter Gottes bezeichnete, dem 57-jährigen Indigenen Juan Diego. Sie beauftragte ihn mit dem Bau einer Kirche, um den Menschen dort "Liebe, Hilfe und Mitgefühl" geben zu können. Damit dem Indigenen geglaubt werde, ließ sie ihn trotz des Winters "kastilische Rosen" finden und hinterließ auf seinem Umhang ("Tilma") das später verehrte Bild der Madonna von Guadalupe mit Gesichtszügen einer Mestizin. Bis heute gilt als ungeklärt, wie das Bild auf das Gewebe gelangt ist.

Wien: "Aufruf, es sich nicht bequem zu machen"

Die innige Verehrung für die "Virgencita", die von den Päpsten des 20. Jahrhunderts zur Nationalpatronin Mexikos und von ganz Amerika erhoben wurde, kommt auch bei den im Ausland lebenden Mexikanern zum Ausdruck. Längst zur Tradition geworden ist am 12. Dezember mittlerweile nicht nur die Lateinamerika-Papstmesse im Petersdom in Rom, sondern auch der Guadalupe-Gottesdienst in der Wiener Votivkirche, zu der sich am Dienstagabend knapp 100 Gläubige an einem der Guadalupe geweihten Seitenaltar versammelten.

Auch bei der Wiener Feier wurde der Opfer des Erdbebens gedacht und eine Kollekte für die Diözese Jojutla im besonders betroffenen Bundesstaat Morelos durchgeführt. Maria von Guadalupe sporne die Christen an, es sich nicht bequem zu machen, sagte der Priester Jorge Francisco Curiel in seiner Predigt, denn: "So wie Maria im Lukasevangelium zu Elisabeth eilte, eilte sie zu den Menschen Lateinamerikas - verkörpert durch die Gestalt Juan Diegos - und kommt auch uns entgegen", so der aus Mexiko stammende Geistliche. In Guadalupe helfe Gott zudem den Menschen, Maria als Mutter anzunehmen, der man Sorgen anvertrauen kann.

Die Augen und das Gesicht Unserer lieben Frau von Guadalupe


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Foto (c) Paul Badde/kath.net



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